Szenen wie beim HSV: Fans feiern sogar zweimal den Aufstieg – und liegen falsch
Es waren Szenen, die ganz stark an die verfrühte Aufstiegsfeier von HSV-Fans in der vergangenen Saison erinnerten. Damals hatten die Hamburger Anhänger in Sandhausen den scheinbaren Aufstieg in die Bundesliga gefeiert. Das Problem: Der HSV war gar nicht aufgestiegen. Heidenheim traf beim Parallelspiel spät in der Nachspielzeit und zerstörte den HSV-Traum. In den Niederlanden kam es nun zu einer ganz ähnlichen Situation.
Der Zweitligist Roda JC aus Kerkrade hat sogar gleich zweimal fälschlicherweise den Erstliga-Aufstieg bejubelt. Einer der Verursacher war am Freitagabend der Stadionsprecher, der einen Fehler machte.
Kerkrade-Fans feiern den Aufstieg – zu früh
Kerkrade war mit einem Punkt Vorsprung auf den FC Groningen als Tabellenzweiter auf einem direkten Aufstiegsplatz in den vorletzten Spieltag der Keuken Kampioen Divisie gegangen. Und direkt nach dem 2:0-Heimerfolg gegen Cambuur Leeuwarden liefen jubelnde Fans auf den Platz, weil im Parallelspiel Groningen beim Tabellen-17. Telstar Velsen seit der ersten Minute mit 0:1 zurücklag und die Partie kurz vor dem Abpfiff stand – für die Roda-Anhänger war der Aufstieg damit besiegelt.
Das könnte Sie auch interessieren: „Mitten in die Fresse“: Heidenheim versetzt den HSV in die Schockstarre
Doch Profis und Trainer Bas Sibum wehrten die Fans ab, standen beisammen, um die letzten Sekunden des Groningen-Spiels zu verfolgen. Und es kam, wie es kommen musste: In der fünften Minute der Nachspielzeit glich Groningen zum 1:1 aus – Frust und kein Aufstieg für Kerkrade.
Fake News über Treffer im Parallelspiel
Doch aus unerklärlichen Gründen brach nur rund zwei Minuten später erneut Jubel aus: Fans stürmten den Rasen, Roda-Spieler fielen sich in die Arme, Kapitän Matisse Didden wurde von einem Anhänger auf den Schultern getragen, schwenkte ausgelassen sein Trikot. Was war passiert? Fälschlicherweise hieß es, dass Telstar den Siegtreffer zum 2:1 erzielt habe. Und das glaubte Kerkrades Stadionsprecher und verkündete die Nachricht via Mikrofon.
Roda-Stadionsprecher Wim Frijns entschuldigt sich
„Die Spieler kamen aus der Umkleidekabine. Plötzlich fingen alle an zu jubeln und zu springen. Dann sagte jemand zu mir: ,Telstar hat ein Tor geschossen‘. Neben mir haben Leute geweint, Spieler kamen heraus, alle haben gefeiert. Da dachte ich: Das muss so sein. Das Stadion explodierte“, sagte Wim Frijns bei „Voetbal International“. Doch nach und nach wurde allen bewusst, dass es eine Falschinformation war. Die Spieler schlichen mit hängenden Köpfen in die Kabine, die Fans verließen ebenfalls ungläubig den Rasen.
„Wenig später hörte ich, dass das Tor nicht anerkannt wurde. Und dann stellte sich heraus, dass überhaupt kein Tor geschossen wurde“, sagte Frijns: „Ich mache das schon seit Jahrzehnten und bin auch nur ein Mensch. Es kann immer etwas schiefgehen.“
Kerkrade hat jetzt ein Aufstiegs-Endspiel in Groningen
Auch Abwehrspieler Didden erlebte die volle Bandbreite der Emotionen. „Nach dem Ausgleich des FC Groningen haben die Leute geschrien, dass es 2:1 für Telstar steht. Dann bin ich völlig verrückt geworden. Leider dauerte diese Freude nur 20 Sekunden. Jetzt müssen wir es nächste Woche zu Ende bringen“, sagte der 22 Jahre alte Kapitän bei ESPN.
Das könnte Sie auch interessieren: Pyro-Unterbrechung wird Konsequenzen haben: St. Pauli zieht erste Sicherheitsbilanz
Und viel brisanter könnte das Saisonfinale nicht sein. Kerkrade braucht zwar nur noch einen Punkt für den endgültigen Aufstieg. Aber Roda muss auswärts ran – in Groningen. Und der Absteiger, bei dem Bayern-Legende Arjen Robben 2021 seine Profikarriere beendet hatte, könnte mit einem Sieg Kerkrade noch überholen. Tabellenführer Willem II Tilburg steht bereits als Aufsteiger fest. (dpa/fs)