HSV, Real Madrid, Las Vegas: Das völlig verrückte Leben des Thomas Gravesen
Thomas Gravesen ist nach seinem ersten HSV-Tor 1997 gegen Karlsruhe nicht mehr von den Kollegen einzufangen.
Foto: Bongarts
Die Schiris hatten ihre liebe Mühe mit Thomas Gravesen
Foto: WITTERS
Am 15. April 2000 duelliert sich Thomas Gravesen vom HSV mit Werders Claudio Pizarro. Endstand: 0:0
Foto: WITTERS
Thomas Gravesen albert bei Real Madrid mit Superstar Ronaldo rum.
Foto: picture-alliance
Thomas Gravesen 2006 bei seinem letzten Verein Celtic Glasgow im Champions-League-Duell mit Manchester Uniteds Wayne Rooney
Foto: WITTERS
Thomas Gravesen schaute immer mal wieder beim HSV vorbei. Hier 2013 mit Kult-Masseur Hermann Rieger (2014 verstorben)
Foto: WITTERS
Vor ziemlich genau 20 Jahren war der HSV ein Bundesliga-Topteam. 1999/2000 kam man als Dritter in die Champions-League-Qualifikation. Ein wichtiger Baustein und Leistungsträger dabei: Thomas Gravesen. Der Däne wurde in Hamburg zur Kultfigur – und startete hier seine Karriere, die ihn bis zu Real Madrid und an die Pokertische in Las Vegas führen sollte.
Von seinem Heimatverein Vejle BK kam Thomas Gravesen 1997 als unbeschriebenes Blatt zum HSV. „Ich bin eine Humörbombe“, sagte er bei seiner Vorstellung. Und das war nicht übertrieben, selbst Trainer Frank Pagelsdorf war vor seinen Streichen nicht sicher.
Humörbombe Thomas Gravesen schlägt beim HSV ein
Nach vier sieglosen Spielen durfte Gravesen am 5. Spieltag in Berlin sein HSV-Debüt geben. Mit ihm als Libero (MOPO-Note 2) gab es prompt einen 2:0-Auswärtssieg. „Wir haben dem Gegner immer noch zu viele Chancen zugelassen“, sagte Gravesen nach dem Spiel. „Dass ich so viel geredet habe und oft laut geworden bin, hat nichts damit zu tun, dass ich mich hier jetzt schon als Chef fühle. Wenn ich 25 gute Spiele für den HSV gemacht habe, dann können wir auch mal über meine Leistung reden.“
Die sollten nicht lange auf sich warten lassen. Bei seinem ersten Treffer im HSV-Trikot am 10. Spieltag der Saison 1997/98 in Karlsruhe „bin ich ein bisschen ausgeflippt“, wie Gravesen zugab. Mit teils wilden Grätschen und stets vollem Einsatz spielte er sich schnell in die Herzen der HSV-Fans. Der Däne kam in seiner Debüt-Saison auf 26 Einsätze, das Team belegte Platz neun.
Gravesen wird mit dem HSV Dritter und geht nach Everton
Im zweiten Jahr wurde Gravesen 22 Mal eingesetzt, musste aber länger wegen einer Roten Karte pausieren. Der HSV kam 1999 als Siebter immerhin in den damaligen UI-Cup.
Das alles waren Vorboten der folgenden Traumsaison, in die Pagelsdorf-Elf im im Umbau befindlichen Volksparkstadion mit tollem Fußball begeisterte, lange vom Titel träumen durfte und am Ende Dritter wurde.
Gravesen spielte erneut eine starke Saison (26 Einsätze), es sollte seine letzte im HSV-Trikot sein. „Ich will jetzt die Welt sehen und erobern“, sagte er zu seinem Wechsel 2000 zum FC Everton, der für ihn umgerechnet 3,4 Millionen Euro auf den Tisch legte.
Real Madrid verpflichtet Ex-HSV-Star Thomas Gravesen
Insgesamt 149 Premier-League-Spiele absolvierte Gravesen für den Klub aus Liverpool. Auch auf der Insel wurde er gefeiert und gefürchtet. 2004 scheiterte eine Rückholaktion des HSV am Veto von Everton.
Stattdessen ging es Anfang 2005 zu: Real Madrid! Die Galaktischen um Zidane, Raúl, Ronaldo und Beckham hatten einen kernigen Kämpfer gesucht und gefunden. „Die bloße Vorstellung, mit diesen Kerlen zusammen zu spielen, fand ich unglaublich aufregend“, sagte Gravesen.
Allerdings wurden seine vergleichsweise limitierten fußballerischen Mittel von Fans und Presse erkannt und bloßgestellt. So richtig glücklich wurde der Däne bei Real nicht. Immerhin kam er in Madrid auf 34 Liga-Spiele und ein Tor. Eine Handgreiflichkeit mit Mitspieler Robinho beendet seine Zeit in Spanien.
Thomas Gravesen soll 100 Mio. Euro verdient haben
2006 ging es also weiter zu Celtic Glasgow. In Schottland wurde Gravesen 2007 Meister. Als Leihspieler kehrte er nochmal nach Everton zurück, Anfang 2009 erklärte er dann seine Karriere für beendet. Für Dänemark absolvierte Gravesen 66 Länderspiele, war EM-Teilnehmer 2000 und 2004 sowie bei der WM 2002 dabei.
Doch wer dachte, der verrückte Däne würde es nach seiner Karriere ruhig angehen lassen, irrte gewaltig. Über 100 Millionen Euro soll er in Finanzgeschäften verdient haben, so die Gerüchte. „Nur 100 Millionen?“, sagte Gravesen auf Nachfrage und lachte sich schlapp.
Thomas Gravesen: Poker-Karriere in Las Vegas
Verbrieft ist seine einstige Beziehung zu Porno-Star Kira Eggers. Den Umzug nach Las Vegas machte er dann aber mit Freundin Kamila Persse, einem in Tschechien geborenen amerikanischen Model. Im Spieleparadies soll Gravesen beim Pokern die Hälfte seines Vermögens wieder verloren haben. Auch dazu gibt es von ihm nur ein Grinsen.
2013 schaute er mal wieder in Hamburg vorbei, sagte der MOPO, er wolle gerne wieder ins Fußballgeschäft einsteigen und trage den HSV weiter im Herzen. Und auch in Hamburg ist er nicht vergessen worden. Noch heute gibt es jedenfalls HSV-Fans, die stolz ihr Gravesen-Trikot von damals tragen.
Thomas Gravesen arbeitet für das dänische Fernsehen
Mittlerweile ist es dann doch mal erstaunlich ruhig um den einst so wilden Dänen geworden. Die Beziehung zu Kamila Persse ging 2018 zu Ende. Gravesen lebt wieder in seiner dänischen Heimat und ist als TV-Experte für Eurosport tätig. Seine Begründung für den Schritt: „Ich hab den Fußball einfach vermisst.“