• In den bisherigen drei Saison-Heimspielen (hier gegen Würzburg) waren jeweils 1000 HSV-Fans dabei. So wird es auch gegen St.Pauli sein.
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HSV gegen St. Pauli: Fast keine Fans – darum wird das Derby dennoch ein Hingucker

Der Ball ist auch diesmal rund, alles andere würde doch sehr verwundern. Und erneut dürfte das Spiel 90 Minuten dauern. Plus Nachspielzeit natürlich. Ansonsten aber wird am Freitagabend (18.30 Uhr, Liveticker auf MIOPO.de) im Volkspark sehr vieles anders sein, als sonst, wenn der FC St. Pauli vorbeikommt. Die wohl wichtigste Komponente, die ein Derby ausmacht, fehlt: Massen von Fans, getrennt in den Farben, vereint im Enthusiasmus für das Stadtduell. Man wird spüren, dass sie nicht da sind. Und dennoch: Auch dieses Derby könnte ein Leckerbissen werden.

Der Hunger ist spürbar, auf beiden Seiten. Zwei Mal erhofften sich die HSV-Profis zuletzt einen Festschmaus gegen St. Pauli, beide Male wurden sie mit trocken Brot und einem Schluck Wasser abgespeist. 0:2. Und das gleich im Doppelpack. Derby-Niederlagen, die nachhallen.

HSV-Fans im Volkspark

In den bisherigen drei Saison-Heimspielen (hier gegen Würzburg) waren jeweils 1000 HSV-Fans dabei. So wird es auch gegen St.Pauli sein.

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WITTERS

St. Pauli gewann die letzten beiden Derbys gegen den HSV

Das krasse Gegenteil davon nur knapp sieben Kilometer vom Volkspark entfernt. Dort wurde geschlemmt, in vollen Zügen. Zwei Derby-Siege gegen den HSV in einer Saison, das hatte es 66 Jahre lang nicht mehr gegeben, seit Einführung der Profiligen sogar noch nie.

Die einen jubilierten, die anderen schworen Wiedergutmachung. Nun trifft man sich wieder.

Wegen Corona: 1000 Fans werden beim Derby dabei sein dürfen

Wie aber wird das sein, so fast ohne Fans? Ganze 1000 von ihnen werden dabei sein können. Mehr lässt die geltende Corona-Verordnung für Hamburg nicht zu. Daniel Thioune bedauert das. „Vom ersten Tag an fehlt etwas“, sagte er der „Bild“. Es sei ein Privileg für ihn, Trainer des HSV zu sein. „Ich würde gern 57.000 Fans im Volkspark erleben.“ Und dennoch. Für Thioune steht fest: „Es ist ein ganz besonderes Spiel, es ist allgegenwärtig und das wird es auch nach dem Wochenende sein.“

Sie ist spürbar, die Skepsis vor dem Derby, dass es so noch nie gab. Auch bei den Braun-Weißen, die als Gäste herübergefahren kommen. Marvin Knoll ist gedanklich schon im Spielertunnel, kurz vorm Aufwärmen. „Es wird was ganz anderes sein, wenn man rauskommt“, meint der Mittelfeldspieler. „Es ist schade, dass keiner da sein wird. Es pusht natürlich auch nochmal, wenn du ausgepfiffen wirst im Volkspark.“

Auch St. Paulis Profis werden Fans im Volkspark vermissen

Auch St. Paulis Keeper Robin Himmelmann weiß nicht so recht, was er von all dem halten soll. 1000 Fans, das werde „dem Ganzen überhaupt nicht gerecht. Das ist die große Veränderung im Vergleich zu allen bisherigen Derbys.“

Wehmut klingt bei ihm durch: „Die Atmosphäre war in den vergangenen vier Derbys elektrisierend und noch mal ‘ne Schippe mehr als bei anderen Spielen. Jetzt steht ein Derby in einem fast leeren Stadion an.“

Sie werden es nicht ändern können. Doch bei genauerer Betrachtung bietet dieses Derby dann doch so einiges, was in den Jahren zuvor vielleicht sogar zu kurz kam und dass es sehr wohl zu einem Leckerbissen machen könnte: offene Rechnungen auf dem Platz! Dort, wo alles entschieden wird!

Das Stadtderby hat sich neu entwickelt

Den Anfang dazu bildete vor allem eine große Enttäuschung. Mit Grausen erinnern sich die Fans beider Lager noch an das 0:0 aus dem September 2018. Viel Wirbel um nichts. Es war das erste Derby seit sieben Jahren und ein fürchterlich blutleerer Kick. „Ein grauenvolles Derby“, schrieb der „kicker“. „Kaum Highlights im Schnarch-Derby“, befand die „Bild“. Die MOPO titelte: „Spielverderby!“

Ein Grund: Die, die sich da auf dem Platz gegenüberstanden, kannten sich zwar privat, hatten als Rivalen auf dem Platz bis dahin aber kaum etwas miteinander zu tun. Ein Derby vor 57 000 Fans. Aber eines, das auf dem Rasen nicht gelebt wurde. Der Rahmen passte, der Inhalt nicht.

Das wird diesmal anders sein. Weil sich das Stadtduell neu entwickelt hat, mit allen Facetten. Im März 2019 demütigte der HSV St.Pauli mit seinem 4:0 am Millerntor. Vergangene Saison war er dann selbst zwei Mal der Gelackmeierte. Ein Auf und Ab. 1000 Geschichten. Und endlich offene Rechnungen, die weiterhin Bestand haben.

HSV gegen St. Pauli: Die Hoffnung auf ein tolles Stadtderby lebt!

Das kann was werden mit dem Derby. Auch ohne den Großteil der Fans. Das Vorgeplänkel mag fehlen, die Brisanz aber bleibt. Der bärenstark und mit fünf Siegen am Stück gestartete HSV empfängt den widerspenstigen Stadtrivalen, der als erster Verein in dieser Saison den Spitzenreiter nachhaltig ärgern will. Die meisten Fans müssen zu Hause bleiben, der Stoff für Derby-Träume aber ist geblieben. Am Freitag, ab 18.30 Uhr, bietet sich die große Chance, sie zu leben.

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