„Peinlich und übertrieben“: Sky-Experten verurteilen krassesten Jubel der Saison
Eine solche Jubel-Explosion hatte es in dieser Bundesliga-Saison überhaupt noch nicht gegeben. Borussia Dortmund hatte gerade mit 2:1 (1:0) beim 1. FC Heidenheim gewonnen, da ging Interimstrainer Mike Tullberg, der am Sonntag für Niko Kovac Platz machen muss, ab wie ein Zäpfchen. Das gefiel nicht jedem.
Tullberg brüllte seine Freude heraus, rannte zu den mitgereisten BVB-Fans und jubelte vor diesen derart heftig wie man es nicht mal vom legendären Jürgen Klopp kannte. „Es war nicht einstudiert, es war sehr emotional und spontan“, sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl bei Sky. „Das war eine Herzensangelegenheit für ihn.“
Tullberg bestätigte das. „Wir haben den Turnaround hinbekommen“, freute er sich. „Die Mannschaft lebt, und ich freue mich unheimlich, meine Kinder heute Abend in den Arm nehmen zu dürfen. Die habe ich vermisst.“ Seiner Jubel-Explosion maß er gar keine große Bedeutung bei. „Der Verein bedeutet mir einfach viel“, sagte er und fügte an: „So habe ich mich auch bei der U19 gefreut, da hat das nur keiner gesehen.“
Meijer und Hamann kritisieren Tullbergs Jubellauf
Im Sky-Studio schüttelten die Experten derweil mit den Köpfen. „Übertrieben“ sei die Aktion gewesen, urteilte Ex-HSV-Profi Erik Meijer. „Es hat seinen Charme, wenn du das etwas ruhiger angehen lässt.“
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Didi Hamann fand Meijers Urteil noch „untertrieben“, wie er erklärte. „Das war peinlich“, sagte Hamann. „Wenn ich so etwas sehe, dann hat er damit selbst die passende Antwort gegeben, warum Dortmund ihn nicht zum Cheftrainer macht.“ Es sei das völlig falsche Verhalten gewesen, erklärte der Champions-League-Sieger von 2005. „Der soll mit seinem Trainerstab feiern und wenn er will, dann kann er mit der Mannschaft in die Kurve gehen“, befand Hamann. „Die Spieler haben das das Spiel gewonnen.“ Tullberg sage „die richtigen Worte“, wenn er erkläre, dass es ihm nicht um seine Person gehe, „aber er handelt anders“.
Mike Tullberg feiert mit dem BVB zweiten Sieg in Folge
Der Jubel mag Geschmacksache gewesen sein, Tullbergs Bilanz aber kann sich sehen lassen, denn trotz einer wieder mal wackeligen Schlussphase feierte der BVB mit dem Dänen den ersten Bundesliga-Sieg im neuen Jahr. Schon drei Tage zuvor hatte es ein 3:1 gegen Schachtar Donezk in der Champions League gegeben.
Torjäger Serhou Guirassy (33. Minute) und der eingewechselte deutsche Nationalstürmer Maximilian Beier (63.) trafen nun in Heidenheim für den BVB. Mathias Honsak (64.) konnte für die zunächst sehr defensiven, in der zweiten Halbzeit aber immer mutigeren Gastgeber vor 15.000 Zuschauern nur noch verkürzen.
Heidenheim steckt weiter tief im Abstiegskampf
Tullberg kehrt nun zur U19 der Borussia zurück. Heidenheim kassierte die dritte Niederlage in Serie und steckt als Tabellen-16. weiter tief im Abstiegskampf.
Der BVB übernahm wie erwartet von Anfang an die Kontrolle und hatte in den ersten 25 Minuten phasenweise fast 90 Prozent Ballbesitz. Gefährlich vor das Tor kamen die Gäste gegen extrem tiefstehende Heidenheimer zunächst aber selten. Einen Flachschuss von Jamie Gittens, der über die linke Seite in den Strafraum gezogen war, parierte FCH-Keeper Kevin Müller gerade noch zur Ecke (9.). Auch später machte Gittens noch ein paarmal Dampf auf dem Flügel – der letzte Pass kam beim BVB trotz aller Ballsicherheit aber zu oft zu ungenau.
BVB dominant, aber selten gefährlich
Dass die Dortmunder aufgrund ihrer Bringschuld das Spiel machen würden, hatte Heidenheims Trainer Frank Schmidt prophezeit. Sein Team agierte, von einem Distanzschuss von Omar Traoré (15.) mal abgesehen, vor der Pause aber schon sehr passiv – und wurde nach gut einer halben Stunde dafür bestraft.
Eine Ecke von Julian Ryerson konnten die Gastgeber nicht klären. Dortmunds Waldemar Anton behauptete den Ball, brachte ihn an den Fünfmeterraum – und Guirassy versenkte ihn flach im linken Eck. Für Guineas Nationalstürmer war es das neunte Liga-Tor in dieser Saison. In allen drei Partien unter Tullberg hat er getroffen – gegen Donezk in der Champions League zuletzt ja sogar doppelt.
Joker stechen auf beiden Seiten
In der zweiten Halbzeit gingen die Heidenheimer früher vorn drauf und forscher zu Werke. Dortmunds Abwehr, die in der laufenden Saison bislang selten über 90 Minuten stabil stand und diesmal auch noch ohne den gesperrten Nationalspieler Nico Schlotterbeck auskommen musste, bekam mehr zu tun.
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So brachte das Tor des erst kurz zuvor eingewechselten Beier nach Vorarbeit von Ramy Bensebaini auch nicht etwa die Vorentscheidung zugunsten des BVB. Stattdessen sorgte Heidenheims Honsak, der ebenfalls als Joker traf, nur einen Moment später für eine spannende letzte halbe Stunde. Der FCH bemühte sich, Dortmund brachte den zweiten Liga-Auswärtssieg der Saison aber ins Ziel – und Tullberg flippte aus. (fa/dpa)
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