Abschied? Gyamerah ist glücklich beim HSV – und will torgefährlicher werden
Gut möglich, dass Jan Gyamerah zum Ligastart auf Schalke auf der rechten HSV-Seite verteidigt. Mit Josha Vagnoman fehlt der direkte Konkurrent verletzungsbedingt, Gyamerah selbst spielte eine vernünftige Vorbereitung. In der MOPO sprach der 26-Jährige über Abschiedsgerüchte, seine mangelnde Torgefahr und die Zuschauerrückkehr.
MOPO: Herr Gyamerah, die Vorbereitung geht in die heiße Phase, die Generalprobe gegen Basel steht vor der Tür. Wie würden Sie ihre Vorbereitung bislang bewerten?
Gyamerah: Ich bewerte sie positiv, weil ich ohne Verletzungen durchgekommen bin. Das ist für mich das Wichtigste. Ich bin gesund, konnte fast jede Einheit mitnehmen, habe nur einen Tag im Trainingslager aussetzen müssen. Sonst konnte ich das komplette Programm abspulen – darüber bin ich am glücklichsten.
Gyamerah denkt nicht an einen HSV-Abschied
Sie sprechen es an. In den Vorjahren hatten Sie immer mal wieder mit kleineren und größeren Verletzungen zu kämpfen. Wie versuchen Sie dem vorzubeugen?
Dass man anfälliger ist, wenn man nach einer großen Verletzung zurückkommt und vorher monatelang nicht mit der Mannschaft trainieren konnte, ist ganz normal. Der Körper muss sich dann erst mal an die Belastung gewöhnen. Die Muskelverletzungen habe ich durch mehr Krafttraining in den Griff bekommen, vor allem für die Beine. Ich kann Widerstände überwinden, meine Muskulatur ist stärker und kann der Belastung standhalten.
Bei Tim Walter spielen die Außenverteidiger im Spielaufbau eine wichtige Rolle. Kommt Ihnen das zugute?
Ich glaube schon, dass ich den Spielaufbau so mitgestalten kann, wie sich der Trainer das vorstellt. In der letzten Saison haben wir auch schon viel versucht, über die Außenverteidiger aufzubauen. Das System, was sich der Trainer vorstellt, passt generell gut zur Mannschaft.
Der Trainer wirkt in den Einheiten sehr kommunikativ, spricht auch mit Ihnen viel. Wie würden Sie ihr Verhältnis beschreiben?
Er spricht mit allen Spielern sehr viel, da würde ich jetzt nicht sagen, dass wir da ein besonders spezielles Verhältnis haben. Er versucht mit allen Spielern regelmäßig zu quatschen.
Abschiedsgerüchte? Das sagt HSV-Verteidiger Gyamerah
Wie erleben Sie denn aktuell den Konkurrenzkampf?
Konkurrenzkampf ist ja immer gegeben. Wir haben eine gute Mannschaft, da ist eh klar, dass jeder um seine Position kämpfen muss. Der Trainer versucht trotzdem, für gute Stimmung zu sorgen. Die Teamchemie ist gut – aber jeder weiß, dass er auf seiner Position mindestens einen guten Konkurrenten hat. Deshalb muss jeder Vollgas geben, um in die Startelf zu kommen.
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Im Sommer gab es viele Gerüchte, Sie galten als Abschiedskandidat. Sie mussten ihren Spind leerräumen, hieß es unter anderem. Hat Sie das belastet?
Ich habe erst mal versucht, meinen Urlaub zu genießen, aber hier und da bekommt man natürlich was mit. Gerade die Sache mit dem Spind habe ich auch zugeschickt bekommen. Dazu kann ich nur sagen, dass die ganze Mannschaft die Kabine leergeräumt hat, weil sie nach der Saison grundgereinigt wird. Ich bin immer noch hier, und ich glaube, man sieht auch, dass ich glücklich bin und Spaß habe. Mir merkt man sowas auch schnell an. Ich fühle mich gut, haue mich voll rein und habe Spaß – das ist alles, was ich dazu sagen kann.
In einer Woche geht es auf Schalke los. Kribbelt es schon?
Auf jeden Fall. Ich habe eine Zeit lang in der Nähe von Gelsenkirchen gewohnt, war ein paar Mal im Stadion. Das wird schon eine coole Sache. Freitagabend, 20.30 Uhr, dazu läuft das Spiel unter anderem im Free-TV. Ich habe richtig Bock drauf. Das ist einfach ein geiles Eröffnungsspiel. Schalke gegen HSV liest sich gut und ich habe vor diesem Spiel ein echt gutes Gefühl.
Gyamerah gelang für den HSV bislang nur eine Vorlage
Ein gutes Gefühl wird wohl auch die Fanrückkehr sein. Zum Test gegen Basel kommen knapp 6000 Zuschauer, auf Schalke werden es knapp 20.000. Kann das auf dem Platz einen Unterschied machen?
Das hat extrem gefehlt die letzten Monate. In der letzten Saison hat man schon gemerkt, wie sehr die Zuschauer fehlen, wenn sie nach gelungenen Aktionen applaudieren. Das macht einfach mehr Spaß und holt auch noch mal ein paar Prozent aus uns Spielern raus. Wir freuen uns sehr über die Rückkehr der Fans.
Torgefährlichkeit ist, vorsichtig gesagt, nicht Ihre allergrößte Stärke. Eine Vorlage in 35 Pflichtspielen für den HSV steht bislang zu Buche…
(lacht) An meiner Torgefahr will ich auf jeden Fall arbeiten. Ich habe erst eine Vorlage, das liest sich als Außenverteidiger nicht so gut. Zur Ehrenrettung muss man aber sagen, dass ich in der vergangenen Saison auch oft in der Dreierkette innen gespielt habe und gar nicht den offensiven Außenverteidiger. Aber klar, im System von Tim Walter, mit klassischen Außenverteidigern, ist es mein Ziel, mehr Torgefahr zu entwickeln.