Gehaltsverzicht: Ein ehemaliger St. Paulianer marschiert vorne weg
Die Corona-Krise bietet naturgemäß reichlich Raum für populistisches Geschrei, leider auch bei Menschen, die eigentlich die gesamte Bevölkerung am Stück durch diese schwere Zeit steuern sollen und keine Neid-Debatte anleiern. Darum lässt man Markus Söder auch besser Markus Söder sein und nimmt stattdessen in Sachen Gehaltsverzicht erfreut zur Kenntnis, dass die Fußball-Profis von sich aus die Zeiten der Zeit erkannt haben.
Die Nationalelf stellte 2,5 Millionen Euro zur Verfügung, die Profis von Borussia Mönchengladbach, dem KSC und dem SV Wehen Wiesbaden gingen in Sachen Verzicht auf Geld voraus, Joshua Kimmich und Leon Goretzka riefen die Aktion „We kick Corona“ ins Leben und garnierten dies mit einer Summe von einer Million Euro.
Tolle Geschichten, die Andreas Bornemann durchaus nicht in Gänze selbstverständlich findet. „Nicht jeder Fußballer verdient Millionen“, sagte St. Paulis Sportchef zu der Thematik.
Ex-St. Paulianer Stendel will gar kein Geld
Ähnliches gilt natürlich auch für Bornemann nebst Kollegen sowie die Trainer-Zunft. Ein ehemaliger Kiezkicker machte nun trotzdem den ersten Schritt, und zwar einen gewaltigen. „Auch ich bin kein Millionär und habe Familie. Aber ich will als gutes Beispiel vorangehen“, sagte Daniel Stendel, der als Coach des schottischen Erstligisten Hearts of Midlothian vorerst komplett auf seinen Lohn verzichten will.
Vom Verein war angeregt worden, den Verdienst auf die Hälfte zu reduzieren, Stendel ging noch weiter. „Wir verdienen sehr gutes Geld im Vergleich zu den Angestellten, für die ein Gehaltsverzicht von 50 Prozent viel essenzieller ist“, sagte der 45-Jährige. Zudem sei es vor allem das Ziel, dass der Klub die Krise überlebe.
Spielergewerkschaft fordert sachlichen Umgang
Geschäftsführer Ulf Baranowsky von der Spielergewerkschaft „Vereinigung der Vertragsfußballspieler“ (VDV) hat sich unterdessen für einen sachlichen Umgang mit der Forderung nach Gehaltsverzicht der Bundesliga-Profis ausgesprochen. „Viele Spieler sind den Klubs bereits entgegengekommen und haben teilweise auch Spenden für Bedürftige angekündigt. Ich werbe für Sachlichkeit“, sagte Baranowsky. „Häufig passiert sehr viel Gutes im Stillen.“
Hecking deutet Gehaltsverzicht beim HSV an
Willkürlich kürzen könne man die Gehälter der Spieler aus rechtlichen Gründen zudem nicht. „Die Vereine sind darauf angewiesen, einvernehmliche Lösungen zu finden“, erklärte Baranowsky. So wie es sich zum Beispiel auch beim HSV aktuell abzeichnet. „Es gibt im Moment Signale, dass natürlich auch meine Spieler und wir von der sportlichen Leitung, wenn es von Nöten ist, eventuell dem Verein entgegenkommen“, sagte Trainer Dieter Hecking. „Ich glaube, die Bereitschaft werden sehr viele haben, die im Fußball unterwegs sind.“