Boss Kuntz schlug Alarm: Hat der HSV dieses Trauma endlich besiegt?
Selbst in den Momenten der Glücksgefühle, die am Sonntagnachmittag besonders ausgeprägt waren bei Steffen Baumgart, kam er noch mal auf ein großes HSV-Problem der ersten Saisonwochen zu sprechen. 22 Tage vor dem 3:1 gegen den 1. FC Magdeburg hatte der Trainer sogar ein persönliches „Trauma“ umschrieben, wegen dem Stefan Kuntz zuvor Alarm geschlagen hatte. Hat der HSV ebendieses jetzt endlich besiegt?
Beim 0:1 in Hannover am 23. August hatte der HSV das entscheidende Gegentor in der 49. Minute kassiert. Beim 4:1 gegen Preußen Münster eine Woche danach musste Daniel Heuer Fernandes in der 57. Minute hinter sich greifen. Und drei Wochen später, beim 2:2 in Kaiserslautern am 21. September, setzte es wieder einen Gegentreffer direkt nach der Pause, damals in der 50. Minute. Aufgrund dieser Tendenz sprach Kuntz anschließend eine Mahnung aus.
HSV kassierte zu Saisonbeginn viele Tore nach der Pause
„Wir sind schon wieder schlafmützig aus der Halbzeit gekommen“, hatte der 61-Jährige nach dem Remis in der Pfalz moniert – und wegen der wiederkehrenden HSV-Anfälligkeit kurz nach dem Pausentee befürchtet: „Da wird der Trainer irgendwann mal durchdrehen, wenn das nicht aufhört.“ Das Problem: Es hörte erst mal nicht auf. Nur sieben Tage nach der Reise nach Kaiserslautern, beim 2:2 gegen den SC Paderborn, musste der HSV sogar schon in der 46. Minute ein Gegentor schlucken. Es war bereits das vierte in dieser Saison in den 15 Minuten nach Wiederanpfiff.
Er fuhr zwar nicht aus der Haut, weil das Endergebnis gerecht war – Baumgart stöhnte nach besagtem Remis gegen den SCP wegen des bekannten Problems aber auf. „Jetzt kommt so langsam mein Trauma“, haderte der Chefcoach. „Wenn die ersten fünf Minuten in der zweiten Halbzeit beginnen … irgendwie, weiß ich nicht, muss ich vielleicht andere Worte wählen.“ Welche Sätze es seither auch gewesen sind: Sie scheinen ihre Wirkung entfaltet zu haben.
„Noch kein Spitzenteam“: Aber Baumgart lobt HSV-Abwehr
In Düsseldorf (3:0) blieb der HSV gänzlich ohne Gegentor, nun gegen Magdeburg ließ die Hintermannschaft direkt nach der Pause ebenfalls nichts passieren. „Wir haben mittlerweile Spannung, weil wir immer Probleme in der ersten Viertelstunde (nach der Pause; d. Red.) hatten“, erinnerte sich Baumgart nach dem Heimsieg, als er am Sky-Mikro nach seiner Halbzeitansprache gefragt wurde. „Ich glaube, die Spannung ist da“, kann er sich inzwischen freuen.
Zur Wahrheit gehört allerdings, dass der für zwei Spiele gesperrte Sebastian Schonlau in der 57. Minute die Rote Karte kassierte, weil ihm ein technischer Fehler unterlief. Immerhin aber setzte es das Gegentor per Elfmeter erst in der 63. Minute. Und vor allem: Es blieb gegen den FCM das einzige, weil der HSV die Aufmerksamkeit hochhielt. „Es ändert sich nicht, dass du immer wieder Gegentore kassieren kannst“, wusste Baumgart und analysierte zufrieden: „Ich fand, dass wir insgesamt aus meiner Sicht wenig zugelassen haben. Magdeburg sah gefährlich aus, hatte viele Sachen um den Strafraum herum.“ Aber eben kaum einen richtig gefährlichen Abschluss auf das Gehäuse des HSV.
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Die Hamburger verteidigten nicht nur kurz nach der Pause, sondern auch in der restlichen Spielzeit trotz Unterzahl erfolgreich. Neben der sehr starken ersten Hälfte war das ein Reifezeugnis, ein Beleg für den Zusammenhalt in der Truppe, für die Widerstandsfähigkeit. Es war ein Auftritt eines Topteams. Trotzdem bremste Baumgart. „Wir sind in der Entwicklung eines Spitzenteams, aber wir sind noch nicht da. Das sieht man auch an den Fehlern, die wir noch machen“, erklärte der 52-Jährige. „Die beiden Halbzeiten zeigen, wie schnell und eng die Zweite Liga ist, wie schnell es in alle Richtungen gehen kann – im Positiven wie Negativen“. Man denke nur an das (nun überwundene?) Trauma.