DFB-Schiri Zwayer bestreitet erneut Manipulationen und erhält Morddrohungen
Zwayer spricht in einem Interview mit Sky-Moderator Riccardo Basile erstmals über die bedrohliche Situation nach dem Bundesliga-Spitzenspiel Borussia Dortmund gegen Bayern München Anfang Dezember. Der Schiedsrichter musste sich mit üblen Anfeindungen auseinandersetzen. Juristisch bleibt seine Vergangenheit aber bei den Akten.
BVB-Profi Bellingham hatte nach der 2:3-Niederlage der Dortmunder den Schiedsrichter attackiert. Der Engländer hatte Zwayer in Anspielung auf den 17 Jahre alten Skandal um Robert Hoyzer indirekt Bestechlichkeit vorgeworfen und den Spießrutenlauf befeuert.
„Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du?“ Für dieses Aussage musste Bellingham 40.000 Euro Strafe zahlen.
Daraufhin nahm Zwayer sich eine Auszeit um die Geschehnisse zu verarbeiten: „Ich bin dabei, die Situation aufzuarbeiten“, sagte der 40-Jährige mit Blick auf die Geschehnisse beim Spiel zwischen dem BVB und dem FC Bayern Anfang Dezember.
Furchtbare Drohungen gegenüber Zwayer
Nun berichtet der Schiedsrichter im Sky-Format „Meine Geschichte“ über die jüngsten Ereignisse. Die Aussagen sind schockierend. Der Bundesligaschiedsrichter hat eine Ehefrau und zwei kleine Töchter. Auf die Frage wie das Spiel das Leben seiner Familie verändert hat, antwortete Zwayer bedrückt:
„Auf meinem dienstlichen E-Mail-Account sind zahlreiche Nachrichten eingegangen, die unglaublich sind und mit denen auch sehr schwer umzugehen ist. Ich wurde von der Berliner Polizei angeschrieben, dass eine Morddrohung gegen mich existiert im Internet. Das sind Dinge, die ich meiner Frau nicht verheimlichen konnte, insbesondere weil sie mir unheimlich nahe gegangen sind.“
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Die Situation ist ganz schwer auszuhalten
„Was passiert dann, wenn man drei Tage später angesetzt ist für ein internationales Spiel, versucht, sich diesen Rucksack aufzuladen und in der Tür steht und versucht, sich wie die vergangenen zehn, 15 Jahre von der Frau zu verabschieden und man dann sieht, wie sie in Tränen ausbricht, nicht weil sie mich vermisst, wenn ich weg bin, sondern weil sie sich sorgt um mich und vielleicht auch darum, was zuhause passiert. Das ist eine Situation, die nur ganz schwer auszuhalten ist, um ehrlich zu sein.“
Die heftigen Folgen des Wirbels um Felix Zwayer strapazieren den Schiedsrichter auch sechs Wochen nach dem Beginn der Debatte enorm. Trotz seiner Klagen über ein völlig aus den Fugen geratenes Leben kann Zwayer dennoch nicht darauf hoffen, dass er juristisch reingewaschen wird.
Denn auch nach Zwayers neuen Einlassungen hinsichtlich seiner Verstrickung in den Manipulationsskandal um seinen früheren Kollegen Robert Hoyzer sieht die Sportgerichtsbarkeit des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) keinen Handlungsbedarf. Das machte der Sportgerichts-Vorsitzende Hans E. Lorenz deutlich.
„Der Fall ist rechtskräftig abgeschlossen. Es gibt für die Sportgerichtsbarkeit keine Veranlassung, den Fall noch einmal aufzurollen”, sagte Lorenz dem SID: „Ein Wiederaufnahmeverfahren könnte es nur dann geben, wenn es eine neue Beweislage geben würden. Davon kann aber keine Rede sein.“
Zwayer weist Anschuldigungen zurück
Zwayer hatte zuvor bestritten, dass er einst Geld angenommen habe, um ein Spiel zu manipulieren. „Mir wurde niemals Geld angeboten, mir wurde niemals offenkundig von einer beabsichtigten oder durchgeführten Spielmanipulation berichtet“, sagte der Berliner bei Sky: „Ich habe von Robert niemals Geld für irgendeine Beteiligung an irgendeiner Manipulation eines Spiels erhalten.“
Damit geht Zwayer nicht konform mit der Aktenlage rund um den Hoyzer-Skandal im Jahr 2004. Es „ist davon auszugehen“, dass Zwayer als Assistent Geld von Drahtzieher Hoyzer angenommen habe, heißt es im Urteil des damaligen Sportgerichts-Vorsitzenden und heutigen DFB-Interimspräsidenten Rainer Koch aus dem Jahr 2006. Später deckte Zwayer den Skandal mit auf, eine Manipulation wurde ihm trotz Sperre nie nachgewiesen.
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Zwayer gab hinterher an, dass er das Urteil lediglich aus verfahrenstechnischen Gründen akzeptiert habe. Allerdings wurde Zwayer damals nicht wegen der angeblichen Annahme des Geldes gesperrt, bei dem seine Aussage gegen die Hoyzers stand. Die Strafe erhielt Zwayer, weil er sein Wissen über die Manipulationen Hoyzers nicht umgehend offenbart hatte. (SID/lp)