Bundestrainer Julian Nagelsmann beim Spiel gegen die Niederlande
  • Julian Nagelsmann möchte mit der DFB-Elf Europameister werden.
  • Foto: imago/osnapix

Nagelsmann gibt erstmals EM-Ziel vor – und spricht über Selbstmord seines Vaters

In bislang nicht geäußerter Deutlichkeit hat Julian Nagelsmann den Titelgewinn mit der Nationalmannschaft bei der Heim-EM als Ziel ausgegeben.

„Wenn du an einem Turnier teilnimmst, an einem Spiel teilnimmst, sollte die Grundidee sein, selbiges zu gewinnen. Die Grundidee haben wir nochmal versprachlicht beim letzten Lehrgang. Wir werden das auch nochmal verbildlichen, was die Spieler betrifft“, sagte Nagelsmann in einem Interview mit Magenta TV. „Es ist legitim und gesund, das auch vorzuleben, dass wir als Trainerteam und als Mannschaft antreten, um den Titel zu gewinnen“, fügte der 36-Jährige an.

Bislang hatte Nagelsmann kein konkretes EM-Ziel ausgerufen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte das Erreichen des Halbfinals als Marke genannt. Der Bundestrainer machte nun klar. „Auf jeden Fall sollten wir die Vorrunde überstehen, völlig klar, und dann die eine oder andere K.o.-Runde, um ergebnistechnisch von einer guten EM zu sprechen“, sagte er in dem am Donnerstag veröffentlichten Talkformat „Bestbesetzung“. Ob seine eigene Zukunft als Bundestrainer durch den gerade bis zur WM 2026 verlängerten Vertrag von einem EM-Abschneiden abhänge, beantwortete Nagelsmann nicht.

Auch als Gruppenerster können schwere Gegner kommen

Ein EM-Erfolg sei schwer am reinen sportlichen Abschneiden zu bemessen, meinte Nagelsmann. „Du musst abwarten, wie die Spiele laufen, auch, gegen wen du spielst. Du kannst als Gruppenerster trotzdem einen sehr guten Gegner bekommen. Im Worst Case würden wir aus dem Turnier ausscheiden und trotzdem fragen, wie haben wir gespielt, wie haben wir die Menschen auch begeistert, wie haben wir uns selbst begeistert, in uns selbst die Emotionen geweckt, durch eine gute Art und Weise“, sagte Nagelsmann.

DFB-Elf trifft auf Schottland, Ungarn und die Schweiz

Die DFB-Elf trifft in der Gruppenphase auf Schottland (14. Juni/München), Ungarn (19. Juni/Stuttgart) und die Schweiz (23. Juni/Frankfurt). Als Gruppensieger würde man im Achtelfinale in Dortmund auf den Tabellenzweiten der Gruppe C, möglicherweise England oder Dänemark treffen, als Gruppenzweiter ginge es in Berlin gegen den Zweiten der Gruppe B, in der unter anderem Spanien, Italien und Kroatien vertreten sind. Auch als Gruppendritter könnte man weiterkommen, dann gäbe es diverse Möglichkeiten für das erste K.o.-Spiel.

Das Finale findet am 14. Juli in Berlin statt. Dann werde er „hoffentlich ein sehr gutes Spiel von uns sehen“, sagte Nagelsmann auf die Frage nach seinen Plänen für diesen Tag.

Nagelsmann spricht über Selbstmord seines Vaters

Im Interview mit Magenta TV sprach Nagelsmann aber auch über private Themen, gewährte unter anderem Einblicke in seine Gefühlswelt um den Selbstmord seines Vaters, der sich das Leben nahm, als er noch ganz jung war. „Akzeptieren konnte ich das recht schnell. Es ist ein ganz wichtiger Punkt, um damit klarzukommen, sich in die Lage des Anderen zu versetzen. Und versucht, auch wenn es schwer ist, Beweggründe für sich selbst zu definieren. Wenn man das schafft, kommt man damit klar“, berichtet der Bundestrainer.

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„Ich habe gestern noch zu meiner Lebensgefährtin gesagt: Es tut mir ein bisschen leid, weil er viele Momente nicht erleben kann. Er kennt mich nicht als Trainer, erlebt keine Heim-EM oder Urlaube, die ich mit meinen Kindern gemacht habe, die ihn auch begeistert hätten, in den Bergen. Da denke ich dann oft: Es tut mir leid, dass er so viel verpasst. Natürlich auch für meine Mama, meine Geschwister und mich. Aber auch für ihn. Das sind Momente, wo ich denke: Wenn er das sehen würde, würde er es bereuen und wäre gerne noch Teil dieser Reise“, führt Nagelsmann fort, dessen nächster Abschnitt die EM im eigenen Land sein wird. (dpa/fs)

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