HSV-Profi Joel Pohjanpalo : Geisterspiele? „Das kann ich mir schwer vorstellen“
In Hannover sorgte Joel Pohjanpalo in allerletzter Sekunde für den Ausgleich.
Foto: WITTERS
Seit dem Winter kickt Joel Pohjanpalo auf Leihbasis für den HSV, erzielte in Bochum (3:1) und Hannover (1:1) wichtige Joker-Tore. Mit der MOPO sprach der Finne über Geisterspiele, den vorerst geplatzten EM-Traum – und einen möglichen Verbleib.
MOPO: Seit mittlerweile fast sieben Wochen gibt es keine Spiele und kein Mannschaftstraining mehr, wie sehr vermissen Sie das alles und speziell den Fußball?
Pohjanpalo: „Ich vermisse das Mannschaftstraining und vor allem die Spielformen sehr. Unser aktuelles Training in Kleingruppen ist damit nicht zu vergleichen. Aber ich glaube, alle Fußballer sind aktuell froh, dass wir zumindest in Kleingruppen trainieren dürfen. Natürlich ist es ungewohnt, nur technische und taktische Dinge zu trainieren, aber wir können uns momentan verstärkt auf diese Dinge fokussieren. Trotzdem hoffen wir natürlich alle, dass wir bald ins Mannschaftstraining zurückkehren dürfen. Da müssen wir allerdings abwarten, wie sich die Dinge entwickeln.“
Was ist für Sie zurzeit die größte Einschränkung im täglichen Leben?
„Ich kann meinen Alltag derzeit nicht so ausüben, wie ich es sonst mache: Keine Freunde treffen oder mal in ein Café oder Restaurant gehen. Es sind schwierige Zeiten für alle gerade, auch wenn einige noch sehr viel stärker davon betroffen sind als ich.“
Was machen Sie mit der zusätzlichen Zeit?
„Ich koche aktuell sehr viel. Das mache ich ohnehin sehr gerne, es ist meine Leidenschaft. Momentan habe ich viel mehr Zeit, um zu Hause zu kochen. Ich bin darin schon deutlich besser geworden.“ (lacht)
Ist Ihre Freundin mit in Hamburg oder lebt sie weiter in Düsseldorf?
„Meine Freundin ist aktuell bei mir in Hamburg, nur ab und zu muss sie nach Düsseldorf. Wir verbringen die meiste Zeit der Kontaktsperre zusammen.“
Wie ist aktuell das Leben in Finnland?
„Die Situation in Finnland lässt sich gut mit der hier in Deutschland vergleichen. Ein Unterschied ist, dass die Schulen für Schüler bis zur dritten Klasse weiter geöffnet sind. Außerdem gibt es keine Maskenpflicht. Aber auch in Finnland gilt, dass alle Abstand halten müssen, sobald sie ihre Wohnung verlassen. Das ist ziemlich ähnlich.“
HSV-Stürmer kann sich Geisterspiele nur schwer vorstellen
Was denken Sie über Geisterspiele?
„Ich weiß nicht, wie es ist, ohne Fans zu spielen. Ich habe das in meiner Karriere noch nicht erlebt und kann es mir deshalb nur schwer vorstellen. Letztlich ist es ja auch nicht meine Entscheidung, ob die Saison mit Spielen ohne Zuschauer fortgesetzt wird, aber ich bin mir sicher, dass die Verantwortlichen eine gute Entscheidung für die Liga, die Fans und den gesamten Fußball in Deutschland treffen werden.“
Glauben Sie, dass Spiele ohne Fans das Spiel auf dem Platz und letztlich auch die Ergebnisse beeinflussen werden?
„Wenn die Saison ohne Fans fortgesetzt wird, ist das natürlich auch für uns auf dem Platz anders. Die Emotionen fehlen dann ein Stück weit. Insbesondere hier in Hamburg, wo wir unfassbare Fans haben und wir vor allem bei Heimspielen von so vielen tausend Leuten unterstützt werden. Das wäre für uns natürlich ein Verlust und sehr ungewohnt. Aber wir werden uns natürlich auch darauf einstellen.“
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Eigentlich wären Sie diesen Sommer zur EM gefahren. Nun ist alles anders. Wann und wie die Saison beendet werden kann, ist noch offen. Wie sieht der Plan für Ihre Zukunft aus?
„Es ist schwer, momentan Voraussagen für die Zukunft zu treffen. Niemand weiß, ob und wann wir wieder spielen dürfen, ob die Liga fortgesetzt wird. Ich habe aktuell einen Vertrag in Hamburg und bin hier sehr glücklich. Ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung finden werden, falls die Saison fortgesetzt wird und möglicherweise länger dauert als bis zu meinem Vertragsende am 30. Juni. Zuerst muss aber geklärt werden, ob die Saison wieder aufgenommen wird und wann die kommende startet. Das macht es schwierig, gerade zu planen.“
Leihgabe Pohjanpalo fühlt sich in Hamburg pudelwohl
Der HSV hat Sie bis zum Ende der Saison ausgeliehen. Können Sie sich denn grundsätzlich vorstellen, auch länger beim HSV zu bleiben?
„Ich habe hier mit meinen beiden Toren einen guten Einstand gefeiert und fühle mich sehr wohl. Ich mag den Verein, seine Fans, die Stadt. Leider habe ich auf Grund der Unterbrechung der Liga bislang erst fünf Spiele für den HSV absolvieren können. Ich hoffe deshalb, dass wir bald wieder spielen dürfen. Gleichzeitig habe ich in Leverkusen einen gültigen Vertrag bis 2022. Wenn wir die Saison wieder aufnehmen dürfen, werden wir Gespräche führen und gemeinsam schauen, wie es weitergeht. Momentan müssen wir da abwarten.“
Was ist für Sie der entscheidende Punkt bei der Frage, für welches Team Sie in der nächsten Saison spielen?
„Wie ich schon gesagt habe: Wir müssen schauen, ob, wann und wie die Saison weitergespielt wird und wann die nächste Saison startet. Dann werden wir uns alle zusammensetzen und eine Entscheidung treffen. Im Fußball ist es gerade aber noch schwerer als sonst, vorauszuahnen, was passieren wird.“