Verletzungs-Misere: BVB kriegt in der Königsklasse Ersatzbank nicht voll!
Mit Karneval hat Nuri Sahin wenig am Hut, der Festausschuss sollte ihn besser nicht für die große Prinzen-Proklamation im Goldsaal der Westfalenhallen einplanen. Und doch sehnt der Trainer von Borussia Dortmund den närrischen Sessionsstart am 11.11. geradezu herbei – denn am ersten Tag der Länderspielpause wird er von allen Verletzungssorgen erlöst.
„Wir treffen uns jeden Tag, um die entscheidenden Prozente herauszuholen, damit wir diesen Checkpoint der Pause erreichen“, sagte Sahin vor dem Champions-League-Spiel gegen Sturm Graz. In das Duell mit dem österreichischen Meister und Tabellenführer muss er am Dienstag (21 Uhr/DAZN) erneut sein allerletztes Aufgebot schicken. Es folgt noch ein Bundesliga-Spiel in Mainz, und dann, sagte Sahin flehentlich: „Dann können wir endlich unsere Wunden lecken.“
Den 81.365 Fans im selbstverständlich wieder ausverkauften Signal-Iduna-Park wird sich ein ungewohntes Bild bieten. Angesichts von sieben sicheren Ausfällen und vier weiteren Wackelkandidaten werden „auf der Bank einige Plätze frei bleiben“, wie Sahin berichtete. Einige der blutjungen Spieler, mit denen er zuletzt den Kader auffüllte, hatte der Verein gar nicht erst für die Champions League gemeldet.
Champions League: Dortmund gegen Sturm Graz
Nun jedoch fehlen neben Stammtorhüter Gregor Kobel weiterhin Karim Adeyemi, Julien Duranville, Gio Reyna, Julian Ryerson, Niklas Süle und Yan Couto. „Elf oder zwölf gesunde Profis habe ich noch“, sagte Sahin mit einem resignierenden Lächeln. Bei Felix Nmecha, Ramy Bensebaini und Jamie Gittens konnte er zwei Tage nach dem befreienden 2:1 gegen RB Leipzig keinen neuen Stand vermelden, also immerhin auch keine weiteren Ausfälle: „Wir haben aber auch noch gar nicht trainiert.“
Die wenigen Lichtblicke wärmen Nuri Sahin das Trainerherz. Marcel Sabitzer, der selbst in Graz groß wurde, kam am Montag zur Pressekonferenz und versicherte, er werde wahrscheinlich spielen können: „Ich bin guter Dinge, dass das klappt.“ Bei Waldemar Anton sprach Sahin erneut von einem „Wettlauf gegen die Zeit“: Wie schon vor Leipzig – und da hatte der Innenverteidiger gefehlt.
Längst kommentiert Sahin die Misere im erstaunlich dünn geplanten BVB-Kader seufzend. „Ich würde mich freuen, wenn wir ein bisschen mehr trainieren könnten“, klagte er. „Ich würde gerne rotieren – ohne Qualitätsverlust. Stattdessen werden wir regenerieren und hoffentlich mit der nötigen Frische ins Spiel gehen.“
Sahin lobt „gute Mentalität“
Umso wichtiger wird die Einstellung, die gegen RB vorbildlich war. Sabitzer lobte ausdrücklich die „gute Mentalität“ der Mannschaft, alle seien entschlossen, gemeinsam das Tal zu durchschreiten. „Wir versuchen, alles zu geben und fit zu bleiben. Das ist das einzige, was zählt.“
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Dass Heimspiele bestens geeignet sind, um Wunden zu schließen, hat erst der Samstag bewiesen. Die Bundesliga-Krise ist vorerst abgewendet, nun würden die Dortmunder gerne die verheerende zweite Halbzeit des 2:5 bei Real Madrid vor zwei Wochen vergessen lassen. Graz ist bisher ohne Punkt, erscheint also trotz der pflichtgemäßen Warnungen als passender Gegner dafür. (sid)