„Sehr lange, traurige Zeit“: Füllkrug spielt nach 87 Tagen wieder – und trifft
Irgendwie nickte Niclas Füllkrug im Gewühl den Ball über die Linie – und kurz darauf war alles vorbei. Trotzdem verloren. Die Freude über sein Comeback nach ewiger Verletzungspause, über sein erstes Tor für West Ham United, mischte sich nach Abpfiff ganz schnell mit bitterer Ernüchterung. Seinen kleinen persönlichen Sieg konnte der Nationalstürmer nur schwer genießen.
„Zunächst bin ich froh, zurück zu sein, es ist ein schönes Gefühl. Ich freue mich auch sehr, dass ich getroffen habe. Aber am Ende war das nicht so wichtig“, sagte Füllkrug im Klub-TV nach der 1:3-Niederlage bei Leicester City. Für die Mannschaft vielleicht nicht, sie hängt in der Premier League weiterhin unten drin, aber für Füllkrug, den potenziellen WM-Stürmer Deutschlands 2026, durchaus.
Füllkrug trifft für West Ham gegen Leicester
87 Tage waren vergangen, seit der 31-Jährige in einem Fußballspiel auf dem Platz gestanden hatte, wegen einer Achillessehnenverletzung war er Anfang September von der DFB-Elf abgereist. Jene Reizung stellte sich als hartnäckig heraus, weshalb sich diese 79. Minute am in Leicester wie eine Erlösung angefühlt haben muss. Eigentlich hatte Trainer Julen Lopetegui zuvor gesagt, dass ein Einsatz zu früh komme – als die Partie beim Stand von 0:2 so gut wie gelaufen war, warf er Füllkrug trotzdem rein.
Für den Deutschen war dies möglicherweise ein entscheidender Moment. Freilich ergab es für den Ausgang des Spiels keinen großen Unterschied, als Crysencio Summerville einen Eckball von Jarrod Bowen in der dritten Minute der Nachspielzeit verlängerte – und Füllkrug so eiskalt einköpfte, wie ein Torjäger seines Formates dies nun einmal tut. Vielmehr ist dieses Tor als Signal zu sehen. An sich selbst, an die Fans und auch an Bundestrainer Julian Nagelsmann.
Kleindienst agierte als Füllkrug-Ersatz im DFB-Team
Jener griff bekanntlich zuletzt auf Tim Kleindienst von Borussia Mönchengladbach als Füllkrug-Ersatz im Sturmzentrum zurück, für zwei derartige Spielertypen wird mit Blick auf die Weltmeisterschaft in Nordamerika kaum Platz sein. Insofern braucht Füllkrug Tore, Tore, Tore, um sich zu empfehlen, zumal sein Start in London vor der Verletzung schleppend verlaufen war. Die ersten drei Ligaspiele nach seinem Wechsel von Borussia Dortmund war der Angreifer von der Bank gekommen – und ohne Treffer geblieben.
Das könnte Sie auch interessieren: Bundesliga-Rechte: Entscheidung zum ZDF-„Sportstudio“ gefallen
Nachdem der Bann nun gebrochen ist, sehnt sich Füllkrug danach, wieder ins heimische London Stadium zurückzukehren, wo traditionell die Seifenblasen fliegen, auf die sich seine Tochter Emilia schon im Sommer so gefreut hatte. Bereits am Montag gegen die Wolverhampton Wanderers könnte es so weit sein. „Ich bin jetzt zurück, kann mehr und mehr Minuten gehen. Ich bin glücklich darüber“, sagte Füllkrug. Die letzten Monate seien eine „sehr lange, traurige Zeit“ gewesen. Eine Leidenszeit, die am Dienstagabend in Leicester endete. (sid)