Klartext zum Chaos: Schalke-Boss: „Haben es verdient, auf die Fresse zu bekommen!“
Er hat sich gestellt! Sportvorstand Jochen Schneider äußerte sich am Mittwochnachmittag in einer bemerkenswerten Pressekonferenz über die diversen Horror-Meldungen rund um Schalke 04.
Auf Schalke wird es einfach nicht ruhiger. Wie denn auch? Nach der Horror-Serie von 24 Spielen ohne Sieg, einem emotionalen Ausbruch von Mark Uth nach dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg folgte nun das: Fehlverhalten von Benjamin Stambouli, die Suspendierung von Amine Harit und Nabil Bentaleb, Entlassung von Kaderplaner Michael Reschke, sowie die Vertragsauflösung mit Vedad Ibisevic zum 31. Dezember.
Schalke-Boss Jochen Schneider: „Ich habe nicht alles richtig gemacht“
Schneider nahm kein Blatt vor den Mund, als er die Chaostage auf Schalke beschrieb. „Das Bild, das wir abgeben, ist verheerend“, sagte der Sportvorstand des Bundesliga-Tabellenletzten: „Dass wir auf die Fresse kriegen, haben wir verdient. Die Prügel sind berechtigt.“
Mit einem Rundumschlag aus Rauswürfen und Suspendierungen reagierte der Manager auf die Horrorserie der Königsblauen und den Wirbel drumherum- und räumte damit auch eigene Fehleinschätzungen ein.
„Ich habe natürlich auch Fehler gemacht“, gab der 50-Jährige, der seit März 2019 im Amt ist, zu: „Wenn wir 18. sind, kann ich nicht sagen: Ich habe alles richtig gemacht.“
Schalke-Boss Jochen Schneider: „Ich brauche keinen Rückhalt“
Sein zu langes Festhalten an Trainer David Wagner, mit dem die Serie von mittlerweile 24 Spielen ohne Sieg begann, seine unglücklichen Verpflichtungen wie Vedad Ibisevic, der nach nur 154 Bundesliga-Minuten wieder gehen darf und seine umstrittenen Vertragsverlängerungen haben Schneider längst selbst in die Kritik gebracht – auch im Aufsichtsrat.
Er spüre aber noch Rückhalt, betonte er am Mittwoch, „aber ganz ehrlich, den brauche ich nicht. Ich mache meinen Job, so gut ich kann. Ich bin nicht so gestrickt, dass ich Rückhalt brauche oder ein Bekenntnis.“
Gibt es kein Vertrauen mehr auf Schalke?
Seine Personalentscheidungen vom Vortag hätten das Ziel, „den Teamgedanken, das Miteinander wieder zu entwickeln“. Das sei nicht nur in der Mannschaft, sondern im gesamten Verein „in letzter Zeit zu kurz gekommen“.
Wie zerrissen der hochverschuldete Traditionsklub in seiner vielleicht größten Krise ist, zeigte seine Gegenfrage bei der Videoschalte: „Wenn Sie neben sich einen Kollegen sitzen haben, dem Sie nicht vertrauen, was ist das für ein Miteinander?“
Schneider fordert daher vehement ein Ende der Eitelkeiten: „Die Egoismen müssen raus aus der Mannschaft, raus aus dem Verein. Wenn ich sehe, wie viel Zeit wir mit uns selbst verbringen und nicht mit dem Wesentlichen, muss ich feststellen, dass das Verhältnis nicht stimmt. Und das ist ein Kernproblem!“
Das steckt hinter Schneiders Entscheidungen
Am Dienstag hatte Schalke sich zunächst von seinem Technischen Direktor Michael Reschke getrennt, den Schneider bei seiner Verpflichtung im Sommer 2019 noch als „besten Kaderplaner in Deutschland“ gefeiert hatte.
Dann warf er Ibisevic, der sich mit Co-Trainer Naldo angelegt hatte, raus – die einzige Neuverpflichtung vor der Saison nicht auf Leihbasis. Die Problemspieler Nabil Bentaleb und Amine Harit wurden suspendiert – Bentaleb, den Schneider im Sommer nicht verkaufen konnte, zum insgesamt fünften Mal in dreieinhalb Jahren auf Schalke unter dem mittlerweile vierten Trainer.
Mit Harit, der schon in der Vergangenheit mit Eskapaden außerhalb des Spielfeldes aufgefallen war und schon vor zwei Jahren vor dem Rauswurf gestanden hatte, hatte Schneider erst vor elf Monaten den Vertrag bis 2024 verlängert – zu deutlich erhöhten Bezügen.
Schalke 04: Büskens, Riether und Grotus übernehmen Aufgaben von Reschke
Jetzt erhielt der Marokkaner eine „Denkpause“. Zum Rapport antreten musste auch Benjamin Stambouli, dessen Vertrag erst im Sommer um zwei Jahre verlängert wurde. Der Franzose war nach seiner Auswechslung nach katastrophaler erster Halbzeit beim 0:2 gegen den VfL Wolfsburg wütend auf Trainer Manuel Baum, entschuldigte sich aber und durfte bleiben.
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Für Reschkes Nachfolge wurde eine Übergangslösung „auf mehreren Schultern“ vereinbart. UEFA-Cup-Sieger und Ex-Trainer Mike Büskens, bisher vor allem für verliehene Spieler zuständig, Teammanager Sascha Riether und Reschkes bisheriger Assistent Rene Grotus werden zusammen mit Schneider den Bereich Scouting und Kaderplanung übernehmen. „Wir haben Qualität und Kompetenz“, behauptete Schneider. Die Zweifel daran wachsen. (sid/fab)