Marco Friedl fliegt als zweiter Bremer vom Platz.

Marco Friedl fliegt als zweiter Bremer vom Platz. Foto: IMAGO/DeFodi Images

Zweimal Rot in wenigen Sekunden! Aber Werder träumt nach Mainz-Sieg von Europa

Zum Schluss hallten „Schieber“-Rufe durch das Bremer Weserstadion, doch selbst zwei Platzverweise konnten den SV Werder nicht vom 1:0-Heimsieg gegen Mainz 05 abhalten. Nun träumt man an der Weser wieder von einem Europapokal-Platz.

In einem spannenden Freitagabendspiel gewannen die Bremer mit 1:0 (1:0) gegen die zuletzt so starken Rheinhessen. Werder verhinderte dadurch auch, dass das Überraschungsteam dieser Saison vorübergehend auf einen Champions-League-Platz springt. Als Leonardo Bittencourt die Bremer in der 15. Minute in Führung brachte, hatte sein Team schon einen Pfostentreffer und einen verschossenen Elfmeter hinter sich. Nach der Pause geriet dieses 1:0 gegen immer stärkere Mainzer aber mehrfach ins Wanken. In der hektischen Nachspielzeit sahen die Bremer Marco Friedl und Niklas Stark noch jeweils Gelb-Rot.

Ex-Eimsbütteler Njinmah in der Startelf

Werders Trainer Ole Werner hatte aus den enttäuschenden ersten vier Spielen des neuen Jahres die richtigen Schlüsse gezogen und sein Team gleich auf vier Positionen verändert. Die Hereinnahmen von Justin Njinmah, beim Eimsbütteler TV groß geworden, und Startelf-Debütant Issa Kaboré sowie ein herausragender Auftritt von Romano Schmid sorgten für deutlich mehr Tempo im zuletzt so behäbigen Spiel. In der ersten halben Stunde überrollten die Bremer den Tabellensechsten vor 40.500 Zuschauern regelrecht.

Schon nach 49 Sekunden traf Schmid per Kopfball nur den Pfosten. Auch einen Elfmeter holte der 25 Jahre alte Österreicher heraus. Bei einem Rückpass versprang dem Mainzer Torwart Robin Zentner der Ball, so dass Schmid dazwischengehen konnte und von den Beinen geholt wurde. Nach einer langen Überprüfung durch den Videoschiedsrichter machte Zentner seinen Patzer aber wieder gut und hielt den Strafstoß von Marvin Ducksch (12.).

Bittencourt bringt Werder in Führung

Dass Werder kurz darauf dennoch in Führung ging, war symptomatisch für eine der besten Bremer Halbzeiten dieser Saison. Bittencourt reagierte nach einem Eckball schneller als die gesamte Mainzer Abwehr und drückte den Ball über die Linie. Der 31 Jahre alte Deutsch-Brasilianer war so etwas wie der tragische Held dieses Abends. Denn so erfolgreich wie Bittencourt den gesperrten Dänen Jens Stage im zentralen Mittelfeld zunächst auch vertrat, so schnell war sein Einsatz auch schon wieder vorbei: In der 36. Minute musste er verletzt vom Platz.

Zu diesem Zeitpunkt hätte Werder durch Njinmah (16.), Schmids nächsten beherzten Einsatz gegen Torwart Zentner (25.) und einen missglückten Lupfer von Ducksch (30.) längst einen zweiten Treffer erzielt haben können. Zu diesem Zeitpunkt waren aber auch die Mainzer schon deutlich besser im Spiel. Ein Schuss von Nelson Weiper war die beste Ausgleichschance noch vor der Pause (28.). Die zweite Halbzeit begann dann beinahe wie die erste. Nur dass sich diesmal die Gäste eine Großchance nach der anderen erspielten.

Stark und Friedl sehen nacheinander Gelb-Rot

Jae-sung Lee (47.), Weiper (50.), Paul Nebel (51.) und Danny da Costa per Pfostenschuss (62.) hatten das 1:1 auf Kopf und Fuß. Zwischendurch hatte sich auch Schmid mal wieder sehenswert durch den Mainzer Strafraum gedribbelt (47.). Dass in der ersten Stunde dieses rasanten Spiels nur ein Tor fiel, war kaum zu erklären. Der Preis für diese hohe Intensität war nur: Nach den Auswechselungen von Bittencourt und 05-Profi Nadiem Amiri (46.) musste auch der Bremer Kapitän Marco Friedl lange behandelt werden (58.). Schiedsrichter Martin Petersen forderte bereits eine Trage für den Österreicher an, doch der spielte letztlich weiter.

Mainz drückte weiter auf den Ausgleich, doch in der Schlussphase kamen auch die lange Zeit abgemeldeten Bremer wieder zu Chancen. Ein Tor von Mitchell Weiser zählte wegen Abseits nicht (75.). Njinmah (76.) und Skelly Alvero (82.) verpassten das 2:0 auch. Die letzten Minuten überstand Werder auch in doppelter Unterzahl, weil erst Stark wegen Spielverzögerung und Sekunden später auch Friedl wegen seiner Beschwerde Gelb-Rot sahen (90.+4). Doch drei Minuten darauf war das Spiel vorbei.



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Weniger kontrovers als Referee Petersen trat ein Altstar auf: Unter dem Jubel der 40.500 Fans betrat der Brasilianer Diego in der Halbzeit das Spielfeld. Der 39 Jahre alte Brasilianer hatte von 2006 bis 2009 für Werder gespielt und war später unter anderem zu Juventus Turin, Atlético Madrid und dem VfL Wolfsburg gewechselt.

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„Es ist immer ein Vergnügen, hier zu sein. Ich habe nur gute Erinnerungen an dieses Stadion“, sagte Diego über die Stadionmikrofone. „Ich fühle mich hier zu Hause. Werder ist mein Zuhause in Europa.“ Der Brasilianer hatte 2022 seine Karriere beendet und wird am 22. März im Weserstadion sein Abschiedsspiel veranstalten.

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