Bayern-Klatsche in Bochum! Kimmich platzt der Kragen
Verkehrte Welt an der Castroper Straße! Ein entfesselter VfL Bochum hat den Tabellenführer aus München gestürzt und mit einem 4:2-Heimerfolg zurück in die bayrische Landeshauptstadt geschickt. Anders als Mitte September, als der VfL mit 0:7 bei den Bayern baden ging, zerfiel die Elf von Thomas Reis trotz eines frühen Gegentreffers am Samstagnachmittag nicht – und sorgte stattdessen für eine stürmisch umjubelte Sensation.
Dabei hatte alles so begonnen, wie es selbst weniger Fußball-affine Zuschauer erwarten konnten: Siebte Minute, Robert Lewandowski – 1:0 für den Gast aus München. Der polnische Torjäger verarbeitete die Kugel auf Kopfball-Zuspiel von Kingsley Coman erstklassig auf engstem Raum im Fünfmeterraum – und stocherte den Ball zur frühen Führung über die Linie.
Sensation: VfL Bochum schlägt FC Bayern 4:2
Doch wer nun dachte, das der bayrische Offensivzug wie gewohnt ungebremst weiterrauschen und Tor um Tor nachlegen würde, wurde eines überraschend Besseren gelehrt. Erst nutze Christopher Antwi-Adjei die Unordnung der FCB-Hintermannschaft, umkurvte den Bald-Abgang Niklas Süle und verwandelte aus kurzer Distanz sicher – ohne, dass Manuel-Neuer-Vertreter Sven Ulreich eine Chance gehabt hätte (14.).
Was ist in dieser Woche im Volkspark passiert? Jeden Freitag liefert Ihnen die Rautenpost Analysen, Updates und Transfer-Gerüchte – pünktlich zum Wochenende alle aktuellen HSV-News der Woche kurz zusammengefasst und direkt per Mail in Ihrem Postfach. Hier klicken und kostenlos abonnieren.
Machtlos war der Ex-HSV-Keeper auch in den folgenden 31 Minuten vor der Pause – und Dayot Upamecanos Tag entwickelte sich mehr und mehr zu einem rabenschwarzen. Erst erwischte der französische Innenverteidiger den Ball bei einer Hereingabe von Gerrit Holtmann mit der Hand. Den fälligen Elfmeter verwandelte Neuzugang Jürgen Locadia sicher (38.). Leichte Ungläubigkeit machte sich breit auf den Rängen des Vonovia Ruhrstadions, die keine 120 Sekunden später noch einmal getoppt wurde.
Upamecano erwischt einen rabenschwarzen Tag
VfL-Rechtsverteidiger Christian düpierte Coman per Tunnel, zauberte im Doppelpass mit Patrick Osterhage und nagelte die Pille von der Strafraumkante sehenswert in den linken Knick (40.). Die Bochumer Tunnel-Spiele mit anschließendem Traumtor setzten sich wenig später fort: Holtmann schob den Ball durch die Hosenträger von Upamecano und schlenzte den Ball aus 20 Metern ins lange Eck (44.).
Ekstase in blau, lange Gesichter bei den Bayern, bei denen Upamecano zur Pause und zu seiner Erlösung raus musste. Sattelfest war der VfL-Sieg damit freilich noch nicht, zu oft haben die Bayern selbst einen hohen Rückstand in Durchgang zwei noch einmal gedreht. Nicht aber dieses Mal – weil Bochum, obgleich die Kräfte mit zunehmender Spielzeit abnahmen, genauso leidenschaftlich wie bissig blieb und dem Rekordmeister nicht mehr als der Anschlusstreffer gelang.
„Schlechteste Saisonleistung“: Kimmich ist sauer
Armel Bella Kotchap rettete vor Lewandowskis Einschuss (52.), Leroy Sané zielte per Freistoß knapp drüber (59.). Dann traf Lewandowski nach einem Freistoß doch noch zum 2:4 aus Münchner Sicht (75.) – zu mehr aber reichte es nicht. Auch, weil Bayerns Nummer Neun per eigenem, direktausgeführten Freistoß nur die Latte traf und so seinen Dreierpack verpasste (86.).
Das könnte Sie auch interessieren: Söder stellt klar – „Geisterspiele müssen nicht mehr sein!“
Während sich der VfL nach Abpfiff zurecht von den 8500 anwesenden Fans feiern ließ, herrschte bei den Bayern Frust pur. Am deutlichsten wurde Joshua Kimmich am Sky-Mikro: „Ich denke, wir haben über das ganze Spiel gesehen unsere schlechteste Saisonleistung gebracht. Wir haben eigentlich alle Tugenden, die es braucht, um zu gewinnen, vermissen lassen. Wenn so etwas einmal in der Saison passiert, dann sage ich: Das kann mal passieren. Aber uns passiert das jetzt nicht zum ersten Mal. Da müssen wir uns auf jeden Fall hinterfragen, ob das die Mentalität ist, die der FC Bayern verkörpert“, monierte der Nationalspieler.
Hat Dortmund im Titelkampf doch wieder eine Chance?
Kimmich ging es in seiner Analyse aber auch um Grundsätzliches: „Das hat keine taktischen Gründe gehabt. Wir sind ja sogar in Führung gegangen. Da muss sich schon jeder einzelne hinterfragen, ob er heute alles gegeben hat.“ Besonders ärgerte ihn, dass die Bayern sich nicht zum ersten Mal in dieser Saison defensiv so anfällig zeigten: „Es passiert uns zu oft und das kenne ich aus der Vergangenheit so extrem nicht von uns, dass wir dann immer wieder Spiele drin haben, wo wir vier, fünf Gegentore bekommen. Das darf uns auf diesem Niveau nicht passieren.“
Bochum vergrößerte dank der Sensation den Abstand auf Rang 16 vorerst auf sechs Punkte, während die Bayern dem BVB, der am Sonntag bei Union Berlin gastiert und (noch) neun Punkte Rückstand hat, nun doch wieder eine – wenn auch kleine – Tür mit Blick auf die Meisterschaft offen machten. Am Mittwoch empfangen die Münchner in der Champions League mit RB Salzburg ein eigentlich anderes Kaliber. An diesem Samstagnachmittag wird der FCB vorher aber noch ein bisschen zu knabbern haben.