„Welche Erfolge qualifizieren ihn?“ Rettig ätzt gegen möglichen DFB-Präsidenten
St. Paulis ehemaliger Geschäftsführer, Andreas Rettig (58), hat über DFB-Interims-Co-Präsident Peter Peters abgelästert. Der 59-Jährige, ehemaliger Finanz-Vorstand von Bundesliga-Absteiger Schalke 04, wird sich möglicherweise im kommenden Jahr fest um den Posten als Chef des Deutschen Fußball-Bundes bewerben.
„Ehrlich gesagt erschließt sich mir nicht, welche Erfolge ihn für dieses Amt qualifizieren, sein Wirken auf Schalke kann es ja nicht sein“, sagte der langjährige Bundesliga-Manager Rettig dem Express. Für Schalke stehen derzeit Verbindlichkeiten von 217 Millionen Euro – ein Großteil fällt in die Amtszeit von Peters – zu Buche. Der DFB-Bundestag, der über die Besetzung an der Verbandsspitze in der Nachfolge des zurückgetretenen Fritz Keller (64) entscheidet, ist auf den 11. März 2022 terminiert.
Ex-DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig mit Kritik an System des DFB
Zuvor hatte Rettig, der Vorsitzende der Geschäftsführung des Drittligisten Viktoria Köln, im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger betont: „In Anlehnung an die Politik, egal, wie man zu Jusos, der Jungen Union oder der Grünen Jugend steht: Eine Interessenvertretung junger Leute würde ich sehr begrüßen.“ Es sei „höchst fraglich“, ob beim DFB die richtigen Leute in der Verantwortung stehen. Dies stehe im Zusammenhang mit dem bislang normalen Karriereweg im größten Einzelsportverband der Welt.
„Bislang ist es in der Regel so: Um DFB-Präsident zu werden, muss man eine Ochsentour vom Kreis über den Bezirk zum Verband absolvieren, um irgendwann Regionalfürst zu sein“, sinnierte Rettig: „Dann hat man einen grauen Bart und weiße Haare – und landet schließlich im DFB-Präsidium, hat aber schon 25 Jahre lang Allianzen geschmiedet. Das System bedingt genau diese Abhängigkeiten, die dem deutschen Fußball mehr schaden als nutzen, daher bekommen wir auch kein frisches Blut in den DFB.“
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Das „Wissen der Basis“ müsse besser genutzt werden, meinte Rettig: „Wir haben im DFB sieben Millionen Mitglieder, da frage ich mich, ob die Verantwortlichen noch nie etwas von Schwarmintelligenz gehört haben.“
Der erfahrene Fußball-Funktionär vermisst beim DFB, der seit Monaten von internen Machtkämpfen gebeutelt wird, dass der Verband den Ton angebe: „Der DFB hat sich die Richtlinienkompetenz von der DFL aus der Hand nehmen lassen, das muss man klar sagen.“
Die Zukunftsplanung des Profifußballs, die die DFL durch eine Taskforce vorantreiben will, sei eigentlich „Aufgabe des Gesamtverbands“. Der DFB sei aber „vor lauter Beschäftigung mit sich selbst offenbar gar nicht mehr in der Lage, entscheidende Themen anzugehen“. (sid/tha)