„Sind nicht blind“: Hamburgs Handballer haben ein Zuschauer-Problem
Im dritten Spiel der Saison sind Hamburgs Handballer erstmals Favorit, wollen dieser Rolle gerecht werden und Sonntag in eigener Halle den ersten Sieg einfahren. Sportlich kommt Abstiegskandidat GWD Minden dem HSVH gelegen. Andererseits ist der Tabellenletzte das Gegenteil eines Publikumsmagneten. Die Hamburger werden mit dem Spiel ein Minus machen. Anzeichen für ein drohendes Zuschauer-Problem?
13.000 Plätze bietet die Barclays Arena bei Handballspielen. Mehr als 10.000 dieser Plätze dürften beim zweiten Heimspiel des HSVH, der am Donnerstag in Melsungen mit 27:30 verloren hat, leer bleiben. Rund 2500 Tickets waren bis Freitag verkauft – inklusive Dauerkarten (1650).
Gegen Minden droht dem HSVH eine Minuskulisse
„Das ist okay“, gibt sich Sebastian Frecke, Geschäftsführer des HSVH, im Gespräch mit der MOPO gelassen. „Hätte auch schlechter sein können.“ Für das folgende Heimspiel gegen den Bergischen HC (22.9.) sind bislang 2000 Tickets abgesetzt.
Die riesige Arena im Volkspark ist für diese beiden Spiele absolut überdimensioniert. „Wir hätten gegen Minden und den BHC liebend gerne in der Sporthalle Hamburg gespielt“, sagt Frecke. Geht aber nicht. Die zweite Spielstätte des HSVH (rund 3600 Plätze) ist noch wegen Umbauarbeiten gesperrt.
Sporthalle Hamburg wegen Umbauarbeiten gesperrt
Das Problem: In der Barclays Arena (ca. 60.000 Euro Miete pro Spieltag) macht der Klub erst bei mehr als 4500 Zuschauern Gewinn. Und nun also Miese, im mittleren fünfstelligen Bereich. „Das ist nicht schön, aber lässt sich nicht ändern“, so Frecke, der zu Recht darauf verweist, dass im September die Ticket-Nachfrage für den Hallensport traditionell verhalten ist und dann im Oktober/November anzieht.
Enttäuschend war es dennoch, dass nur 4189 Zuschauer zum Saisonauftakt gegen Flensburg (30:31), einem zugkräftigen Topteam und Titelanwärter, in die Arena gekommen waren – davon einige hundert SG-Fans. Der Spieltag, ein Donnerstag, war nicht förderlich, aber mindestens 5000 Zuschauer hätte man erwarten können.
Eindeutig ein Dämpfer zum Start in die zweite Bundesligasaison des HSVH. Hinzu kommt ein leichter Rückgang bei den Dauerkarten (aktuell 1650, in der Vorsaison 1739). Anzeichen eines Negativ-Trends?
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„Besorgniserregend ist das noch nicht“, sagt Frecke. „Wir dürfen die Zahlen nicht überbewerten.“ Er räumt aber ein, dass es keine verlässlichen Prognosen, geschweige denn Garantien für die kommenden Monate gibt. Corona ist weiterhin ein Thema, hinzu kommen die Energiekrise und steigende Kosten für die Bevölkerung. Eine gefährliche Gemengelage – auch für den Profisport und die gesamte Eventbranche.
„Wir sind nicht blind, was das Zuschauerthema angeht“, betont Frecke. „Wir werden ganz genau beobachten, wie es weitergeht.“ Das gilt übrigens auch für die anderen Bundesliga-Klubs.
HSVH erhofft sich gegen Magdeburg und Co. mehr Fans
Das vierte Heimspiel gegen Gummersbach (23.10.) kann der HSVH erstmals wieder in der Sporthalle austragen, in der der Verein mit einem Schnitt von 3000 Zuschauern kalkuliert. In der Barclays Arena mit 5000.
Spannend wird es im November – Monat der Wahrheit. Dann spielt der HSVH zu Hause gegen die RN Löwen, die Füchse Berlin und Meister SC Magdeburg. Namhafte Teams. Gegen die Löwen und Magdeburg wolle man „gerne“ in der Barclays Arena spielen, sagt Frecke. Das sei aber auch abhängig von der weiteren Entwicklung, sprich: der Karten-Nachfrage. „Wir wollen nicht blind ins Risiko rein.“
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Die Gegner sind das eine, der HSVH ist das andere. „Es wird viel von uns abhängen, wie gut wir in die Saison starten und dann stehen“, weiß Frecke. Für den Zuschauerzuspruch ist in erster Linie das Heimteam verantwortlich. Der HSVH muss liefern, auch ohne Kreisläufer Andreas Magaard. Der Däne hat sich in Melsungen am Knie verletzt und fällt gut sechs Wochen aus.