Impfpass gefälscht? Das sind die Indizien gegen Werder-Trainer Anfang
Es ist das Topspiel der 2. Bundesliga. Am Samstagabend (20.30 Uhr/Sky und Sport1) treffen der SV Werder Bremen und Schalke 04 erstmals nicht im Oberhaus aufeinander. Der große Schock vorab: Seit Donnerstagabend ist bekannt, dass Ermittlungen gegen Werder-Coach Markus Anfang wegen des Verdachts auf einen gefälschten Impfpass laufen.
Im Absteiger-Duell möchten beide Vereine den Anschluss an die Tabellenspitze nicht verlieren. Nach zuletzt zwei Niederlagen in der Liga steht Schalke mit 22 Punkten auf Rang 5 – nur vier Punkte hinter Spitzenreiter St. Pauli. Werder Bremen konnte hingegen nach drei sieglosen Partien wieder einen Erfolg in Nürnberg verbuchen, steht mit 19 Punkten aber noch hinter Erzrivale HSV auf Platz 8.
Werder Bremen: Staatsanwaltschaft Bremen ermittelt gegen Markus Anfang
Doch der Anfang-Wirbel überschattet alles: Nachdem eine Corona-Infektion beim Abwehrspieler Marco Friedl festgestellt wurde und auf behördliche Anordnung Kontaktpersonen überprüft wurden, fielen laut „Deichstube“ im Impfpass von Markus Anfang Unstimmigkeiten auf. So sollen die Chargennummer des Impfstoffs und ein Impfdatum unstimmig gewesen sein.
Sein einer angeblicher Impftermin habe während eines Spiels seiner Mannschaft, bei welchem er am Spielfeldrand coachte, stattgefunden, so ein Indiz der Ermittler laut „Deichstube”. Donnerstagabend machte dann die Nachricht die Runden, die Bremer Staatsanwaltschaft ermittle gegen Anfang wegen Dokumentenfälschung.
Ob es sich dabei nur um ein Missverständnis oder tatsächlichen Betrug handelt, ist noch nicht geklärt, Anfang beteuerte aber, zweimal in einem Impfzentrum geimpft worden zu sein. „Ich habe genau wie jeder andere doppelt geimpfte Bürger meine beiden Impfungen in einem offiziellen Impfzentrum erhalten und dafür die entsprechenden Aufkleber im gelben Impfpass bekommen. Den habe ich anschließend in der Apotheke digitalisieren lassen und ging selbstverständlich davon aus, dass damit alles seine Ordnung hat“, erklärte der 47-Jährige in einer Pressemitteilung.
Werder Bremen: Frank Baumann stützt Markus Anfang
Scheinbar unbeirrt von den Vorfällen ließ er das Abschlusstraining am Freitag stattfinden. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, droht dem Trainer eine Verurteilung wegen Dokumentenfälschung sowie eine Geldstrafe, schlimmstenfalls sogar Haft.
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Sport-Geschäftführer Frank Baumann stärkte seinem Trainer nach dem Training den Rücken: „Markus hat uns versichert, dass alles korrekt gelaufen ist und dass er auch geimpft ist“, und weiter, „von daher gibt es aus unserer Sicht auch keinen Grund, daran zu zweifeln.“
Nach aktuellem Stand wird Anfang am Samstag trotz der Vorwürfe an der Seitenlinie stehen und mit seinem Team für einen Sieg gegen Schalke kämpfen.
