Hamburgs Handball-Däne Andersen gibt Vollgas mit Verspätung
Wie ein Herbststurm sind Hamburgs Handballer in der Bundesliga unterwegs und mischen das Oberhaus auf. Platz fünf für den Aufsteiger! Beim beeindruckend souveränen 31:23-Heimsieg gegen Wetzlar ragten Keeper-Riese Johannes Bitter und der beste Torschütze Jan Forstbauer aus einem starken Kollektiv heraus. Der heimliche und vielleicht größte Gewinner war aber Frederik Bo Andersen, der erstmals zeigte, was er draufhat. Wurde auch Zeit.
Da stand er, im Gang zwischen dem Innenraum der Arena und dem Kabinentrakt, mit zwei Bierflaschen in der Hand. Torhüter Jens Vortmann kam vorbei, fragte, ob eine Buddel zufällig noch voll und zu haben sei. Andersen hob beide Flaschen an, die eindeutig leer waren, sagte auf Englisch „No“, gefolgt von einem Schulterzucken und einem breiten Grinsen, wie man es von dem schüchternen Dänen zuletzt nur selten sah.
Fünf aus fünf: HSVH-Däne Andersen überzeugt gegen Wetzlar
Er hatte allen Grund anzustoßen – auf den Sieg, auf ein richtig starkes Spiel von ihm selbst. Es war sein erster überzeugender Auftritt im HSVH-Trikot, das bestenfalls ein Brustlöser war, eine Befreiung. Da dürfen es auch mal zwei Buddeln sein.
„Ich freue mich sehr, dass wir gewonnen haben und auch über meine Leistung“, sagte der Rechtsaußen im Gespräch mit der MOPO. Der Neuzugang vom dänischen Topklub GOG Gudme wirkte glücklich und zugleich erleichtert. „Es war schön, endlich richtig loszulegen. Das ist wichtig für mich. Ich habe es genossen.“
Andersen schafft den Handball-Durchbruch: „Jetzt bin ich drin in der Liga“
Fünf Tore hatte der 22-Jährige erzielt, bei fünf Versuchen. Hundert Prozent. Man konnte förmlich dabei zusehen, wie nach jedem Treffer die Brust breiter und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten größer wurde. Andersens letzte Bude: ein Dreher. Das sagte alles. „Jetzt bin ich drin in der Liga“, ist er überzeugt.
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Hintendran war der Blondschopf bis zu diesem sechsten Saisonspiel gewesen, hatte verkrampft und verunsichert agiert, phasenweise blockiert und überfordert gewirkt. Der Wunschspieler von Trainer Torsten Jansen war in den ersten Wochen der Saison das große Sorgenkind des HSVH. Neues Land, neue Sprache, neues Team, neue Liga. Andersen tat sich schwer. „Dieses Spiel war wichtig für ihn“, weiß der Coach und hofft, dass der Knoten geplatzt ist.
HSVH fegt wie ein Herbststurm durch die Handball-Bundesliga
Es war Zufall, dass der Blondschopf überhaupt so viel Spielzeit bekommen hatte. Im Nachhinein „ein Glücksfall“, so Jansen. Nur weil Thies Bergemann, zuletzt die Nummer eins auf Rechtsaußen, früh eine Zeitstrafe gesehen hatte, war Andersen in die Partie gekommen und hatte abgeliefert. Endlich.
Jedes seiner Tore wurde von der HSVH-Bank besonders gefeiert. Alle sprangen auf, ballten die Fäuste in seine Richtung, „allen voran Teddy, der eigentlich der Konkurrent auf der Position ist“, betonte Trainer Torsten Jansen und meinte Bergemann. „So muss es sein. Wir sind eine Mannschaft.“
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Andersen tat die Rückendeckung richtig gut. „Es war schön, wie sich alle für mich gefreut haben“, sagte er. „Es war ein schwieriger Start für mich hier, aber jetzt habe ich das Gefühl, dass ich angekommen bin.“