Marseille-Chaos: Trainer „will einfach nur weg“ – und fliegt nach Pressekonferenz raus
Ausschreitungen, ein ungewollter Transfer und eine Rücktrittsankündigung des Trainers auf der Pressekonferenz: Das Chaos beim französischen Vizemeister Olympique Marseille ist perfekt. „Ich will nichts von OM, kein Geld. Ich will einfach nur weg“, sagte der Marseilles portugiesischer Coach Andre Villas-Boas am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Wenige Stunden später wurde seinem Wunsch stattgegeben und Villas-Boas‘ Entlassung mit harten Worten verkündet.
Vorausgegangen war der Wechsel des ehemaligen französischen U21-Nationalspielers Olivier Ntcham von Celtic Glasgow zu OM, den die Franzosen kurz vor Ende der Transferperiode bekannt gaben. Dabei handelten die Olympique-Verantwortlichen bei der Verpflichtung offenbar gegen den ausdrücklichen Willen des Trainers.
Marseille-Trainer Villas-Boas über Ntcham-Transfer: „Aus Presse erfahren“
„Ich habe es heute nach dem Aufstehen aus der Presse erfahren“, sagte Villas-Boas: „Ich habe die Entscheidung nicht getroffen, ich habe mit der Entscheidung nichts zu tun. Ich habe mich ausdrücklich gegen den Spieler ausgesprochen, er war nie auf unserer Liste. Deshalb habe ich heute meinen Rücktritt eingereicht.“
Der wurde am Dienstagnachmittag bestätigt. „Olympique Marseille kündigt die Entlassung von Andre Villas-Boas an“, stand über der Pressemitteilung des Vereins. Die Entscheidung sei unvermeidlich gewesen, „weil sich in letzter Zeit Handlungen wiederholt haben, die Olympique Marseille und seinen Mitarbeitern (…) ernsthaften Schaden zufügen“, schrieb der Verein.
Insbesondere die Äußerungen zu Fußball-Geschäftsführer Pablo Longoria auf der Pressekonferenz seien inakzeptabel. „Mögliche Sanktionen gegen André Villas-Boas werden nach einem Disziplinarverfahren verhängt.“
Olympique Marseille: Lucien Favre ist Kandidat auf Villas-Boas-Nachfolge
Als Nachfolge-Kandidat gilt Medienberichten zufolge Lucien Favre, der im Dezember bei Borussia Dortmund entlassen worden war.
Die neuerlichen Querelen passen in das derzeitige Bild des südfranzösischen Klubs. In der Liga ist OM nach drei Niederlagen in Serie auf Platz neun abgerutscht, zudem sorgten Fan-Ausschreitungen am Wochenende für Negativschlagzeilen.
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Hunderte aufgebrachte Anhänger hatten sich am Samstag gewaltsam Zutritt zum Trainingsgelände verschafft und nach Klub-Angaben einen Sachschaden von mehreren hunderttausend Euro verursacht. Der seit Wochen schwelende Protest richtet sich gegen die Vereinsführung und besonders gegen den in Paris geborenen OM-Präsidenten Jacques-Henri Eyraud. 25 Personen wurden nach Angaben der Polizei festgenommen, das Ligaspiel am Samstag gegen Stade Rennes abgesagt. (dpa/max)