Der größte Fußballer aller Zeiten: Pelé († 82) ist tot
Er war der Größte aller Zeiten, lange bevor dieser Titel zu allen Zeiten und Unzeiten immer wieder neu vergeben wurde. Pelé, geboren am 23. Oktober 1940 als Edson Arantes do Nascimento in Três Corações, ist am 29. Dezember 2022 im Alter von 82 Jahren verstorben. Das bestätigte seine Familie am Donnerstagabend deutscher Zeit. „Alles, was wir sind, ist wegen dir. Wir lieben dich unendlich. Ruhe in Frieden“, schrieb seine Tochter Kely Nascimento bei Instagram.
Dreimal Weltmeister mit Brasilien, zweimal Weltpokalsieger mit „seinem” FC Santos, Spieler des Jahrhunderts … die bloßen Fakten eines erfolgreichen Fußballerlebens erfassen nicht den Zauber, der von Pelé auf dem Rasen ausging. Die leichtfüßige Eleganz, die schnelle Souveränität, die musikalisch anmutende Spielweise verbanden sich zu einer mitreißenden Mischung, einem Aufbruch in ungeahntes Terrain. „Pelé wurde zum Symbol für den Aufstieg Brasiliens”, urteilte der Musiker Gilberto Gil einmal.
Mit 17 wurde Pelé mit Brasilien zum ersten Mal Weltmeister
Pelé verhalf dem Land nicht nur als gerade 17-Jähriger 1958 zum ersten, lang ersehnten Weltmeistertitel. Er prägte auch das „jogo bonito”, das schöne Spiel, dem Generationen von brasilianischen Nationalspielern seither oft vergeblich nacheifern. Seit der im Farbfernsehen übertragenen Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko war dieses schöne Spiel auch untrennbar mit den goldgelben Trikots der „Seleção” verbunden – und nur noch Coca-Cola in Europa als Marke bekannter als Pelé.
„Vor dem Spiel dachte ich, Pelé sei aus Fleisch und Knochen, so wie ich”, sagte Tarcisio Burgnich, Verteidiger der italienischen Endspielverlierer von 1970: „Jetzt weiß ich, dass ich Unrecht hatte.” Seine Tore verwandelten sich in Bilder, Erzählungen, Mythen: Pelé war der erste globale Fußballstar, obwohl er fast nur für den FC Santos spielte, der ihn als 15-Jährigen aufgenommen hatte. Und kurz vor Muhammad Ali war Pelé auch zum ersten schwarzen Sportstar geworden – auch wenn er sich politisch nicht so vehement engagierte wie der Jahrhundert-Boxer.
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Schnell stieg er zu „O Rei” auf, dem König, der in Brasilien aber eher verehrt als geliebt wurde. Der begnadete Dribbler Garrincha, der früh im Suff starb, erhielt den weit weniger distanzierten Spitznamen „Freude der Menschen”. 18 Jahre stürmte Pelé für Santos, am 20. Oktober 1962 auch im Volksparkstadion, als der HSV den Gästen im Freundschaftsspiel ein 3:3 abrang. Uwe Seeler traf einmal, Pelé zweimal. Am 5. Mai 1963 sahen die beiden sich im Volkspark wieder, Pelé traf zum 2:1-Sieg des Weltmeisters gegen die DFB-Elf.
Pelé löste den Fußball-Boom in den USA aus
In Deutschland brauchte man da schon niemandem mehr erzählen, wer Pelé war. Für die globale Entwicklung war sein Abstecher nach New York bedeutender, wo er von 1975 bis 1977 Zehntausende ins Stadion lockte und damit einer der Wegbereiter für die wachsende Bedeutung des „Soccers” in den USA war. Niemand anderes hätte diesen frühen Fußball-Boom in den Staaten auslösen können.
„Edson ist der Mensch mit Familie, der hart arbeitet und Gefühle zeigt”, skizzierte der Superstar sich einmal selbst: „Pelé ist das Idol, das niemals sterben wird.” Den Namen hatte er als Achtjähriger beim Rumkicken mit Freunden verpasst bekommen – dass die vier Buchstaben keine Bedeutung haben, machte seinen Träger nur noch bedeutungsvoller. „Unter Milliarden Menschen gibt es nur einen Beethoven, einen Bach, einen Michelangelo und einen Pelé“, entwarf der Verehrte seine eigene Ahnenreihe.
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Nach seiner Zeit als Fußballer wurde Pelé Geschäftsmann, Unicef-Botschafter, Werbefigur und Politiker. In den 1990er-Jahren bekämpfte er die Vetternwirtschaft im brasilianischen Fußball, als Sportminister von 1995 bis 1998 brachte er ein vom Parlament allerdings stark verwässertes Transparenzgesetz auf den Weg. Umso größer die Enttäuschung vieler Freunde des „schönen Spiels”, als Pelé ab 2001 wieder gemeinsame Sache mit Verbandsboss Ricardo Teixeira machte. Korruption lässt sich nicht so leicht durchbrechen wie gegnerische Abwehrreihen.
Pelé schoss mehr als 1300 Tore – nur bei Jorge Amado nicht
Die wiederum überwand er mit Leichtigkeit. 1301 Tore stehen für Pelé verbucht, aber auch das ist nur eine, wenngleich imposante Zahl. In Jorge Amados Buch „Bola und der Torhüter” scheitert der Weltstar wiederholt daran, per Elfmeter sein 1000. Tor zu erzielen. Weil der Ball sich in den Torhüter verliebt hat und immer wieder in seine Arme springt. Nur eine übernatürliche Kraft, so die Erkenntnis, kann Pelé am Toreschießen hindern.
Die meisten Bälle dieser Welt konnten freilich nicht anders, als sich in Pelé zu verlieben. Da ging es ihnen so wie den Menschen.