„Können stolz sein“: Teutonia Ottensen feiert bei Pokal-Aus historisches Tor
Die Hoffnung war groß bei Teutonia 05, dass der SV Darmstadt nach den beiden Top-Gegnern RB Leipzig (2022, 0:8) und Bayer 04 Leverkusen (2023, 0:8) in den Vorjahren mal eine Kragenweite sein könnte, gegen die sich der Traum vom Einzug in Runde zwei unter Umständen endlich erfüllen könnte. Letztlich agierten die „Lilien“ aber abgezockter, wenngleich sich Teutonia teuer verkaufte und dem Bundesliga-Absteiger einige Probleme bereitete.
Wenn Teutonia einen „perfekten Tag“ und Darmstadt einen „rabenschwarzen“ erwischte, dann, so sagte Mittelfeldchef Kevin Weidlich der MOPO im Vorfeld, könnte etwas drin sein. Doch weder das eine noch das andere trat ein.
Teutonia 05: DFB-Pokal-Sensation gegen den SV Darmstadt 98 bleibt aus
Denn nach zehn Anfangsminuten, in denen aufgrund zahlreicher Ungenauigkeiten auf beiden Seiten so gut wie gar kein Spielfluss aufkam, begannen die Gäste Teutonia zunehmend einzuschnüren. Die ersten Abschlüsse klärten die Ottenser leidenschaftlich, nach knapp 20 Minuten war es dann aber doch passiert: Kai Klefisch fasste sich aus gut 25 Metern einfach mal ein Herz und traf traumhaft mit Hilfe der Unterkante der Latte zum 1:0 (19.).
Auch in der Folge behielt Darmstadt klar die Oberhand, während Teutonia kaum einmal für richtige Entlastung in Form eines Vorstoßes ins letzte Drittel sorgen konnte. Das 2:0 rund zehn Minuten nach dem ersten Treffer war die logische Konsequenz: Nick Gutmann foulte Luca Marseiler im Strafraum, Fabian Nürnberger übernahm die Verantwortung und traf vom Punkt (28.). „Wir haben ein bisschen passiv begonnen. Wir hatten uns vorgenommen, direkt Gas zu geben. Das ist uns nicht so gelungen“, monierte Weidlich.
Christian Stark mit dem historischen Treffer
Ausgerechnet nach diesem vermeintlichen frühzeitigen Genickbruch wagten sich die Teutonen aber erstmals ernsthaft aus der Deckung und kamen so zu ihrer bis dato besten Phase des Spiels. Die Gastgeber gingen vorne vermehrt früh drauf, erzwangen einige Ballgewinne und hatten nach 35 Minuten ihre erste Großchance. Ausgerechnet Defensivmann Abdul-Malik Yago ließ einen Gegenspieler fein aussteigen, zog ab und servierte Karol Niemczycki im Darmstädter Tor einen tückischen Aufsetzer, den der Pole nur klatschen lassen konnte, doch Dren Deka verpasste den Abstauber denkbar knapp.
Bis zur Pause gestalteten die Teutonen das Spiel deutlich offener, wenngleich man sich in der Nachspielzeit noch einmal mit dem Glück im Bunde wähnte, als Lakenmacher per Volley knapp drüber zielte.
Kurz nach der Pause krönte Teutonia die Drangphase dann sogar mit dem Anschlusstreffer, Christian Stark traf per Abstauber (50.). Riesen-Jubel bei den 6487 Zuschauern am Millerntor! Es war der erste DFB-Pokal-Treffer der Vereinsgeschichte. Für Stark war das Gefühl, vor dieser Kulisse zu treffen, „schon cool“. Weidlich betonte: „In der Kabine haben wir uns nochmal eingeschworen, meinten, dass wir nichts zu verlieren haben vor einer geilen Kulisse und dass wir nochmal alles reinhauen. Das hat man nach der Halbzeit gesehen.“
Doch Darmstadt brauchte nicht lang, um den alten Abstand wiederherzustellen. Zuvor hatten bereits Lakenmacher (59.) und Vilhelmsson (60.) beste Chancen aufs 3:1, wenig später machte es der Zweitgenannte dann besser und traf nach schönem Spielzug zur erneuten Zwei-Tore-Führung (62.).
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Nach dem erneuten Nackenschlag war bei Teutonia zunächst ein wenig die Luft raus. Stark hatte noch eine Riesenchance auf den erneuten Anschluss (68.), ansonsten aber dauerte es bis in die Schlussphase, bis T05 noch einmal zu einer abschließenden Offensive ausholte – doch die hatte es in Sich: Die Ottenser waren drauf und dran, das Spiel noch einmal spannend zu machen, Kobert (83.), Aal Ali (85.) und Siegfried (89.) hatten jeweils beste Chancen. Die Belohnung aber blieb aus.
Teutonias Cheftrainer Nabil Toumi sah die Leistung seines Teams entsprechend zwiegespalten: „Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Auf der einen Seite bin ich total stolz auf die Leistung, gerade in der zweiten Halbzeit, aber gerade in der Phase hätte ich mir noch einen Tick mehr Mut gewünscht.“