Hansi Flick bei einem Länderspiel im Juni
  • Hansi Flick wurde als Bundestrainer entlassen.
  • Foto: WITTERS

DFB-Kader gegen Frankreich: Auf wen Flick in der Krise setzt, auf wen nicht

Hansi Flick war zum Saisonstart viel unterwegs. Der Bundestrainer saß in etlichen Stadien von Bremen über Leverkusen, Dortmund und Barcelona bis Darmstadt auf der Tribüne, um möglichst viele Nationalspieler live zu beobachten. Denn Flick weiß: Der erste Länderspiel-Kader, den er an diesem Donnerstag nominiert, muss passen.

Für den sportlich und finanziell angeschlagenen DFB und seinen Chefcoach gibt es in den Testpartien gegen den unberechenbaren WM-Schreck Japan am Samstag kommender Woche in Wolfsburg und drei Tage später in Dortmund gegen den hochkarätig bestückten WM-Zweiten Frankreich mit Superstürmer Kylian Mbappé nur zwei Szenarien: Es gelingt zum Start in die EM-Saison der ersehnte Befreiungsschlag und damit ein Stimmungsumschwung – oder der Handlungsdruck verschärft sich neun Monate vor dem Heimturnier 2024 massiv.

Flick: „Ich kann versprechen, dass wir eine andere Mannschaft sehen“

Nach dem dreifachen Juni-Flop gegen die Ukraine (3:3), Polen (0:1) und Kolumbien (0:2), dem ein gleichfalls Augen öffnendes 2:3 gegen Belgien im März vorausgegangen war, hielten DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Sportdirektor Rudi Völler weiter zum Bundestrainer. Flick muss aber nach inzwischen vier sieglosen Spielen, bei denen seine taktischen und personellen Experimenten auch aus seiner Sicht „in die Hose gegangen“ waren, in den anstehenden Testpartien eine Trendwende einleiten.

Nach dem verstörenden Abschluss der WM-Saison gelobte er Besserung zum Start in die EM-Spielzeit. „Ich kann versprechen, dass wir im September eine andere Mannschaft sehen“, sagte Flick auf dem Stimmungstiefpunkt nach der Niederlage gegen Kolumbien.

Wen lädt der Bundestrainer ein? Völler hatte zuletzt nicht Flick („Hansi ist am Ende doch die ärmste Sau“) ins Visier genommen, sondern die Spieler. Der frühere DFB-Teamchef hinterfragte Qualität und Mentalität. „Der eine oder andere ist bei allem Bemühen an die Grenze gekommen“, kritisierte Völler. Und der 63-Jährige rügte: „Wenn wir eine gute EM spielen wollen, müssen wir mehr brennen.“

Achse um Rüdiger, Kimmich, Can und Gündogan

Flick brennt auch zwei Jahre nach seinem Wechsel vom FC Bayern zum DFB weiter für den Bundestrainer-Job. Und er ruft ein gutes Dreivierteljahr nach der vermurksten Katar-WM den nächsten Neuanfang aus. „Ab jetzt gilt’s“, sagte der 58-Jährige. Raus aus der Tristesse, rein in die EM-Vorfreude – diesen Stimmungswandel will er schaffen: „Wir müssen eine Siegermentalität erarbeiten.“ Nur mit Siegen lässt sich eine EM-Euphorie erzeugen

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Das erste Halbjahr 2023 hatte Flick zur „Testphase“ erklärt. Jetzt soll sich in den noch sechs Länderspielen bis zum Jahresende eine EM-Formation herausbilden. „Entscheidend ist, dass wir jetzt ein Kernteam finden mit fünf, sechs, sieben oder acht Positionen, auf denen wir die Nummer eins benennen“, kündigte Flick in einem „Kicker“-Interview an. Antonio Rüdiger, Joshua Kimmich, Emre Can und Ilkay Gündogan nannte er als Teile eines Gerüstes.

Müller-Comeback ist nicht vorgesehen

Abwehr-Youngster Malick Thiaw war der einzige echte Lichtblick während Flicks missglückter Experimentierphase in den ersten fünf Länderspielen dieses Jahres. Der Dortmunder Abwehrhüne Niklas Süle wird nach einer von Flick verordneten Denkpause im Juni nun im Kader zurückerwartet. Ein Thomas-Müller-Comeback ist nicht vorgesehen.

Die zuletzt verletzt ausgefallenen Offensivspieler Serge Gnabry, Timo Werner und Karim Adeyemi sind ebenso wie der Neu-Dortmunder Felix Nmecha wieder Optionen. Hinter Bayern Münchens Jungstar Jamal Musiala steht nach einem Muskelfaserriss ein Fragezeichen.

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Flicks Kritiker werden genau hinschauen, wer berufen wird – und wer nicht. Flick reagierte zuletzt gereizt auf kritische Zwischenrufe: „Ich finde es schon eine große Dreistigkeit zu behaupten, dass Spieler nicht nach dem Leistungsprinzip eingeladen werden.“ (dpa/fs)

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