Darum holt Bundestrainer Nagelsmann Unions Behrens (32)
Mit einem breiten Grinsen schlenderte Kevin Behrens (32) auf den Trainingsplatz, Kapitän Christopher Trimmel klatschte hochachtungsvoll für den Neu-Nationalspieler. Ob er schonmal in Amerika war? „Nein, tatsächlich nicht. Das ist das erste Mal“, sagte der Stürmer von Union Berlin. Doch bevor der 32-Jährige mit dem DFB-Team in die USA aufbricht, soll seine unerwartete Nominierung den kriselnden Berlinern den nötigen Rückenwind für die so wichtige Wende geben.
Mit dem Bundesliga-Spiel vor 80.000 Fans bei Borussia Dortmund steht Union am Samstag (15.30 Uhr/Sky) eine Aufgabe bevor, die schwerer kaum sein könnte. Seit dem Aufstieg 2019 gab es dort nur Niederlagen und hinzu kommt Unions aktuelle Krise mit sechs verlorenen Pflichtspielen in Folge. „Am Schluss musst du trotzdem eine positive Haltung haben, um in Dortmund etwas zu holen. Ansonsten wird es doppelt schwer“, sagte Trainer Urs Fischer, der zugab: „Natürlich ist nicht das gleiche Selbstvertrauen und die gleiche Überzeugung da.“
Nagelsmann über Behrens: „Ein guter Typ, der immer gewinnen will“
Zuletzt hatte die bittere Last-Minute-Niederlage (2:3) gegen Sporting Braga in der Champions League die Unioner am vergangenen Dienstag in Schockstarre versetzt, wobei Fischer bemüht war, die positiven Aspekte herauszuarbeiten. Wieder einmal erspielte sich sein Team gute Torchancen – und Sheraldo Becker beendete mit seinem Doppelpack die kollektive Torflaute. Auch gegen den BVB wird es zwingend Tore brauchen, um den ersehnten Turnaround zu schaffen. Und da kommt eben Behrens ins Spiel.
Mit seinen vier Toren in sechs Bundesliga-Spielen empfahl sich der Mittelstürmer zuletzt für die Auswahl von Bundestrainer Julian Nagelsmann, der Behrens als zweiten Unioner neben dem etablierten Robin Gosens nominierte und Behrens‘ Qualitäten betonte. Der kopfballstarke Angreifer sei „ein guter Typ, der immer gewinnen will“, sagte der Coach: „Er marschiert defensiv sehr viel, ist im Anlaufen sehr stark. Aber eben auch in der Luft, wenn wir Gegner haben, die tief verteidigen und wir am Ende noch ein Tor brauchen.“
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Behrens seit dem zweiten Spieltag nicht mehr getroffen hat, nachdem er zum Auftakt gegen den FSV Mainz 05 einen Dreierpack geschnürt und eine Woche später bei Darmstadt 98 noch einen Treffer nachgelegt hatte. „Am Ende bist du abhängig von Spielern, die Tore machen. Du brauchst Tore, um Spiele zu gewinnen und manchmal um auch nur einen Punkt zu holen“, sagte Fischer. Selbst ein Zähler in Dortmund wäre angesichts der Gesamtsituation ein gewonnener.
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Und dennoch: Auch bei einer siebten Pleite würden sie in Köpenick noch nicht verzweifeln. Freilich wäre die Stimmung auf der Mitgliederversammlung am Sonntag nicht ganz so heiter wie in den absurd erfolgreichen Vorjahren, aber bei Union haben sie vor dem Aufstieg schon ganz andere Krisen überstanden. Zudem kündigte Fischer an, dass die verletzten Rani Khedira und Robin Knoche, zwei unheimlich wichtige Defensivpfeiler, nah dran seien, „wieder das Mannschaftstraining aufzunehmen.“ Nach der Länderspielpause soll also alles besser werden. (sid/lsc)