Nur 3:3 gegen die Ukraine: Bremer Fans verhöhnen das DFB-Team
Am Dienstag in einem Jahr geht es los, dann wird das DFB-Team eine der beiden Mannschaften sein, die zum Eröffnungsspiel der Heim-EM antreten. Doch statt Vorfreude regiert die große Ungewissheit: Wie will Hansi Flick es schaffen, all seine Baustellen rechtzeitig zu schließen? Das 3:3 (1:2) gegen die Ukraine warf neue Fragen auf und geriet zwischenzeitlich sogar zum Spießrutenlauf.
Irgendwann reichte es den Bremer Fans. Sehr lieb waren sie knapp 60 Minuten lang mit dem DFB-Team umgegangen, obwohl es schon bis dahin nicht rund lief. Dann aber, nach einem weiteren eklatanten Fehlpass, war es genug. „Werder Bremen“, hallte es aus tausenden Kehlen, flankiert von immer wieder bösen Pfiffen gegen die deutsche Mannschaft, die doch eigentlich die EM-Euphorie im Land schüren wollte. Daraus wurde nichts. Wieder mal. Wie schon zuletzt im März, beim 2:3 gegen Belgien.
Das Ergebnis war aus deutscher Sicht noch das Beste an diesem Abend vor 35.795 Fans im ausverkauften Weserstadion. Spät herausgeschossen, durch Havertz (83.) und Kimmichs Foulelfmeter (90.+1). Freuen aber konnten sich trotzdem nur die tapferen Ukrainer, die in den so fürchterlichen Kriegszeiten ein zumindest sportlich schönes Zeichen sendeten.
DFB-Team enttäuscht in Bremen gegen die Ukraine
Sie waren ein gern gesehener Gast zum 1000. Spiel des DFB-Teams. Der Verband hatte zum Jubiläum ganz bewusst nicht Weltmeister Argentinien oder die Schweiz eingeladen, die vor 115 Jahren Deutschlands erster Länderspielgegner war. Die Partie gegen die Ukraine diente unter den Augen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als Zeichen für den Frieden.
Entsprechend war dann auch die Stimmung im Stadion. Einladend, freudig, versöhnlich. Umso erstaunlicher, dass sie an so einem Abend derart kippen konnte. Das sagt alles über die Leistung des DFB-Teams aus.
Dabei begann es gut. Lokalmatador Füllkrug lenkte Wolfs Geschoss mit dem Knie zum 1:0 ins ukrainische Netz (6.). Dann aber jubelten erstmal nur die Anderen. Tsygankov glich aus (19.), ehe Rüdiger Mudryks Schuss zum 1:2 abfälschte (56.). Der negative Höhepunkt: Ginters Stockfehler vor Tsygankovs 1:3 (56.).
Havertz und Kimmich gleichen noch aus
Dass der späte deutsche Doppelschlag die Angelegenheit auf dem Papier erträglich machte, konnte die Laune des Bundestrainers nicht wirklich verbessern. „Das Spiel zeigt die Verfassung der Mannschaft“, analysierte Flick. „Sie ist nicht mit der breiten Brust unterwegs, die sie haben könnte. Es ist ein langer Prozess, das wissen wir.“
Das Problem: Sie haben nicht mehr viel Zeit. Schon am Freitag in Polen und kommenden Dienstag in Gelsenkirchen gegen Kolumbien braucht es Signale. Die EM-Euphorie ist der Ernüchterung gewichen. „Hier regiert der SVW“, sangen sie in Bremen, einer Stadt, die elf Jahre lang kein deutsches Länderspiel mehr gesehen hatte. So klingt das, wenn die Lust dem Frust weicht.
Das sind die MOPO-Noten für die DFB-Elf:
Trapp: Er kommt ja eher selten in den Genuss eines Länderspiels. Sein achtes wurde für ihn zum Albtraum, fast jeder Schuss auf sein Tor war ein Treffer – ohne eigenes Verschulden. Note 5
Wolf: Sein Tor wurde ihm zwar noch von Füllkrug geklaut, dennoch konnte er unterm Strich als einer der Wenigen in Ansätzen gefallen. Note 3,5
62. Hofmann: Ohne größeren Effekt. –Rüdiger: Fiel durch enorme Körperlichkeit auf und machte im Abwehrverbund noch den besten Eindruck. Note 4
Ginter: Als Chef der Dreier-Abwehrkette überfordert. Höhepunkt: Sein Patzer vorm 1:3. Note 6
Schlotterbeck: Erneut fehlerbehaftet und zumindest am ersten Gegentor beteiligt. Will er seinen Stammplatz bis zur EM behaupten, muss er deutlich zulegen. Note 5
46. Klostermann: Solide. Mehr nicht. Note 4
Raum: Schwach. Konkurrent Gosens, der diesmal noch fehlte und am Freitag in Polen dabei ist, wird die Chance bekommen müssen, ihn zu verdrängen. Note 5
71. Henrichs: –
Goretzka: Der Wille war ihm anzumerken, der Ertrag blieb überschaubar. Note 4,5
62. Musiala: Von den Fans gefeiert und sofort mit gefährlichen Aktionen. –
Kimmich: Spielte mit, aber häufig nicht konkret genug. Durfte dann per Elfmeter ausgleichen. Note 4
Brandt: Bei aller Spielfreude waren es auch seine Fehler, die so manchen gefährlichen Konter einleiteten. Der Grat bei ihm bleibt schmal. Note 5
71. Wirtz: –
Sané: Tauchte sehr lange Zeit unter, ehe er per Freistoß die Latte traf (45.). Machte nicht alles richtig, hatte aber seine Szenen. Note 4
Füllkrug: Seine Bilanz, mit nun sieben Treffern in sieben Länderspielen, bleibt perfekt. Note 3
46. Havertz: Traf zuerst und holte dann den Strafstoß zum 3:3 raus. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Note 2,5