DFL vergibt TV-Rechte: Seifert: „Komplizierteste Ausschreibung der Geschichte“
Frankfurt/Main –
Als „komplizierteste Ausschreibung der Geschichte“ kündigte DFL-Boss Christian Seifert (50) am Dienstag die Vergabe der Medienrechte für die Fußball-Bundesliga an. Kein Wunder: Über die TV-Rechte verdienen die deutschen Erst- und Zweitligisten immerhin den Großteil ihres Geldes.
Der Prozess für die vier Spielzeiten von 2021/2022 an hat nun begonnen. Bis zum 11. Mai will die Fußball-Bundesliga die Milliarden-Auktion der Medienrechte abgeschlossen haben. Seifert erklärte in der Pressekonferenz auch weitere Neuerungen in der Bundesliga.
Was ist am Spielplan neu?
Die 1. Bundesliga spielt ab der Saison 2021/22 zehnmal am Sonntagabend um 19.30 Uhr. „Das ist mit allen Klubs besprochen und wurde auch von allen akzeptiert“, sagte Seifert. Die Sonntagabend-Termine ersetzen den bei Fans ungeliebten Montagabend (20.30 Uhr) und den für Amateure ungünstigen Sonntagmittag (13.30 Uhr), die derzeit noch je fünfmal im Spielplan standen.
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Am Sonntagabend wird die Anstoßzeit von 18.00 Uhr auf 17.30 Uhr wechseln. Eine Zerstückelung wie in Spanien wolle er nicht, betonte Seifert. „Wir widerstehen der Verlockung, sechs, sieben, acht Anstoßzeiten zu haben. Wir glauben, dass das langfristig schädlich ist“, betonte der Geschäftsführer der DFL. Neu ist auch, dass der 33. Spieltag ab der Saison 2021/22 wie die vorherigen gestaffelt stattfinden wird und nicht mehr wie bisher komplett am Samstagnachmittag. Das gibt es nur am letzten Spieltag.
Was gibt es für die Fans ohne zusätzliche Bezahlung?
Zukünftig gibt es drei zusätzliche Live-Partien im Free-TV – insgesamt also neun. Die beiden Relegationsspiele zwischen 1. und 2. Liga sowie der Zweitliga-Auftakt sollen in der kommenden Rechteperiode nicht mehr exklusiv für Pay-TV-Anbieter sein. Derzeit sind drei Erstligaspiele, die Relegation zwischen 2. und 3. Liga sowie der Supercup im Free-TV zu sehen.
Kann es noch mehr Spiele im Free-TV geben?
„In der Tat kann die Zahl steigen“, sagte Seifert. Es gibt ein neues Paket in der Ausschreibung mit 33 Partien der 2. Liga am Samstag um 20.30 Uhr. „Es ist nicht ausdrücklich für Free ausgeschrieben, aber auch“, erklärte der DFL-Boss. Hier treten also Pay- und Free-TV-Sender bei der Auktion direkt in Konkurrenz.
Welches sind die teuersten TV-Rechte?
Das meiste Geld verdient die Liga im Bezahlbereich, der etwa 80 Prozent der Milliarden-Einnahmen bringt. Zu den vier – statt bisher fünf – Live-Paketen der neuen Ausschreibung für Pay-Anbieter gehören drei am Samstag: die Konferenz, die 15.30-Uhr-Spiele und das Top-Spiel um 18.30 Uhr. Das vierte Paket umfasst die Partien am Freitag und Sonntag.
Kann es sein, dass die Fans mehrere Abos benötigen?
Im Extremfall sind drei Abonnements notwendig, um alle Spiele live sehen zu können. Und für die Konferenz könnte sogar ein vierter Vertrag notwendig sein. „Theoretisch ist das möglich“, bestätigte Holger Blask (45), bei der DFL Direktor Audiovisuelle Rechte. Gewünscht ist das nicht, aufgrund der mit dem Kartellamt abgestimmten Regelungen aber eine Möglichkeit. „Wir haben es in Teilen selbst in der Hand, aber nicht komplett“, sagte Seifert.
Ist es möglich, dass ein Unternehmen alle Pay-Rechte kauft?
Ein Anbieter wie etwa Sky kann die vier Pakete für Live-Berichterstattung im Bezahlbereich komplett kaufen. Dann tritt aber ein komplizierter Fall ein: Aufgrund des Einspruchs durch das Kartellamt dürfen in solch einem Fall zwei der Pakete nicht exklusiv vergeben werden. Das heißt, dass die Inhalte dieser beiden Pakete zusätzlich an einen Streaming-Anbieter verkauft werden, der dann parallel senden würde.
Aber auch ein Streamingdienste wie DAZN soll nicht alle vier Live-Pakete exklusiv erwerben können. Auch hier gilt die „No-Exclusive-Owner Rule“: In diesem Fall müsste auch ein Pay-TV-Sender mit Satelliten- und Kabelnetzzugang wie Sky beteiligt werden.
Wie viel Geld erwartet die Klubs?
Im letzten Jahr des laufenden Vertrags werden – aufgrund einer Steigerung in jeder Saison – rund 1,36 Milliarden Euro ausgeschüttet. Will die Liga dieses Niveau auch von 2021 an halten, muss der neue Vertrag fast 20 Prozent mehr einbringen. Seifert versucht zu bremsen und sagte: „Die nationalen Medien-Einnahmen kommen irgendwann an ihre Grenzen.“ Eine erneute Steigerung von mehr als 80 Prozent, so wie bei der bisher letzten Auktion, hält Seifert für „sehr unwahrscheinlich“.
Wird es auch zukünftig die „Sportschau“ geben?
Ein passendes Rechtepaket gibt es in der Ausschreibung, doch es muss nicht wieder bei der ARD landen. Auch andere Sender wie RTL haben die Möglichkeit, das Rechtepaket für die Höhepunkte-Zusammenfassung am Samstag von 18.30 Uhr zu kaufen. (dpa)