„Abgefahren geil“: Was TV-Experte Christoph Kramer am HSV begeistert
Als Fernseh-Experte war Christoph Kramer am Samstagabend nicht im Einsatz. Sky setzte für das Spiel des HSV gegen den 1. FC Köln auf Ex-Stürmer Simon Terodde, Sport1 auf den ehemaligen Profi-Angreifer Martin Harnik. Kramer, der in diesem Jahr wieder für das ZDF sowie bei Champions-League-Partien für Prime Video vor der Kamera stehen und seine Meinung zum Besten geben wird, war dagegen als Zuschauer im Volkspark – unter anderem mit Ex-HSV-Boss Jonas Boldt. Und er war hinterher nicht wegen der Partie an sich begeistert.
„Hamburg“, sagt Kramer in der neuen Folge des Podcasts „Copa TS“ von Moderator Tommi Schmitt zunächst ganz grundsätzlich, „ist ja mega-schön.“ Der 33-Jährige mag die Stadt – und besonders das Volksparkstadion, in dem er am Samstag live Zeuge des HSV-Heimsiegs (1:0) wurde.
Seine Sympathie für die Arena hat einen Grund: Es sei „geil“ gewesen, am Wochenende da gewesen zu sein, „weil Hamburg für mich so eine Emotionalität hat, weil ich da mein erstes Länderspiel gemacht habe“, erinnert Kramer an ein 0:0 der DFB-Elf gegen Polen am 13. Mai 2014.
Kramer feierte sein DFB-Debüt 2014 im Volksparkstadion
Beim damaligen Testspiel, dem drittletzten vor Beginn der WM 2014 in Brasilien, spielte der Debütant über 90 Minuten durch. Und auch wenn keine Tore fielen, wird Kramer diese Partie nie vergessen, denn: „Danach hat mir der Jogi (Ex-Bundestrainer Löw; d. Red.) noch im Hotel gesagt, irgendwann um Mitternacht, dass er mich mit ins Trainingslager nimmt für die WM 2014.“ Der Rest ist bekannt: Kramer reiste mit der Nationalmannschaft nach Brasilien, stand im Finale gegen Argentinien (1:0 n.V.) in der Startelf und kehrte im Juli mit dem WM-Pokal zurück.
Der Grundstein des größten Erfolgs seiner Karriere wurde im Volkspark gelegt, das weiß Kramer bis heute. „Deswegen hat das Stadion für mich etwas Besonderes. Man muss auch sagen: Hamburg, in dem Stadion habe ich ja leider, leider lange nicht mehr gespielt – abgefahren geil“, schwärmt der seit Sommer vereinslose Mittelfeldspieler, der beim bis dato letzten Bundesliga-Spiel des HSV am 12. Mai 2018 ebenfalls über 90 Minuten dabei war. Kramer, damals Stammspieler von Borussia Mönchengladbach, verlor im Volksparkstadion 1:2 – der HSV stieg trotzdem ab.
Kramer sah beim Zweitliga-Topspiel „viele einfache Fehler“
„Der Volkspark ist krass“, hat Kramer nun, fast sieben Jahre später, auf der Tribüne noch mal begeistert vor Augen geführt bekommen. Was er mit dem HSV verbindet? „Die haben für mich immer den Sponsor TV-Spielfilm – ich weiß auch nicht, wieso“, scherzt er im Podcast. „Und David Jarolim irgendwie.“ Der Ex-HSV-Kapitän ist dem DFB-Weltmeister sehr gut in Erinnerung geblieben. Mit dem Topspiel vom Samstag wird es ihm wohl anders ergehen.
Kramer hat den Besuch im Volkspark mit Boldt genossen, der spielerische Auftritt des HSV und der Kölner allerdings war auch aus seiner Sicht kein Leckerbissen. „Ich glaube, beide Mannschaften und beide Trainer gehen aus dem Spiel raus und denken: Boah, irgendwie haben wir heute beide nicht so gut gespielt“, sagt Kramer und spiegelt damit zumindest die Worte von FC-Coach Gerhard Struber wider. Er erläutert: „Das Spiel sah sehr, sehr, sehr, sehr intensiv aus. Ich habe jetzt noch keine Daten angeguckt, ich glaube aber, es war gar nicht so intensiv. Es ging nur ständig hin und her, weil so viele Fehler gemacht wurden, so viele – und ich mag das Wort nicht – einfache Fehler.“
Weltmeister glaubt an den Aufstieg von HSV und Köln
Man denke nur an den Ausrutscher von Jonas Meffert, der wenige Minuten vor Schluss beinahe den 1:1-Ausgleich durch Marvin Obuz verursacht hätte (89.). „Für den Zuschauer sah es sehr intensiv aus, weil es ein sehr großes Feld war und nur hin und her ging“, vermutet Kramer. „Aber ich glaube, beide Mannschaften gehen raus und denken: Boah, das war aber heute eigentlich nicht so richtig was von uns. Aber am Ende, wie es so schön ist, fühlt sich das Ding für Köln natürlich deutlich schlimmer an als für den HSV, weil die haben gewonnen.“ Und sind nun Spitzenreiter.
Kramer, der im Laufe der Hinrunde schon von Davie Selke geschwärmt hatte, vermutet, dass der HSV den Aufstieg in dieser Saison packen wird. Doch nicht nur das: „Ich glaube, dass beide Mannschaften es am Ende schaffen werden – sowohl Köln als auch Hamburg“, sagt er nach all dem, was er am Samstag beobachten konnte. Der Ex-Nationalspieler weiß um die extreme Ausgeglichenheit der Zweiten Liga, wegen der er „jede Woche etwas anderes“ prognostizieren würde. Für den HSV wie für den 1. FC Köln sieht er allerdings gleich zwei entscheidende Vorteile.
Doppelter HSV-Vorteil: Torgefährlichkeit und Heimstärke
„Diese beiden Mannschaften haben etwas, was wenige Zweitliga-Klubs haben: Die haben die Qualität, aus dem Nichts Tore zu schießen“ sagt Kramer einerseits. Und was man andererseits ebenfalls sagen müsse: „Diese beiden Mannschaften haben noch mal einen anderen Punch in Heimspielen als Elversberg, als Paderborn, als … keine Ahnung, wer da oben noch alles mit rumturnt. Am Ende kann es schon auch entscheidend werden, dass man seine Heimspiele zieht.“
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Die Heimtabelle gibt dem TV-Experten insofern Recht, als dass der HSV dort Zweiter (20 Punkte) hinter Hannover 96 (22) ist. Köln folgt auf Rang sechs mit 14 Heim-Zählern. Vor allem für den HSV wird es jedoch wichtig sein, in der Rückrunde auch auswärts zu punkten – fernab des Volksparkstadions, das Kramer so begeistert.