Tränen, Entschuldigungen, Vorwürfe: Rassismus-Skandal beschäftigt die Bundesliga
Bayer Leverkusens Profi Nadiem Amiri hat die schnelle Entschuldigung angenommen. Der Wirbel um die Rassismus-Vorwürfe ist aber gerade für den 1. FC Union Berlin damit noch nicht vorbei. Trainer Urs Fischer und Manager Oliver Ruhnert sind weiter mit einem Problem konfrontiert, das rein gar nicht zum Selbstverständnis der Eisernen passt und einen Schatten auf den sportlichen Sensationskurs in der Fußball-Bundesliga wirft.
„Ich möchte das in Ruhe klären und nicht was erzählen, was ich nicht weiß“, sagte Fischer. „Solche Dinge haben auf dem Fußballplatz nichts verloren. Von daher gilt es sicherlich, das aufzuarbeiten“, betonte der Schweizer nach dem 1:0-Sieg am Freitagabend.
Amiri nimmt die Entschuldigung von Florian Hübner an
Für Amiri war die Angelegenheit im Stadion an der Alten Försterei am Samstag erledigt. „Er ist zu mir in die Kabine gekommen. Es sind aus den Emotionen heraus unschöne Worte gefallen, die ihm sehr leid tun. Er hat mir das glaubwürdig versichert, deswegen ist die Sache für mich erledigt“, wurde der 24-Jährige am Samstagmorgen von seinem Verein zitiert.
Das Schuld-Eingeständnis von Unions Florian Hübner muss für Amiri überzeugend gewesen sein. Zuvor war er auf dem Rasen sichtlich aufgewühlt und empört ob der verbalen Auseinandersetzung. Nur durch die anschließenden klaren Worte seines Bayer- und DFB-Kollegen Jonathan Tah im DAZN-Interview wurde der Vorfall in seiner Tragweite publik.
„Scheiß Afghane“, soll Florian Hübner dem deutschen Nationalspieler Amiri entgegengerufen haben. Auf TV-Bildern ist zu sehen, wie sich der 24-Jährige aufgebracht mit mehreren Kontrahenten unterhält. Gestik und Mimik der Beteiligten verdeutlichen die angespannte Stimmung. Auslöser war offenbar ein Disput über ein vermeintliches Foulspiel kurz vor dem späten Union-Siegtor von Cedric Teuchert (88.). Amiri hatte danach gemeckert und war von Schiedsrichter Florian Badstübner verwarnt worden.
Bayer Leverkusen veröffentlicht Statement von Amiri
„Ich kann es nicht beweisen, ich werde das ansprechen, wir werden versuchen, das zu klären“, versprach Fischer. Der Wirbel um die verbalen Anfeindungen überlagerte das dramatische Ende des Bundesliga-Topspiels. Noch in den Kabinen kam es zu Gesprächen der Beteiligten und wohl auch schon zur Klärung. Nach einer Nacht wurde dann Amiris Statement von Bayer veröffentlicht.
Union Berlin steht eigentlich für Anti-Rassismus
Union Berlin stehe klar für Anti-Rassismus, verdeutlichte Kommunikationschef Christian Arbeit. „Wir entschuldigen uns dafür, wenn das so gefallen ist. Es tut uns leid, das möchten wir gerne auch hier noch mal den Gästen mitgeben“, betonte der Pressesprecher. Zur Tagesordnung will man in Berlin-Köpenick nicht übergehen. Diese Reflexion war zuletzt im Profisport beim heiklen Thema Rassismus und von diversen Protagonisten sorglos gewählten Formulierungen unüblich.
Kerem Demirbay macht auch dem Schiedsrichter Vorwürfe
Amiri, dessen Eltern in den 80er Jahren aus Afghanistan nach Deutschland kamen, soll nach dem Spiel aufgelöst in der Kabine gesessen haben. Amiris Freund und Kollege Kerem Demirbay machte dem Referee den Vorwurf, die Situation nicht im Blick gehabt zu haben. Die Beschreibung des Referees im Spielbericht ist mitentscheidend für eine mögliche Begutachtung des Falls durch den DFB-Kontrollausschuss.
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Die begannen allerdings bereits im Lauf des Samstags. Amiris Annahme der Entschuldigung kann sich auf ein mögliches Urteil auswirken. (mp/dpa)