Der „Alte“, das Bierchen und Real Madrid: Bochum schwärmt von Ex-HSV-Trainer Hecking
Erst zauberte Dieter Hecking mit Harry-Potter-Brille beim VfL Bochum neue Hoffnung aus dem Hut, dann beschenkte er seine Spieler und sich selbst. „Ich habe gesagt, wenn ihr ein gutes Spiel macht und wir auch noch was holen, dann gibt’s zwei Tage frei“, berichtete der neue Trainer nach dem 1:1 (0:1) gegen den Doublegewinner Bayer Leverkusen.
Der nicht ganz uneigennützige Hintergrund: Hecking hatte nach seiner fast perfekten Rückkehr auf die Bundesliga-Trainerbank schon Pläne für den Samstagabend. „Ich will auf die Soester Kirmes zu meinen Schwestern. Das haben sie mir gegönnt, sie wussten, dass der Alte ein Bierchen trinken will“, erzählte der 60-Jährige schmunzelnd.
Holtmann über Hecking: „Dem glaubst du einfach alles“
Auch wenn der VfL mit nur zwei Punkten nach zehn Spielen noch immer abgeschlagener Tabellenletzter ist – der Glaube an den Klassenerhalt ist nach nur fünf Tagen Hecking zurück. Vor allem wegen Hecking. „Er ist ein überragender Trainer mit Charisma und Aura“, schwärmte Gerrit Holtmann, unter dem vor drei Wochen geschassten Peter Zeidler schon aussortiert, unter dem neuen Coach wieder in der Startelf: „Dem glaubst du einfach alles. Wenn er mir sagen würde, warum ich nicht bei Madrid spiele, würde ich ihm glauben. Er ist ein unfassbar guter Trainer.“
Einer, der trotz aller Erfahrung vor seinem 419. Bundesligaspiel, dem ersten seit fünfeinhalb Jahren, „nervös“ war und „ein bisschen Achselschweiß“ hatte.
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Auf dem Weg am Morgen von Hannover, wo er den Geburtstag seiner Tochter gefeiert hatte, zur neuen Arbeitsstelle war ihm sein Debüt im Oberhaus im August 2006 durch den Kopf gegangen. „Es war auch gegen Leverkusen, wir haben damals 0:3 mit Alemannia Aachen verloren“, erinnerte sich Hecking: „Danach hat meine Frau gesagt: Das ist jetzt also die Bundesliga, dann wirst du nicht viele Spiele gewinnen.“
Hecking erweckt den Glauben an den Klassenerhalt wieder
Dass es für den gebürtigen Castrop-Rauxeler „anne Castroper“ anders wurde, hatte damit zu tun, wie er die völlig verunsicherten Spieler, die zuletzt in zwei Spielen zwölf Gegentore kassiert hatten, anpackte. „Wenn du eine Mannschaft begeistern willst, dann brauchst du diese Emotion, diese Leidenschaft, damit du das rüberbringen kannst“, sagte der Ex-HSV-Trainer und fügte mit einem Schmunzeln an: „Mir ist das anscheinend gelungen, dass sie zumindest wieder den Glauben haben.“
Vor allem gab er den Bochumern „positive Sicherheit“, wie es Holtmann ausdrückte, „wir haben wirklich einfach trainiert, die Basics.“ Und Kapitän Anthony Losilla ergänzte: „Er gibt uns die Stabilität, die uns gefehlt hat, ganz klare Abläufe. Wenn man weiß, was zu tun ist, läuft es.“
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Mit Fünferkette und Doppelsechs ließ Hecking der Leverkusener Kombinationsmaschine wenig Raum. Nur Zauberfuß Florian Wirtz fand bei seinem genialen Pass auf den Torschützen Patrik Schick (19.) eine Lücke. Als Bayer in den Verwaltungsmodus schaltete, entdeckte der VfL auch die Offensive wieder und wurde mit dem verdienten Ausgleich durch den eingewechselten Koji Miyoshi (89.) belohnt – und zwei freien Tagen. (sid/js)