Chaos statt Spitze! HSV in Karlsruhe völlig von der Rolle
Es war alles angerichtet für die Wachablösung an der Spitze. Mit einem Punktgewinn im Karlsruher Wildpark hätte der HSV die Tabellenführung von Darmstadt übernehmen können – es sollte anders kommen. Beim 2:4 (0:3) der Hamburger ging der KSC noch gnädig mit seinen Chancen um.
Ein Hauch von Heidenheim wehte durch den Wildpark, aus Hamburger Sicht aber vor allem in den ersten 45 Minuten. Wie schon auf der Ostalb präsentierte sich die Walter-Elf im ersten Abschnitt vogelwild, ließ den KSC sich in einen Rausch spielen.
KSC nimmt HSV in der ersten Halbzeit auseinander
Paul Nebel eröffnete den Karlsruher Torreigen nach einem Einwurf, ließ Jonas David im Sprintduell links liegen und hämmerte den Ball unters Gebälk (10.). Statt Hamburger Reaktion sahen die 23.523 Zusehenden im ausverkauften Stadion eine Zugabe vom KSC, Leon Jensen erhöhte (17.). Nach einem Muheim-Fehler legte Fabian Schleusener noch das 3:0 nach (32.), vom HSV kam in dieser Phase nichts. „Das“, bilanzierte Tim Walter, „war das Schlechteste, was der HSV jemals auf dem Platz gezeigt hat in meiner Zeit.“
Kaufmann (19.), Jensen (20.) und Nebel (26.) ließen dabei weitere Chancen ungenutzt, der HSV hätte sich über einen höheren Pausenrückstand mitnichten beschweren dürfen. „Es war der schlechteste Beginn, den man sich vorstellen kann“, sagte Jonas David. Co-Trainer Merlin Polzin, der normalerweise bei Auswärtsspielen die erste Halbzeit auf der Tribüne verfolgt, brach seine Zelte dort nach 35 Minuten bereits ab – er hatte genug gesehen.
Glatzel spricht von einer „Vollkatastrophe“
Die Abwehr schwamm ohne Kapitän Sebastian Schonlau wie ein Elbkahn bei Windstärke zehn, der überforderte David wurde frühzeitig gegen Javi Montero ausgetauscht.
Eine Halbzeit als Kollektivausfall. „Vollkatastrophe“, befand Stürmer Robert Glatzel, „da fehlen einem echt die Worte. Das hat überhaupt nichts mit zweiter Liga zu tun gehabt. Wir hatten überhaupt keine Zweikampfführung, sind überhaupt nicht in die Zweikämpfe gekommen. Offensiv wie defensiv war das bodenlos. Wir liegen drei Tore zur Pause zurück und es hätte sogar noch 4:0 oder 5:0 stehen müssen.“
Montero fliegt vom Platz, KSC-Fans verhöhnen den HSV
Dass ein Hauch von Heidenheim in der Luft lag, lag dann vor allem an Glatzel. Mit zwei Treffern (52./80.) ließ der 29-Jährige den mitgereisten Anhang vom zweiten Drei-Tore-Comeback binnen weniger Wochen träumen – es blieb diesmal verdientermaßen aus, ebenso wie die Hamburger Schlussoffensive.
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Stattdessen setzte Karlsruhe den letzten Stich, nachdem kurz zuvor Montero nach einer Notbremse mit Gelb-Rot vom Platz geflogen war. Schleuseners 4:2 lag ein irreguläres Handspiel in der Entstehung vor (89.), es passte zu diesem verkorksten HSV-Spiel. „Nie mehr Erste Liga, nie mehr“, hallte es von den Rängen, der beim KSC-Anhang unbeliebte HSV bekam die Abneigung mit voller Wucht zu spüren.
Ein ganz schmerzhafter Nachmittag. Der HSV bleibt Zweiter hinter Darmstadt – und hat viel aufzuarbeiten.