Stuttgart-Star mit Rachegelüsten vor Champions-League-Spiel
Das Gefühlschaos ist programmiert. Wenn El Bilal Touré am Mittwochabend den Rasen der Stuttgarter Arena betritt, werden ihm seine einstigen Kollegen von Atalanta Bergamo gegenüberstehen. Von jenem Klub also, mit dem El Bilal im Mai die Europa League gewann, bei dem er sein persönliches Glück aber ein Jahr lang vergeblich suchte. Nun trifft die neue Sturmhoffnung des VfB Stuttgart auf den Verein, der im Sommer keine Verwendung mehr für seinen Rekordeinkauf hatte.
Das schnelle Wiedersehen auf der großen Bühne Champions League (21.00 Uhr/DAZN) sei für ihn natürlich „etwas Besonderes”. Er habe auf dieses Spiel gewartet und freue sich darauf, sagte El Bilal und fügte an: „Ich hoffe, dass ich einen guten Tag erwischen werde.”
Vom Ergänzungsspieler zum Startelfkandidaten
Gute Tage hat der Angreifer in letzter Zeit einige erwischt. Beim Spiel bei Juventus Turin (1:0) vor zwei Wochen zum Beispiel. Tief in der Nachspielzeit erlöste er als Joker sein drückend überlegenes Team, als er den Ball technisch herausragend annahm und ihn ins Tor jagte. Der nächste starke Auftritt folgte nur vier Tage später, im Bundesligaspiel gegen Kiel (2:1) war er dank einer Traumvorlage und eines Traumtors erneut der Matchwinner.
Und so hat sich El Bilal unverhofft vom Ergänzungsspieler zum Startelfkandidaten gemausert. Gegen Kiel und auch in Leverkusen (0:0) begann er anstelle von Ermedin Demirovic. Und die Chancen stehen gut, dass dies auch gegen Atalanta so sein wird.
Ausgerechnet Atalanta. Bei den Norditalienern hatte er eine Saison zum Vergessen erlebt. Und das, obwohl der Klub im Sommer 2023 einen vielversprechenden Angreifer verpflichtet zu haben schien. 31 Millionen war Bergamo der Transfer von UD Almeria wert – Rekord für den Klub. Allein, rechnen sollte er sich nicht: Die neue Nummer 10 fiel monatelang verletzt aus, am Ende reichte es nur für 17 Pflichtspieleinsätze – davon drei in der Startformation –, drei Tore, einen Assist und dünne 478 Einsatzminuten.
Holpriger Start auch beim VFB
Auch beim VfB, der ihn im Sommer für rund zwei Millionen auslieh, hatte El Bilal zunächst einen schweren Stand. Die Konkurrenz hieß Deniz Undav und Demirovic. Aber er biss sich mit seiner Beidfüßigkeit und seiner enormen Schnelligkeit in die Mannschaft.
„Es lässt sich nicht unterscheiden, welcher Fuß stärker ist”, sagte Trainer Sebastian Hoeneß über die hervorstechende Fähigkeit des Nationalspielers aus Mali und ergänzte: „Darüber hinaus bringt er neben seiner Torgefährlichkeit auch noch Tempo mit, verfügt über Sprungkraft und Kopfballstärke.”
Ob El Bilal, der nur mit seinem Vornamen gerufen werden möchte, vor dem Atalanta-Spiel auch mit seiner Expertise zum Gegner helfen kann? „Die Analyse macht der Coach, und er macht es gut”, sagte er: „Wenn er mich fragt, werde ich ihm helfen, so gut es geht. Aber eigentlich braucht er mich nicht.”
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Lieber konzentriert er sich darauf, für eine Weiterbeschäftigung im Schwabenland zu werben. 16 Millionen Euro müsste der VfB im Sommer für eine Verpflichtung wohl zahlen. Hält El Bilal seine Form, könnten die Verantwortlichen schon bald ins Grübeln kommen. (sid)