Achte Pleite in Serie! Aber Union-Fans feiern Trainer: „Wieso sollte ich hinwerfen?“
Urs Fischers Stuhl würde bei anderen Vereinen längst wackeln, bei Union Berlin feierten die Fans den Trainer und seine Spieler sogar nach der achten Pleite in Serie mit lauten Gesängen. Und während sein Chef Oliver Ruhnert dem Schweizer einerseits den Rücken stärkte, andererseits aber auch Ergebnisse einforderte, verschwendete Fischer keinen Gedanken ans Aufgeben.
„Wieso sollte ich hinwerfen? Dafür hat es die Mannschaft in den letzten Spielen zu gut gemacht“, sagte Fischer nach der bitteren 0:3 (0:1)-Niederlage gegen den VfB Stuttgart bei Sky und fügte an: „Ich denke schon, dass die Worte des Trainers noch bei der Mannschaft ankommen.“ Gleichzeitig glaube er jedoch nicht, so der 57-Jährige, „dass man unbegrenzt verlieren darf.“
Von der Champions League in den Abstiegskampf
Nur ein halbes Jahr, nachdem Fischer Union in die Champions League führte, haben die Köpenicker acht Pflichtspiele nacheinander verloren und rutschen mit nur sechs Punkten immer weiter in die Abstiegszone. Seit er Union 2018 übernahm und nur ein Jahr danach in die Bundesliga coachte, musste Fischer nicht so eine Krise bewältigen. In all den Jahren, in denen es nur bergauf ging, schien ein Ende der Ära Fischer kaum vorstellbar – auch aktuell hält der Klub noch zum Trainer.
„Wir sind absolut bereit, diesen Weg gemeinsam zu gehen. Das weiß er auch und diese Rückendeckung kennt er auch“, so Geschäftsführer Ruhnert. Fischer sei jedoch auch „jemand, der immer wieder sagt ‚Wir sind im Profifußball‘ und Profifußball ist am Ende ein Ergebnissport und wir müssen auch mal Ergebnisse erzielen.“ Zudem glaube Ruhnert, dass sich Fischer „in dieser Situation die meisten Gedanken macht“ und derjenige sei, „der unter dieser Situation am meisten leidet.“
Die Frage ist nun, wann der Rückhalt für den Trainer bröckeln würde. Die nächsten Herausforderungen werden kaum leichter. Am Dienstag (21.00 Uhr) kommt die SSC Neapel in der Champions League, wo nach zwei Auftakt-Niederlagen das Aus droht. Die nächsten Ligagegner heißen Werder Bremen, Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen. Ein strammes Programm, doch in diesen Spielen muss der Befreiungsschlag zwingend gelingen.
„Es gilt, eine Antwort zu finden. Und zwar am Dienstag für die nächste Aufgabe“, sagte Fischer: „Wir haben zwei Tage Zeit, um uns zu schütteln und uns für die Aufgabe Napoli vorzubereiten.“ Mit dem Einsatz des Teams ist Fischer derweil zufrieden, doch oft wirkt die Mannschaft wie gehemmt. Ruhnert analysierte knallhart: „Wir erzielen keine Tore und kassieren viel zu einfach Gegentore.“
Kontergegentore und vergebene Chancen
Bei der Stuttgarter Führung durch einen Kopfball von Serhou Guirassy (16.) ließ Robin Knoche den Superstürmer zu leicht ziehen, Ruhnert sprach danach von „Begleitschutz“. In Halbzeit zwei vergab Union gute Chancen auf den Ausgleich und lief bei den Toren von Silas Katompa Mvumpa (81.) und Deniz Undav (88.) in Konter.
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Über ein stabiles Gerüst, in den letzten Jahren Unions großes Plus, verfügt die Mannschaft, die mit Stars wie Robin Gosens, Kevin Volland und Leonardo Bonucci verstärkt wurde, aktuell nicht – auch weil Stützen wie Knoche und Rani Khedira lange verletzt fehlten und erst gegen den VfB ihr Comeback gaben. Fischers Aufgabe ist es nun, den alten Geist von Union schnellstmöglich in dieses vom Schicksal durchgerüttelte Team zu wecken. Sonst wird es irgendwann auch eng für ihn. (sid/lmm)