„Brutale Inhalte“: HSV-Torhüter Heuer Fernandes wird zum Helden – lobt aber andere
Beinahe grotesk wirkt es, dass es beim HSV in dieser Saison eine Torwartdiskussion gegeben hat. Daniel Heuer Fernandes zeigte auch beim 3:2 (1:0) bei Hertha BSC, dass er der große Rückhalt der Rothosen ist – auch wenn sich der vermeintliche Konkurrenzkampf durch die Verletzung von Matheo Raab (Handbruch) ohnehin von selbst erledigt hatte. Während er seine starke Leistung etwas herunterspielte, lobte er lieber andere – und das waren nicht nur seine Vorderleute.
„Ich bin dafür da, Bälle zu halten“, sagte ein zufriedener Heuer Fernandes in den Katakomben des Berliner Olympiastadions. Qua Definition hat er natürlich recht, doch es war schon auch reichlich zu tun in der immer wilder werdenden Schlussphase in der Hauptstadt. In der 76. Minute parierte er glänzend gegen Herthas Winkler, dann verhinderte er in der Nachspielzeit (90.+2) den erneuten Ausgleich gegen Sessa, jubelte im Anschluss an den stark parierten Ball ausgelassen und wurde von seinen Mitspielern gefeiert. „Es ist mein Anspruch, der Mannschaft so zu helfen“, sagte der Schlussmann. Dem wurde er mal wieder gerecht. Auch weil er durchgehend Ruhe bei Standards und beim Spiel mit Ball ausstrahlte. Außerdem legte er verbal immer wieder eine Schippe zu, wenn die Mannschaft es benötigte.
Heuer Fernandes lobt Mentalität seiner Vorderleute
Manchmal brauchte Heuer Fernandes aber auch seine Vorderleute, die sich immer wieder in Bälle schmissen. Seine Abwehrreihe war einer der ersten Adressaten seiner Lobarie. „Wenn es eine Phase ist, wo du viel wegverteidigen musst, musst du das annehmen“, sagte der 32-Jährige „wie wir das Spiel angenommen haben, macht mich einfach glücklich“.
So richtig ins Schwärmen geriet Heuer Fernandes aber in Bezug auf andere. „Das Trainerteam gibt brutale Inhalte mit an die Mannschaft, an denen du dich auch wieder immer dran hochziehen kannst“, lobte er Merlin Polzin, Loic Favé und Richard Krohn. Er erklärte auch, was genau er damit meinte: „Wir haben bestimmte Zonen, in denen wir aggressiv verteidigen wollen. Wenn vorne nicht komplett das Pressing funktioniert, dann ziehen wir uns ein bisschen zurück und spielen aus der Kompaktheit.“ Dieses System gebe der Mannschaft während schwieriger Phasen innerhalb eines Spiels wie in Berlin die Anfangs- und Schlussphase „Selbstbewusstsein“.
Walter rasierte Heuer Fernandes nach letztem Berlin-Spiel
Heuer Fernandes‘ letzter Auftritt in Berlin war übrigens der Beginn der Torwartdiskussion. Damals gewann der HSV mit 2:1, danach saß die zuvor unumstrittene Nummer eins plötzlich auf der Bank. Ex-Trainer Tim Walter traf die Entscheidung, die zunächst auch von Nachfolger Steffen Baumgart beibehalten wurde. Für Heuer Fernandes folgten schwere Zeiten beim HSV. Nur weil „die neue Nummer eins“ Matheo Raab in der Vorbereitung auf die neue Saison mit einer Lungenentzündung mehrere Wochen aussetzen musste, wechselte „Ferro“ nicht den Verein, sondern fand den Weg zurück ins HSV-Tor. Weil Raab in dieser Spielzeit immer wieder gesundheitliche Probleme hatte, entfachte die Debatte dennoch, als Heuer Fernandes Ende September/Anfang Oktober drei Spiele verpasste und von Raab vertreten wurde.
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Eine solche Debatte ist derzeit in weite Ferne gerückt. Und die Mannschaft samt Trainerteam kann sich auf einen Rückhalt verlassen, der dieser Bezeichnung vollends würdig ist. Schon gegen Hannover am kommenden Sonntag braucht ihn der HSV sehr wahrscheinlich erneut in absoluter Topform.
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