Joachim Löw als DFB-Trainer an der Seitenlinie

Joachim Löw stand 15 Jahre lang als Nationaltrainer an der Seitenlinie. Foto: picture alliance / GES/Markus Gilliar | Markus Gilliar

„Spannende Optionen“: Löw-Rückkehr rückt näher

Die große Feier bleibt bei Joachim Löw aus. Seinen 65. Geburtstag am Montag werde er in „kleinerer Runde mit der Familie und engsten Freunden“ genießen, sagte der Weltmeister-Trainer im „kicker“-Interview, „vielleicht“ hole er die Party im Sommer nach – dann eventuell schon als Nationaltrainer eines potenziellen WM- oder EM-Teilnehmers?

Denn ein Leben ohne Fußball, stellte Löw klar, das gebe es „faktisch nicht. Es ist mein Leben. Ich beschäftige mich immer wieder damit. Der Fußball ist immer im Mittelpunkt meines Herzens.“

Und genau deshalb kann sich Löw dreieinhalb Jahre nach seinem Rücktritt als Bundestrainer eine Rückkehr vorstellen – doch nicht zu einem Verein, sondern vielmehr als Trainer einer ambitionierten Nation.

Löw würde gerne Nationalteam „mit einer Vision“ bei Turnier coachen

„Es gab in den vergangenen zwei Jahren einige Angebote, aber ich hatte nicht das Gefühl, dafür zu brennen.“ Nun aber werde er sich „mit spannenden Optionen beschäftigen“, sagte Löw und warb zugleich mit seinen Vorzügen: „Ich habe Erfahrung mit Nationalmannschaften und darin, ein Team mit einer Vision über zwei Jahre auf ein Turnier vorzubereiten.“



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Doch um jeden Preis strebt Löw kein Comeback an. Er verspüre längst nicht mehr „den Druck wie ein junger Trainer, für den es immer zeitnah weitergehen muss“. Er habe seine Zeit gebraucht, um Abstand zu finden, zu reflektieren und seine Emotionen einzuordnen. Er genieße die Zeit mit der Familie und Freunden, „mal tiefere Gespräche zu führen, zuzuhören und sich auch mal um die Sorgen derer zu kümmern, die mir nahestehen, die immer für mich da waren und weiter da sind.“

Er habe „über die Jahre gelernt, dass ich gut in mich reinhören muss. Es ist der Vorteil des Älterwerdens, mit Ruhe auf so etwas zu blicken“, sagte Löw entspannt.

WM-„Schmach“ 2018 ein „Tiefschlag“ in Löws Trainerkarriere

2014 hatte er die DFB-Auswahl in Brasilien zum WM-Titel geführt. Es war die Krönung. Danach ging es mit der Nationalmannschaft bergab. Der Tiefpunkt unter Löw folgte 2018 bei der WM in Russland mit dem blamablen K.o. in der Vorrunde. Dies sei ein „Tiefschlag“ gewesen, da wäre „der Rücktritt der richtige Schritt gewesen“, räumte er nun erneut ein.

Aber zusammen mit Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff habe er „diese Schmach ausmerzen wollen. Da waren eine Jetzt-erst-recht-Einstellung und ein Schuss Wut, den wir in positive Energie umsetzen wollten”, sagte Löw. Es gelang nicht. „So ein negatives Erlebnis mitzunehmen ist nicht gut. Ich hätte den Weg freimachen sollen für jemanden, der mit neuen Ideen kommt und mit der goldenen Generation einen klaren Schnitt vollzieht.“

Löw aber machte weiter, führte Deutschland noch zur Europameisterschaft 2021 – und schied im Achtelfinale gegen England aus. Erst anschließend folgte das zu diesem Zeitpunkt längst überfällige Ende auf der DFB-Trainerbank – nach rund 15 Jahren.

Löw über WM-Titel: „Brenne ich noch?“

Dabei hatte Löw schon 2014 nach dem WM-Titel Probleme, wieder in die Spur zu finden, wie er nun zugab. „In der Woche nach der Euphorie bin ich in ein Loch gefallen. Ich habe mich gefragt: Brenne ich noch? Mir fehlten zu dem Zeitpunkt zunächst neue Impulse, neue Ideen.”

Auf einmal habe er „neue Wege gehen, neue Reize setzen“ müssen, führte Löw weiter aus: „Auf dem Höhepunkt habe ich mich damit aber schwergetan. Ich hatte den Ehrgeiz, den Erfolg zu bestätigen, aber mir fehlte die zündende Idee. Deswegen bekam ich Selbstzweifel.“ Dennoch: „Die positive Energie und der Anspruch, das Team auf diesem Niveau zu halten, waren immer vorhanden.“

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Jetzt, nach dreieinhalb Jahren Ruhestand, verspürt der fast 65-Jährige diesen Antrieb offenbar wieder. (sid/tm)

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