„Um Gottes Willen!“ Sahin-Klartext zu Morddrohungen und Malen-Transfer
Borussia Dortmunds Trainer Nuri Sahin ruft angesichts der kontroversen Ansetzung von Schiedsrichter Sascha Stegemann zu Sachlichkeit auf. „Kein Mensch auf dieser Welt verdient Morddrohungen, egal, was passiert ist“, sagte Sahin vor dem Topspiel der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen am Freitag (20.30 Uhr/Sat.1 und DAZN). „Ich bin sicher, dass er ein neutraler Schiedsrichter sein wird, der sein Bestes gibt.“
Stegemanns bislang letztes Spiel mit BVB-Beteiligung im April 2023 hatte großes Aufsehen ausgelöst und sogar Todesdrohungen nach sich gezogen. Beim 1:1 der Dortmunder in Bochum (30. Spieltag) blieb ein Elfmeter-Pfiff nach einem klaren Foul an Karim Adeyemi aus, was später vom Schiedsrichter selbst und vom Verband als Fehler eingeräumt wurde.
Stegemann-Entscheidung hatte Einfluss auf die Meisterschaft
Die BVB-Fans ärgerten sich damals, weil ihren Schwarz-Gelben zwei wichtige Punkte auf dem Punktekonto fehlten. Die taten Dortmund nach dem 34. Spieltag besonders weh, denn: Am Saisonende wurde der FC Bayern München aufgrund einer besseren Torbilanz Meister.
„Natürlich war die Entscheidung für Borussia Dortmund eine Katastrophe, dennoch darf man niemandem den Tod wünschen“, betonte Sahin. „Er muss auch nichts gutmachen. Er soll einfach nur neutral das Spiel pfeifen. Morddrohungen? Um Gottes Willen.“
Zwischen Schlaf und Druck: Sahin sieht die rote Linie
Wenn Leverkusen am Freitagabend in den Signal-Iduna-Park kommt, geht es derweil weiter mit Flutlicht, Druck und Drama. Sahin hat die geruhsamen Tage mit seiner Familie sehr genossen – doch er weiß ganz genau, was nun kommt. „Schlaf“ werde ihm bald wohl am meisten fehlen, das ahnt der Trainer vor dem Raketenstart ins Bundesliga-Jahr 2025 gegen den Meister Bayer. „Ich habe zuletzt viel geschlafen und ausgeruht.“
Diese Erholsamkeit ist seinen Spielern vor mehreren englischen Wochen zumindest teilweise nicht vergönnt. „Bei uns rauscht ein bisschen die Grippewelle durch“, berichtete Sahin: Innenverteidiger Waldemar Anton und U17-Weltmeister Almugera Kabar liegen flach. Da Pascal Groß gesperrt ist, Niklas Süle verletzt und Marcel Sabitzer angeschlagen, fühlt sich der Trainer gleich wieder ins wilde Vorjahr versetzt: Personalsorgen, wohin er nur schaut.
Geschäftsführer Ricken macht Druck
Rücksicht darf der Trainer allerdings nicht erwarten – beim BVB ist die rote Linie stets klar gezogen. Nur wer die Mannschaft in die Champions League führt, darf hoffen, länger auf dem „heißen Stuhl“ zu sitzen. Vom sechsten Tabellenplatz mindestens auf den vierten vorzurücken, das werde „ein riesiger Kraftakt“, mahnt Geschäftsführer Lars Ricken. Seine Hausaufgabe für Sahin: „Wir werden deutlich mehr als zwei Punkte pro Spiel im Schnitt holen müssen.“
In den 15 Spielen dieser Saison waren es nur 1,67, insgesamt enttäuschende 25. Bayer holte in der Meistersaison sensationelle 2,65 im Schnitt. „Leverkusen hat, seit Xabi Alonso dort Trainer ist, gefühlt alles auf den Kopf gestellt“, lobte Sahin, „sie haben eine außergewöhnlich gute Mannschaft mit außergewöhnlicher Mentalität.“
All das, was der BVB so gerne hätte, aber noch nicht hat. Am Freitag bekommt er noch einmal schmerzhaft die eigenen Versäumnisse vorgeführt. Sollten die Bayern schwächeln, das war immer das Credo, dann wollte der BVB da sein! War er aber nicht. „Leverkusen hat das geschafft, wohin wir kommen wollen und auch werden“, sagte Sahin kämpferisch. „Das zeigt aber auch, dass sowas Zeit braucht.“
Malen vor Wechsel – Holt der BVB Rashford als Ersatz?
Zeit, die nicht nur in den kommenden Wochen knapp bemessen sein wird. Der BVB hat wie viele andere Vereine auf ein Trainingslager im Süden verzichtet und sich knackig kurz im kalten Deutschland vorbereitet. Noch mit dem Kader des ersten Saisonteils – aber das könnte sich ändern.
Donyell Malen soll vor dem Absprung zu Aston Villa stehen, als Ersatz wird der große Name Marcus Rashford von Manchester United diskutiert. Sahin machte es kurz: „Zu Gerüchten sage ich nichts“, betonte er. „Wir sind vorbereitet für alle Fälle.“ Malen soll im Kader stehen und sei auch ein Startelf-Kandidat.
Sahin hat nur das Siegen im Kopf
Unabhängig von Wenn und Aber will Sahin weiterhin auf Sieg spielen. „Für die Tabelle wäre das extrem wichtig. Wir würden heranrücken“, sagte er. „Gegen all die großen Namen haben wir eigentlich immer unsere Leistung gebracht.“
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„Die großen Namen“ hat der BVB in dieser Saison aber nicht besiegt: Zum Beispiel den VfB Stuttgart (1:5), Real Madrid (2:5), Bayern München (1:1) und den FC Barcelona (2:3). Gegen Leverkusen soll sich das ändern. Sonst droht ein schnelles Schlafdefizit. (sid/tm)