Walters Kabinenpredigt und Glatzel retten dem HSV den Saisonstart
Es gibt Ergebnisse, die man hinterher gar nicht so richtig fassen kann. So in etwa dürfte es jedem ergangen sein, der das 2:0 (0:0) des HSV zum Saisonstart in Braunschweig mitverfolgte, ob nun direkt im Stadion oder daheim vorm Fernseher. Lange Zeit lief nichts rund, dann aber erlöste Torjäger Robert Glatzel den HSV per Doppelpack.
Mit dem Abpfiff begannen dann doch noch die Jubelarien auf Hamburger Seite. Gemeinsam mit den 2300 mitgereisten Fans genossen die HSV-Profis das Gefühl des ersten Saisonsieges und ließen sich feiern. So hatten sie sich das vorgestellt. Und doch deutete eine Stunde vorher noch überhaupt nichts darauf hin, dass es so kommen würde.
„Redebedarf“: Walter unzufrieden mit erster HSV-Halbzeit
Ziemlich genau um 14.20 Uhr wusste jeder, der sich in der HSV-Kabine im Eintracht-Stadion aufhielt, was die Stunde geschlagen hatte. „Es gab Redebedarf“, sagte HSV-Trainer Tim Walter später über die Minuten und seine Ansprache in der Halbzeitpause. „Lauten Redebedarf und viel Redebedarf.“ Denn was sein Team im ersten Durchgang ablieferte, erinnerte in keiner Weise daran, dass es in dieser Spielzeit der Topfavorit der Liga ist.
„Wir hätten zur Pause 3:1 führen können“, sagte Eintrachts Trainer Michael Schiele und untertrieb damit noch. Walter wusste hinterher, bei wem er sich zu bedanken hatte. „Gott sei Dank hatten wir ,Ferro‘ im Tor“, ließ der Trainer mit Blick auf Keeper Heuer Fernandes wissen. Ein halbes Dutzend guter Chancen besaß die auf Konter lauernde Eintracht, die den HSV ein ums andere Mal auf dem falschen Fuß erwischte. Kaufmann (3.), Marx (11.) und Lauberbach (14.) zielten daneben, dann rettete Heuer Fernandes gegen Lauberbach (20.) und Kaufmann (32.). Zudem köpfte Strompf knapp vorbei (45.).
Heuer Fernandes überragt als Hamburger Hintermann
Ein klares Übergewicht der Eintracht, dem auf HSV-Seite nur Gelegenheiten für Kittel (20.) und Reis (23.) gegenüber standen. „Da stehst du dann draußen und fragst dich, was wir eigentlich die letzten vier Wochen gemacht haben“, sagte Walter und gewährte Einblicke in sein Seelenleben.
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So konnte es nicht weitergehen, da waren sich alle Hamburger einig. „Wie wir in der ersten Hälfte gespielt haben, das war ganz sicher nicht unser Anspruch“, ließ Matchwinner Glatzel später wissen. „Keiner von uns war zufrieden“, ergänzte Sportvorstand Jonas Boldt, der die Partie auf der Tribüne neben seinem Vorstandskollegen Thomas Wüstefeld verfolgte. Dass beide nahezu die kompletten 90 Minuten über erkennbar sprachlos waren, dürfte allerdings weniger mit dem Geschehen auf dem Platz als vielmehr mit den weiterhin schwelenden Disharmonien in der Chefetage zu tun gehabt haben.
Glatzel in Braunschweig mit Doppelpack
Und dennoch: Boldt und Wüstefeld einte letztlich das Gefühl der Erlösung. Nachdem die ersten Chancen erneut der Eintracht gehörten (Pherai, 46./57.), schlug der HSV eiskalt zu – das dann auch im Stile einer Spitzenmannschaft.
Und wieder war Glatzel der Held, wie so oft in der Vorsaison, als er in der Liga 22 Mal traf. Nun legte er zum Auftakt einen Doppelpack hin. Erst drückte der Stürmer Vuskovic‘ Kopfball-Vorlage zur Führung ins Netz (67.), dann köpfte er Amaechis Rechtsflanke zum 2:0 ein (76.). Da war er dann doch noch gelutscht, der erste Sieges-Drops der Saison.
„Ich bin glücklich und erleichtert, dass wir den Sieg eingefahren haben“, sagte der sichtlich erleichterte Glatzel, der wusste: „Wären wir mit einem Unentschieden oder einer Niederlage hier abgereist, wäre es jetzt erstmal schwerer geworden.“
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So aber könnte der HSV nun daheim nachlegen und marschieren. Zwei Heimspiele stehen an: Zunächst Sonntag gegen Rostock, nach dem Pokal-Auftritt in Bayreuth (31.7.) dann gegen Heidenheim (6.8.). Dank Glatzel und Heuer Fernandes ist ein Start nach Maß drin.