Nagelsmann schreit am Spielfeldrand und gestikuliert mit einem Arm

Bundestrainer Julian Nagelsmann ist von der Klub-WM im Juni nicht begeistert. Foto: WITTERS

„Brutale Belastung“: Nagelsmann versteht die Spieler und sieht die Klub-WM kritisch

Eine simple Rechnung zeigt die Absurdität der kommenden Monate. Bis Saisonende stehen für Joshua Kimmich mit Bayern München noch maximal 13 Spiele in der Bundesliga und der Champions League an. Doch Erholung gibt es danach nicht, denn es folgen das Finalturnier der Nations League und die Klub-WM. Es kommen also nochmal bis zu neun Einsätze für die Bayern und die Nationalmannschaft dazu – und Kimmich, ohnehin ein Dauerbrenner, stünde zum Abschluss der Saison bei aberwitzigen 68 Pflichtspielen.

Julian Nagelsmann kennt die Problematik, angesichts der hohen Ziele braucht der Bundestrainer die besten Spieler. „Ich bin kein Trainer, der die Scheuklappen unten hat und sagt: ‚Das ist mir egal.‘ Es ist aber ein Final-Turnier, da kann ich keine Rücksicht nehmen“, sagte er und fügte hinzu: „Die Klub-WM ist eine brutale Belastung.“

Joshua Kimmich könnte am Ende der Saison bis zu 68 Pflichtspiele haben. WITTERS
Joshua Kimmich vergräbt seinen Kopf im Rasen
Joshua Kimmich könnte seine Saison mit 68 Pflichtspielen beenden.

Aber eben auch eine lukrative Geldquelle für die Vereine, die sich beim erstmals in diesem XXL-Format ausgetragenen Turnier in den USA der gesamten Welt präsentieren. Auch Borussia Dortmund ist dabei, insgesamt 32 Teams nehmen teil.

Dreesen: „keine Lustreise, sondern eine Herausforderung“

„Es ist keine Lustreise, sondern eine echte Herausforderung“, versicherte Bayerns Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen: „Trotzdem wollen wir es den Spielern so angenehm wie möglich machen, wenn sie diesen Stress direkt nach der Saison haben.“

Um die Belastung etwas abzufedern, dürfen die Teams auf einen bis zu 35 Spieler fassenden Kader zurückgreifen. Einfluss auf die hohen Ziele hat das nicht. Alle seien „heiß“, sagte Dreesen: „Wir wollen nicht nur teilnehmen, sondern gewinnen!“ Sollten die Münchner Profis diese Vorgabe erfüllen, befänden sie sich einen ganzen Monat in den USA. Nach dem Finale, das am 13. Juli stattfindet, geht nur vier Wochen später die neue Saison mit der ersten Runde des DFB-Pokals (15. bis 18. August) los. Irgendwann dazwischen nehmen die Vereine wieder das Training auf.

Spielergewerkschaften ohne Möglichkeiten einzugreifen

Und als wäre all das nicht genug, folgt im Sommer 2026 bereits das nächste Highlight: Die Nationalspieler müssen zur WM in Kanada, Mexiko und den USA. Natürlich betrifft dieses Problem nicht allein Deutschland, Fußballprofis sämtlicher Nationen müssen sich der Herausforderung stellen. Die Spielervertretung FIFPro ist alarmiert, ihr fehlt aber ein Hebel, um das Hamsterrad zu stoppen.

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Die Reform der europäischen Klubwettbewerbe mit der Champions League an der Spitze hat weitere Spiele gebracht, und natürlich will auch der Weltverband FIFA immer mehr: Bei der Endrunde 2026 nehmen erstmals 48 Nationalmannschaften teil, es wird 104 Spiele und somit 40 mehr als bei der Winter-WM in Katar 2022 geben.

Geld sei „ein Stück Motivation mehr“ für Rummenigge

Hinter all dem steckt längst nicht nur die Liebe zum Sport, sondern wirtschaftliches Interesse. Bei der Klub-WM gehe es um „Geld“, und zwar um „viel Geld“, sagte Karl-Heinz Rummenigge, langjähriger Vorstandschef und heutiger Aufsichtsrat des Rekordmeisters, bei einem Termin der Infinity League am Samstag in München. Dies sei „ein Stück Motivation mehr“.

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Ob diese die Spieler oder die Verantwortlichen betreffe, ließ Rummenigge offen. Überhaupt sei das Thema Belastung mit einem Augenzwinkern zu betrachten. „Ich zitiere da gerne meinen leider nicht mehr vorhandenen Freund Franz Beckenbauer, der immer gesagt hat, lieber spielen als trainieren“, sagte Rummenigge. Fraglich ist, bei welcher Anzahl an Spielen die Blase platzt. (sid/vb)

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