Bochum-Trainer Hecking sauer wegen Union-Wutrede – wie es jetzt weitergeht
In Dirk Zingler tobte ein Vulkan, der die halbe Bundesliga in Brand stecken könnte. Das Urteil im „Skandalspiel von Köpenick”, schimpfte der Präsident von Union Berlin auf dem Heidenheimer Schlossberg, sei ein „Skandal”. Zingler erhob schwere Vorwürfe gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) sowie den VfL Bochum – und erhielt Rückendeckung von gleich mehreren Amtskollegen. Das missglückte Debüt des neuen Union-Trainers Steffen Baumgart ging in all der Aufregung um Zinglers Zündeleien völlig unter.
Der DFB habe mit der Spielwertung gegen Berlin „gegen die eigene Rechtsordnung” verstoßen, schimpfte der 60-Jährige vor mehreren Mikrofonen, die Wertung sei „vollkommen an den Haaren herbeigezogen”. Der DFB-Kontrollausschuss mit Anton Nachreiner an der Spitze habe „mal wieder ein politisches Exempel statuieren” wollen und dafür sogar Schiedsrichter Martin Petersen „geopfert“, der „massiv unter Druck gesetzt” worden sei. Bochum habe den Vorfall genutzt, „um sich einen sportlichen Vorteil zu verschaffen”. Das sei ein “unfairer Skandal, da hört der Spaß auf”.
Zingler fordert Wiederholung des Spiels
Berlin legt gegen das Urteil Berufung ein und will laut Zingler „durch alle Instanzen gehen”. Im Kern geht es um die Frage, ob Schiedsrichter Petersen das Spiel nach dem Feuerzeugwurf gegen den Bochumer Torwart Patrick Drewes hätte fortsetzen dürfen. Zingler meinte: Ja, das habe „im Ermessen” des Unparteiischen gelegen – das Ergebnis von 1:1 müsse daher Bestand haben.
Der DFB sah dagegen einen Fehler von Petersen und wertete die Partie mit 0:2 gegen Union. Sollte der Schiedsrichter wirklich daneben gelegen haben, konterte Zingler, „bleibt nur eine Entscheidung“: Das Spiel muss wiederholt werden.
Bochum-Trainer Hecking: „Bringt überhaupt nichts mehr“
Der Verband habe „die Worte von Herrn Zingler zur Kenntnis genommen”. Doch weder der DFB noch der von Zingler persönlich angegriffene Nachreiner wollten die Vorwürfe kommentieren.
Dafür meldete sich Bochum zu Wort. Dass Union gegen das Urteil in Berufung gehen werde, sei „ein ganz normaler Vorgang”, sagte Trainer Dieter Hecking und ergänzte säuerlich: „Ob man das in der Art und Weise machen muss, ist jedem freigestellt.” Sich weiter dazu zu äußern, „bringt überhaupt nichts”, meinte er – und zwar auch Union nicht, „aber sollen sie es machen”.
FCH-Präsident erwägt juristische Schritte – St. Pauli Geschäftsführer Bornemann findet Berufung nachvollziehbar
Die Konkurrenz im Abstiegskampf verfolgte den Fall genau, Heidenheims Boss Holger Sanwald stimmte Zingler am Rande des 2:0 (1:0) im direkten Duell zu. „Ich kann mit dem Urteil nichts anfangen und bewerte es als falsch”, sagte er bei Sky, Bochum greife „nach dem letzten Strohhalm”, der FCH erwäge juristische Schritte.
Das tut auch der FC St. Pauli. Präsident Oke Göttlich stellte die Frage, ob das Urteil die „Wettbewerbsintegrität” beschädigt habe und betonte: „Das gucken wir uns sehr genau an.” Geschäftsführer Andreas Bornemann nannte die Berufung „völlig nachvollziehbar”. Der „Nichtangriffspakt”, der zum 1:1 geführt hatte, sei „genau das richtige Maß” gewesen, „entsprechend hätte das Urteil ausfallen müssen”.
Union seit zehn Pflichtspielen sieglos
Zingler argumentierte ähnlich. Der DFB greife mit seinem Urteil „massiv in den Wettbewerb ein”, schimpfte er. Es könne nun sein, „dass einer absteigt, der es sportlich nicht verdient hat”. Auch Union.
Aber wie geht es nun weiter? Zingler kündigte an, der Klub werde „durch alle Instanzen gehen“. Nach einem Einspruch entscheidet das DFB-Bundesgericht, ob es eine Entscheidung im schriftlichen Verfahren oder eine mündliche Verhandlung gibt. Vorsitzender ist Oskar Riedmeyer (München).
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Für Union ist die Berufung gefahrlos, denn: Wenn der vom Urteil des DFB-Sportgerichts Betroffene Berufung einlegt, gilt gemäß §28 der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB, das Verbot der reformatio in peius. Das bedeutet, dass Entscheidungen in diesen Fällen nicht zum Nachteil der die Berufung einlegenden Partei abgeändert werden können. (sid/mb)
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