Mega-Aufholjagd! Hamburgs Handballer feiern „geilen“ Punkt gegen Füchse Berlin
Sie waren schon auf der Verliererstraße, schienen bereits zur Halbzeit geschlagen. Viele lange Gesichter auf den Rängen und auch in den eigenen Reihen. Doch Hamburgs Handballer bäumten sich im Duell mit den klar favorisierten Füchsen Berlin auf, bissen sich zurück in die Partie lieferten dem Vize-Meister einen großen Kampf und belohnten sich mit einem Punkt. Die Barclays Arena im Volkspark kochte. Nach einem zwischenzeitlichen Sieben-Tore-Rückstand gelang dem HSVH noch ein verdientes 29:29 (12:18). Was für eine Aufholjagd! Und die Hamburger hatten sogar noch die Chance auf den Sieg. Da staunte auch der Bundestrainer.
Der „Spieler des Spiels“ kam als Letzter in die Kabine – mit Abstand. Noch lange musste Torhüter Rob Haug Autogramme schreiben und für Fotos posieren. Der Norweger war erst zur zweiten Halbzeit für Keeper-Kollege Mohamed El-Tayar zwischen die Pfosten gerückt und hatte mit neun zum Teil spektakulären Paraden einen entscheidenden Anteil daran, dass die spektakuläre Aufholjagd gelang.
HSVH: Robin Haug nach Remis gegen Berlin gefeiert
So richtig glücklich war der Kisten-Held nicht. „Ein Punkt gegen Berlin ist eigentlich richtig gut, aber wenn man am Ende sogar noch gewinnen kann, dann ist man im ersten Moment auch ein bisschen enttäuscht“, gab der 26-Jährige zu. „Aber wenn ich nachher ins Bett gehe, dann werde ich das mit einem Lächeln im Gesicht tun.“
Euphorischer zeigte sich Haugs Vorgänger Johannes Bitter, jetzt Sportchef des HSVH. „Geil!“, jubelte er im Gespräch mit der MOPO nach dem heißen Heimspiel. „Das war ein großartiger Kampf, hat die Zuschauer mitgerissen. Der Punkt ist nicht zu wenig.“
Torsten Jansen lobt Mannschaft für Aufholjagd
Auch der Trainer zeigte sich sehr zufrieden. „Es ist schön, wenn man nach so einer ersten Halbzeit noch einen Punkt holt gegen eine Mannschaft wie Berlin“, betonte Torsten Jansen. „Super, wie wir uns mit der Hilfe von Robin zurückgekämpft und belohnt haben.“
Unter den Augen von 5156 Zuschauenden in der Barclays Arena, darunter Bundestrainer Alfred Gislason, waren die Gastgeber zunächst voll im Spiel, mit dem Champions-League-Teilnehmer auf Augenhöhe und lagen nach knapp zehn Minuten mit 6:5 in Führung. Doch vergebene Chancen und technische Fehler sorgten dafür, dass die Berliner die Partie auf 6:8 drehten (16.) und dann immer weiter davonzogen, weil die Hamburger den Faden und auch den Mut verloren, zu wenig Intensität und Aggressivität zeigten.
Mortensen raus, wieder rein – und dann richtig gut
Star-Linksaußen Mortensen saß schon nach gut 13 Minuten auf der Bank. Zunächst sah der Däne nach einem Kopftreffer gegen Füchse-Keeper Milosavljev eine Zwei-Minuten-Strafe und nach Ablauf ließ Trainer Torsten Jansen bis zur Halbzeitpause Youngster Alexander Hartwig auf der Platte.
Zur zweiten Halbzeit wurde Haug eingewechselt und auch Mortensen kehrte auf das Feld zurück und machte es nun deutlich besser und am Ende richtig gut. Die Hausherren agierten deutlich leidenschaftlicher, im Angriff dynamischer und mutiger und in der Abwehr bissiger, was den Füchsen gar nicht schmeckte, die – vielleicht auch im trügerischen Gefühl eines souveränen Sieges – ihre Linie verloren. Der HSVH holte Tor um Tor auf, konnte in der 42. Minute erstmals ausgleichen (23:23) und riss das Publikum von den Sitzen. Standing Ovations.
Tissier und Co. brennen, Arena im Volkspark „explodiert“
„Wenn es hier explodiert, dann wird es für jeden Gegner schwer“, sagte Rückraumspieler Leif Tissier zur Stimmungs-Explosion und stellte klar: „Aber wir sind dafür verantwortlich, dieses Feuer zu entfachen.“ Und die Hamburger brannten regelrecht, gingen vier Minuten vor Schluss mit einem Doppelschlag 29:27 in Führung, doch die Berliner nutzten eine Überzahl, um 50 Sekunden vor Schluss auszugleichen. In der knappen Minute Ballbesitz gelang es Tissier und Co. dann nicht mehr, das goldene Tor zu erzielen.
„Den Punkt nehmen wir gerne mit“, bilanzierte Tissier, der wenige Tage zuvor in den erweiteren DHB-Kader für die WM 2025 berufen worden war und vor Augenzeuge Gislason ein Klassespiel gemacht hatte (sechs Tore). „Ich wusste bis nach dem Spiel gar nicht, dass er in der Halle ist“, verriet Tissier und fügte schmunzelnd an. „Vielleicht ganz gut so.“ Mit der erfolgreichen Hamburger Aufholjagd und dem gleichzeitigen Berliner Einbruch hatte auch der Bundestrainer sicher nicht gerechnet.
Bundestrainer Alfred Gislason im Publikum
Richtig gut ging es Aufsichtsrat und HSVH-Investor Philipp Müller, der sich an seinem Geburtstag ganz besonders über das Remis gegen eines der Spitzenteams der Liga freute: „Mega! Das ist das schönste Geschenk!“ Für die Mannschaft war es hingegen der absolut verdiente Lohn harter und in der zweiten Spielhälfte auch richtig guten Arbeit.
Tore HSVH: Andersen (7/1 Siebenmeter), Tissier (6), Mortensen (5), Weller (4), Lassen (3), Ilic (2), Valiullin (2)