Otto Addo: Hamburger spricht über Rassismus und dunkelhäutige Trainer
Er ist in Hamburg geboren, spielte für den Hummelsbütteler SV, den HSV, den Bramfelder SV und den VfL 93, ehe es Otto Addo hinaus zog in die große, weite Welt des Profi-Fußballs. Mit dem „Spiegel“ sprach der 45-Jährige, der inzwischen als Talente-Coach bei Borussia Dortmund arbeitet, über alltäglichen Rassismus in Deutschland und die Chancen, als dunkelhäutiger Mensch eine führende Position im deutschen Fußball einzunehmen.
„Rassismus beschäftigt jeden Dunkelhäutigen“, sagt Addo und fährt fort: „Was mir passiert, passiert auch anderen. Mein Rekord ist, viermal einfach so am helllichten Tag von der Polizei angehalten zu werden.“
Er hat aber durchaus Hoffnung, dass sich etwas tut in naher Zukunft. „Ich glaube, das ist eine Generationsfrage“, erklärt er. „Wenn mich meine Mutter früher mit der Bahn in den Kindergarten gebracht hat, haben sich die Leute weggesetzt. Solche Probleme haben meine Kinder in Schule und Kindergarten heute zum Glück bisher nicht. Es dauert.“
Ex-HSV-Spieler Otto Addo: Viermal am Tag von der Polizei angehalten
Geduld müsse man auch mitbringen, wenn es um so etwas wie Trainer-Jobs oder andere hochrangige Funktionen im Fußball geht. „Die Zahl der Spieler mit Migrationshintergrund, die ihre Karriere schon beendet haben, ist einfach nicht so groß, dass man jetzt sagen könnte, es müssten schon viel mehr in solchen Positionen sein“, sagt Addo, selbst seit 2013 im Besitz der Fußballlehrer-Lizenz.
Vergleich mit England und Frankreich nicht möglich
Dass in anderen Nationen bereits Diskussionen laufen, ließe sich seiner Ansicht nach schwer mit Deutschland vergleichen. „In England und Frankreich leben aufgrund der Kolonialgeschichte viel mehr Menschen mit dunkler Hautfarbe“, sagt er. Da sei es schon verwunderlich, dass es kaum dunkelhäutige Trainer gebe.
Warten auf die Alabas, Boatengs und Rüdigers der Welt
„Aber zu meiner aktiven Zeit in der Bundesliga waren Gerald Asamoah, Hans Sarpei, Pablo Thiam und ich die einzigen dunkelhäutigen Spieler, die in Deutschland aufgewachsen waren.“ Dann sei es vielleicht auch normal, dass nicht so viele schwarze Trainer unterwegs sind. „Wenn dann die Antonio Rüdigers, die David Alabas und Jérôme Boatengs aufhören, müssen wir noch mal hinschauen.“
Addo prophezeit Daniel Thioune eine Erstliga-Zukunft
Einen Tipp, wer sich als erster dunkelhäutiger Bundesliga-Trainer in die Annalen eintragen wird, hat Addo auch schon parat: „Das macht Daniel Thioune!“ Der coacht zurzeit noch den VfL Osnabrück.