96-Fans halten ein Banner mit Fadenkreuz und einem Abbild von Niedersachsens Inniministerin Behrens

96-Fans halten ein Banner mit Fadenkreuz und einem Abbild von Niedersachsens Inniministerin Behrens. Foto: picture alliance/dpa | Swen Pförtner

„Geht gar nicht!“ Kind poltert gegen 96-Ultras – neuer Boss mit HSV-Vergangenheit

Aufsichtsratschef Martin Kind von Hannover 96 hat die Vorkommnisse beim Niedersachsen-Derby gegen Eintracht Braunschweig (1:1) massiv kritisiert.

Dass Hannover-Fans den Kopf der niedersächsischen Innenministerin Daniela Behrens (SPD) auf einem Plakat in einem Fadenkreuz gezeigt haben, sei „in vollem Umfang abzulehnen. Das geht gar nicht“, sagte Kind. „Die aktive Fanszene missbraucht die Plattform Bundesliga-Fußball. Sie sollten ihren Verstand gebrauchen.“

Bei dem brisanten Zweitliga-Duell am Sonntag war es zu zahlreichen Fanprotesten gekommen. Der harte Kern der 96-Anhänger hatte das Spiel nicht wie sonst üblich im Fanblock verfolgt, sondern sich Karten für die Gegentribüne besorgt. Von dort aus warfen sie Feuerwerkskörper und Tennisbälle auf das Spielfeld und sorgten schon früh für eine Unterbrechung des Spiels. Wegen des Fadenkreuz-Plakates leitete die Polizei noch am Sonntag ein Ermittlungsverfahren „wegen Bedrohung“ ein.

Martin Kind wurde im vergangenen Jahr als Profi-Geschäftsführer von Hannover 96 abgesetzt. imago images/osnapix
Martin Kind
Martin Kind wurde im vergangenen Jahr als Profi-Geschäftsführer von Hannover 96 abgesetzt.

Regionspräsident Krach: „Die Mannschaft tut mir leid“

Die Atmosphäre im Stadion belastete vor allem das eigene Team. Der Aufstiegskandidat Hannover stand gegen den Tabellen-16. Braunschweig völlig neben sich. „Ein Verein, der sich in der Derby-Woche und während des Spiels ausschließlich mit Randbedingungen beschäftigt, kann nicht aufsteigen. Die Mannschaft tut mir leid“, sagte Hannovers Regionspräsident Steffen Krach (SPD) der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“.

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Die tiefen Risse innerhalb des Klubs sind seit Jahren eine große Belastung. Das Fan-Verhalten sowie die Streitigkeiten zwischen der Führung des Muttervereins Hannover 96 e.V. und den Gesellschaftern des ausgegliederten Profifußball-Bereichs Hannover 96 GmbH & Co. KGaA gefährden nun auch unmittelbar die sportlichen Ambitionen.

Henning Bindzus arbeitete bereits für den HSV

Weil sich Vereins- und Kapitalseite monatelang nicht auf einen neuen Geschäftsführer einigen konnten, ist aktuell sogar noch die Lizenzerteilung für die kommende Saison in Gefahr. Die 96er brauchen einen Geschäftsführer, der bis zum 17. März den Lizenzantrag bei der Deutschen Fußball Liga einreicht.

Henning Bindzus (l.) steht mit Macell Jansen auf der Tribüne. IMAGO / Poolfoto
Henning Bindzus (l.) steht mit Macell Jansen auf der Tribüne.
Henning Bindzus (l.) steht mit Macell Jansen auf der Tribüne.

Erst wenige Tage vor dem Ende dieser Frist zeichnet sich unter großem Zeit- und Handlungsdruck eine Lösung ab: Demnach soll der bisherige Sportdirektor Marcus Mann zum Sport-Geschäftsführer befördert und der ehemalige Marketing-Direktor des HSV, Henning Bindzus, zum Finanz-Geschäftsführer berufen werden. „Ich hoffe, dass das zeitnah realisiert wird“, bestätigte Kind am Montag.

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Der langjährige Geschäftsführer und Mehrheitsgesellschafter teilt die Einschätzung des Regierungspräsidenten. „Das Bild, das 96 abgibt, ist das Bild eines unruhigen, gespaltenen Vereins“, sagte Kind. „Dieser Verein ist aber mehr als nur die Ultraszene.“ Den Bundesliga-Aufstieg hakt er trotz des schwachen Spiels gegen Braunschweig noch nicht ab. „Rechnerisch haben wir nach wie vor die Chance“, so Kind. „Und solange man noch die Chance hat, sollte man versuchen, sie zu nutzen.“ (dpa/mb)

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