„Werden uns nicht verkriechen“: Grammozis blickt positiv auf Bremen-Spiel
In Gelsenkirchen wächst derweil die Kritik an Trainer Dimitrios Grammozis – nach der 2:4-Niederlage gegen Darmstadt 98 wurde sie lauter. Bei der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel im Norden zeigte er sich davon unbeirrt. Zwar habe er die wachsende Kritik an seiner Person durchaus zur Kenntnis genommen und „merke, dass die Kritik nicht kleiner wird, wenn man verliert“, erklärte aber dennoch: „Ich kann mich nur wiederholen: Mir macht die Arbeit total Spaß. Ich fokussiere mich auf die Arbeit mit den Spielern. Und wir haben intern alles besprochen.“
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Personell müssen die Schalker wieder einmal auf Salif Sané verzichten, der nach gerade erst überstandener Verletzungspause seine ersten Minuten im Spiel gegen Darmstadt absolviert hatte. Im Training zog er sich nun eine muskuläre Verletzung im „hinteren Oberschenkel“ zu „und wird circa drei Wochen ausfallen“, bestätigte Grammozis.
In Hinblick auf die Partie in Bremen macht er sich nicht allzu große Sorgen. Zwar gab er zu, „Bremen ist ein starker Gegner“, fügte aber hinzu: „Wir sind auch stark, wir werden uns nicht verkriechen.“
Bremen ohne Friedl, Veljkovic und Rapp
An der Weser sieht die Personallage um einiges düsterer aus. Nicht zur Verfügung stehen werden die drei Defensivakteure Marco Friedl (Gelbsperre und Corona), Milos Veljkovic (Muskelverletzung) und Nicolai Rapp (Gelbsperre).
Davon kleinkriegen will sich Anfang aber nicht und sprach noch vor den Vorwürfen gegen ihn selbstsicher von einem Aufwärtstrend in den vergangenen Spielen gegen den FC St. Pauli (1:1) und den 1. FC Nürnberg (2:1). „Diesen Schwung wollen wir gegen Schalke mitnehmen, dann bin ich optimistisch, dass wir wieder ein gutes Heimspiel machen werden“, erklärte er in der Pressekonferenz am Donnerstag.
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Ein möglicher Ersatz in der Abwehr wäre Ömer Toprak. „Ich werde mich mit Ömer unterhalten, und dann werden wir sehen, wann und wie lange wir ihn bringen können“, verriet Anfang.
Für Bremen und Schalke geht es um den Bundesliga-Aufstieg
Sowohl Werder Bremen als auch Schalke hängen den Erwartungen in dieser Saison momentan noch hinterher – obwohl Schalke vergleichsweise gut und stabil gestartet war. Markus Anfang hat eine einfache Erklärung für den Trend, der seiner Mannschaft lange Zeit fehlte und erst langsam auch an der Weser eintritt. „Schalke konnte sich schon früh auf die 2. Liga vorbereiten und dementsprechend haben sie auch Spieler verpflichtet, die diese Liga kennen und wissen, wie man hier erfolgreich ist.“
Zu diesen Spielern gehört beispielsweise der frühere HSV-Stürmer Simon Terodde, der den Königsblauen zwar schon einige Tore bescherte, in den letzten Wochen aber nicht mehr ganz so auffällig war. Anders in Bremen, wo das Sturmduo aus Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch zunehmend an Fahrt aufnimmt. „Der Rahmen ist angerichtet. Da treffen zwei Mannschaften aufeinander, die hohe Ansprüche haben“, resümierte Terodde.
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Abseits des Platzes gab es neben dem Anfang-Chaos auch bei den Gästen aus dem Ruhrgebiet im Voraus bereits einige Querelen: Schalke muss wohl auf einen Großteil der Anhänger:innen in Bremen verzichten – nachdem eine Personalisierung der Tickets von Seiten Bremens gefordert war. Da der Supporters Club mit dieser Art der Datenspeicherung nicht einverstanden war, entschieden sie kurzerhand, dem Spiel fernzubleiben. Wie viele Fußballfans insgesamt vor Ort erwartet werden, ist noch ungewiss.
Aber eins ist klar: Am Samstagabend geht es für beide Mannschaften im Wohninvest Weserstadion nicht nur um drei Punkte – es geht darum, ein echtes Statement im Aufstiegskampf zu setzen und nicht nur die Fans wieder vom großen Ziel träumen zu lassen.