Wird Hamburgs Handball-Star Jogi Bitter Manager der Nationalmannschaft?
Es ist einiges in Bewegung im deutschen Handball in diesen Tagen. Wichtige Weichen werden gestellt. Hamburg ist das Epizentrum. In der Hansestadt hat der DHB auf einer außerordentlichen Präsidiumssitzung am vergangenen Wochenende einen neuen Vorstand Sport präsentiert und will sich personell weiter verstärken. In der Bundesliga steht die Entscheidung unmittelbar bevor, ob der HSV Hamburg die Lizenz für kommende Spielzeit bekommt. Die ganze Liga schaut darauf. Das Urteil des Schiedsgerichts wird maßgeblichen Einfluss auf den künftigen Karriereweg des Hamburger Keeper-Riesen Johannes Bitter haben – und an dieser Stelle kommt nach MOPO-Informationen wieder der DHB ins Spiel.
Der größte Handballverband der Welt stellt sich neu auf. Die Ernennung von Ingo Meckes, der am 1. September die Nachfolge des langjährigen Sportvorstandes Axel Kromer antritt, war nur der Anfang. Der 47 Jahre alte Ex-Profi (spielte für Bayer Dormagen in der Bundesliga) erhält einen Vertrag bis 2029. Die Entscheidung für Meckes wurde am Rande der EHF Finals der European League in Hamburg verkündet.
Sportvorstand Ingo Meckes sucht Manager für DHB-Team
Eine der ersten wichtigen Aufgaben des neuen Machers: die Wahl eines neuen Managers für die Männer-Nationalmannschaft, das Aushängeschild und Zugpferd des DHB und der gesamten Sportart hierzulande. Es geht dabei um eine „eine neue hauptamtliche Position im Management des A-Teams“, wie der Verband im März mitgeteilt hatte.
Ein Kandidat für den Posten ist nach MOPO-Informationen Johannes Bitter, Torwart der Hamburger Handballer und nach seiner aktiven Zeit eigentlich für das Management des Vereins fest eingeplant. Der 41-Jährige hatte schon während der laufenden Spielzeit auf dieser Ebene mitgewirkt. Aber seit dem Lizenzentzug, gegen den der HSVH juristisch vorgeht, ist alles anders und in der Schwebe. Die Spieler des Vereins schauen sich nach Alternativen um, arbeiten an einem Plan B oder auch Plan C, was nachvollziehbar und vernünftig ist. Andere Klubs wiederum strecken ihre Fühler aus. Und auch Verbände.
Johannes Bitter: Manager der Nationalmannschaft?
Bitter als Nationalmannschafts-Manager? Das wäre ein Paukenschlag.
„Dazu äußere ich mich nicht. Wir befinden uns noch in der laufenden Saison und ich habe hier einen Vertrag“, sagt Bitter, der mit dem HSVH an diesem Mittwoch das letzte Heimspiel der Saison gegen Eisenach bestreitet (19 Uhr, Sporthalle) auf MOPO-Nachfrage knapp. Sein Spieler-Kontrakt läuft eigentlich noch bis 2026, aber ein früheres Karriereende und ein Wechsel in die HSVH-Führungsebene erschien zuletzt immer wahrscheinlicher.
Am Donnerstag entscheidet das Schiedsgericht der HBL im Maritim-Hotel am Flughafen Hannover final, ob der HSVH doch noch die Lizenz für die kommende Bundesligaspielzeit erhält. Falls nicht, wäre Bitter – wie die anderen Hamburger Profis auch – frei. Für das Nationalteam?
Bitter und der DHB-Job: Das könnte gut passen
Der 2,05-Meter-Mann bringt jedenfalls vieles mit für den DHB-Job, was ihn zu einem Topkandidaten machen dürfte. Bitter ist eine echte Größe im deutschen Handball, kennt als langjähriger Nationalkeeper (175 Länderspiele, Weltmeister 2007) die Rahmenbedingungen und Bedürfnisse der Auswahl-Spieler, aber mit 20 Jahren Berufserfahrung in der Bundesliga (650 Spiele) auch die Strukturen der Liga, Terminproblematik und die Position der Klubs. Der Familienvater, der auch als TV-Experte arbeitet, ist sehr gut vernetzt und bekanntermaßen ein eloquenter Kommunikator.
Der DHB will sich im Bereich Nationalmannschaft breiter, stärker und professioneller aufstellen, insbesondere im Hinblick auf die Heim-WM 2027 und die Ausrichtung für die Zukunft.
Bei der Stellenbeschreibung heißt es von Verbandsseite: „Das Profil ist vielseitig und reicht von der Organisation von Lehrgangsmaßnahmen, der kontinuierlichen Kommunikation mit Spielern und Klubs über die Kommunikation mit internationalen Verbänden bis hin zur Koordination von Aktivitäten in der Nationalmannschafts-freien Zeit.“
HSV Hamburg oder DHB? Bitter und die Lizenz-Frage
Ein großes Plus sind die Bekanntheit und Strahlkraft des Sympathieträgers Bitters, die der DHB gut gebrauchen kann – was gleichermaßen für den HSVH gilt, sollte es mit dem Verein in der Bundesliga weitergehen. Zudem hat Bitter einen ausgezeichneten Draht zu Bundestrainer Alfred Gislason. Es könnte fachlich und menschlich gut passen. Nicht ausgeschlossen, dass Bitter sogar im Fall, dass der HSVH die Bundesligalizenz am Donnerstag in Hannover doch noch zugesprochen bekommt, ernsthaft den DHB-Job in Erwägung zieht.