Ostkurve Hertha BSC
  • Am Sonntag findet in Berlin die Mitgliederversammlung mit der Wahl zum neuen Präsidenten statt (Symbolbild).
  • Foto: imago/Jan Huebner

„Sneaker-Millionär“ (23) will Hertha-Präsident werden – und „Saustall ausmisten“

Als er mit acht Jahren das erste Mal das Berliner Olympiastadion betreten habe, sei das „Liebe, Faszination“ für ihn gewesen, erinnert sich Stepan Timoshin. Heute, etwa 15 Jahre später, prangt auf seinem schwarzen Hoodie in blau-weißer Schrift „Hauptsache Hertha“ – der Slogan für seinen Wahlkampf. Denn der als „Sneaker-Millionär“ bekannte Jungunternehmer will Präsident seines Herzensvereins werden. Warum? Darauf hat er eine deutliche Antwort.

„Ich bin der festen Überzeugung, dass Hertha BSC der schlimmste Sanierungsfall in der Geschichte des deutschen Profifußballs ist“, sagte Timoshin im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID): „Dieser Saustall muss ausgemistet werden. Wenn das keiner macht, dann muss man Verantwortung übernehmen und es umsetzen.“

Mit 23 Jahren ist er der mit Abstand jüngste der fünf Kandidaten, die im Rahmen der Mitgliederversammlung in der Messe Berlin am Sonntag zur Wahl antreten. Seit Wochen macht er unter anderem in den Sozialen Medien fleißig Werbung in eigener Sache und vor allem keinen Hehl daraus, was beim Zweitligisten seiner Meinung nach schief läuft.

Bei Hertha bleibt trotz viel Geld der Erfolg aus

Fast 500 Millionen Euro habe der Verein an Investorengeldern in der Vergangenheit verbrannt, sagte Timoshin. Hinzu kämen das negative Eigenkapital und die Anleihe in Höhe von 40 Millionen Euro, in kurz: „Wir haben so viele Baustellen, die gelöst werden müssen.“

Die Gründe seien „fehlende Strukturen, fehlende Erfahrung, fehlende Expertise“, erklärte Timoshin. Die scharfe Kritik richtet sich auch an Fabian Drescher, der nach dem tragischen Tod von Kay Bernstein das Amt des Präsidenten im Januar kommissarisch übernommen hatte und nun ebenfalls kandidiert.

Dieser sei „mitverantwortlich für die letzten Jahre. Er saß im Präsidium, hat alle Investments und alle Entscheidungen abgesegnet“, sagte Timoshin: „Er ist ein netter Kerl, aber einfach nicht dafür gemacht, um Hertha BSC in den nächsten Jahren zu retten.“ Er hingegen „habe den Mut, aufzuräumen“, betonte Timoshin, seine „größte Stärke“ sei es, „Strukturen zu schaffen, Startups und Unternehmen aufzubauen“.

Timoshin kam 2008 nach Deutschland

Der in Lettland geborene Timoshin, der 2008 mit seiner Familie nach Deutschland kam, begann im Alter von 14 Jahren mit dem Reselling von Sneakern und gründete in jungen Jahren das Unternehmen Vaditim, das schnell wuchs. Seine Anfangszeit in Deutschland sei damals nicht leicht gewesen, er habe nur Lettisch und teilweise Russisch sprechen können und habe aus diesem Grund Schwierigkeiten gehabt, sich zu adaptieren.

Auch durch Hertha habe er gelernt, Deutsch zu sprechen, sagt Timoshin, der Verein habe ihm zudem viele Werte vermittelt. Von seinem Vorhaben, diesen Klub nun zu führen, lässt er sich auch nicht von einer Lungenkrebsdiagnose abhalten. Er fühle sich „topfit“, betonte Timoshin: „Ich habe die letzten Tests im September bestanden, sonst würde ich gar nicht als Präsident antreten, das wäre fahrlässig.“

Seine Ziele hat er in einem Fünf-Punkte-Plan zusammengefasst. Er wolle dafür „sorgen, dass Hertha BSC ein gesunder Verein mit transparenten Strukturen“ werde, aus „dem finanziellen Würgegriff“ komme, ein starkes Nachwuchsleistungszentrum habe und der gesamte Verein erfolgreich sei, sagte Timoshin, der in den Sozialen Netzwerken auch einiges an Kritik und Misstrauen kassiert.

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Auch zur Wahl des Vizepräsidenten hat Timoshin, dem von vielen derzeit nur Außenseiterchancen eingeräumt werden, sich aufstellen lassen. Unabhängig vom Ausgang der Wahl am Sonntag wünsche er sich jedoch „für den gesamten Verein nur das Beste“. (sid)

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