Ex-HSV-Boss Dietmar Beiersdorfer
  • Dietmar Beiersdorfer leitet die Geschicke beim FC Ingolstadt.
  • Foto: IMAGO / Stefan Bösl

Beiersdorfer: „Natürlich ist der HSV mein Klub“

Diese Nummer passt in jedes gute Drehbuch. Gleich seine erste Auswärtsreise mit dem FC Ingolstadt führt Dietmar Beiersdorfer zurück an den Ort, der für ihn mit unzähligen Erinnerungen verbunden ist. Entsprechend emotional schaut der Ex-HSV-Boss und jetzige FCI-Geschäftsführer dem Sonntag und der Partie im Volkspark entgegen.

Zumindest ein Gutes hat das ja alles, komme was wolle. So sehr sich Beiersdorfer noch an seine neue Heimat gewöhnen muss, so sehr genießt er ihre Vorzüge. Nur noch eine Autostunde trennt ihn von seinem 83 Jahre alten Vater, der rund 100 Kilometer entfernt im Fürther Raum wohnt. Familienzeit, die es viele Jahre lang ob der Entfernung eher selten gab. Beiersdorfer weiß die neue Situation zu schätzen. „Auch das spielte in meinen Gedanken eine Rolle“, sagt er über sein vor rund zwei Wochen begonnenes Engagement in Ingolstadt.

HSV: Dietmar Beiersdorfer spricht über Rückkehr

Er ist wieder da. Zurück im Fußball und am Sonntag auch im Volkspark. Fünf Jahre lang hat Beiersdorfer öffentlich weitestgehend geschwiegen. Seit er im Dezember 2016 als HSV-Vorstandsboss entlassen wurde, hörte man kaum ein Wort von ihm. Schon gar nicht über den HSV. „Ich habe eine gewisse Zeit gebraucht“, so der 58-Jährige, der auch deshalb auf Abstand ging, weil der HSV nicht irgendein Klub für ihn ist – sondern der eine.


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„Natürlich ist das mein Klub, der mich das ganze Leben über begleitet hat und zu dem ich viele Beziehungen habe“, stellt er klar. Beiersdorfer spielte für den HSV und war sein Kapitän. Er führte ihn in seiner ersten Zeit als Klubboss (2002 bis 2009) in europäische Höhen, verpflichtete Spieler wie Rafael van der Vaart und Nigel de Jong. Er scheiterte nach seiner Rückkehr ab 2014 aber auch daran, den Verein nach der Ausgliederung erfolgreich für die Zukunft aufzustellen.

Ex-Boss Dietmar Beiersdorfer bezeichnet HSV als „meinen Klub“

Das alles macht was mit ihm. „Die Rückkehr wird mich bewegen, ich bin ein sensitiver Mensch“, sagt er. „Ich habe dem HSV unglaublich viel zu verdanken. Ich habe einiges gegeben und auch sehr, sehr viel dafür erhalten. Es ist sehr schön, dass ich das jetzt auch nochmal wieder fühlen kann.“

Tatsächlich ist es für Beiersdorfer die Volkspark-Premiere, seit er 2016 ausschied. Nur einmal, kurz darauf, war er nochmal da, zur Trauerfeier des verstorbenen Marketing-Managers Timo Kraus (†44). Ein HSV-Heimspiel aber sah er seitdem nie. Er habe sich frei machen müssen. Zu tief sei die Bindung zum HSV gewesen.

Ex-HSV-Boss Beiersdorfer will Abstieg mit Ingolstadt abwenden

Nun die neue Aufgabe. Purer Abstiegskampf mit Ingolstadt. Beiersdorfer ist sich darüber im Klaren, dass der abgeschlagene Tabellenletzte im Sommer durchaus in Liga drei landen kann, das hat er einkalkuliert. Dennoch juckte es ihn, nun ins Fußball-Geschäft zurückzukehren, nachdem sich in den Vorjahren verschiedene Optionen zerschlugen. Fünf Jahre, eine lange Pause. Aber nicht ohne Grund. Auch, weil er erstmal auftanken musste. „So ein Job raubt viele Kräfte“, gibt er rückblickend zu, die HSV-Zeit sei sicher „kein Erholungsurlaub gewesen“.

Das dürfte auch für die 90 Minuten am Sonntag gelten. So genau weiß Beiersdorfer noch nicht, was da alles auf ihn zukommen wird. Die alte Umgebung, viele Erinnerungen. Aber auch der Gang in die eigentlich falsche Kabine, dort, wo die Gäste sitzen. Man spürt, wie sehr ihm der HSV am Herzen liegt. „Natürlich wünsche ich mir für diese Fans und die Stadt den Aufstieg“, sagt er. Der Abstieg im Sommer 2018 macht ihn noch immer fassungslos: „Es war für mich nie die Möglichkeit, dass dieser Klub mal in der Zweiten Liga spielt.“

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Jetzt sieht man sich wieder. Und vielleicht bleibt nebenbei auch ein klein wenig Zeit für Ehefrau Olcay und Tochter Carla Can (zwölf Jahre alt), die nach wie vor in Winterhude leben. Bislang schaffte es Beiersdorfer noch nicht, nach seinem FCI-Start mal vorbeizuschauen. Zu viel Arbeit, zu lang der Weg nach Hamburg. Da hat es sein Papa derzeit besser, so ändern sich manchmal die Zeiten.

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