Chelsea-Star Antonio Rüdiger wünscht HSV den Aufstieg
Der Zirkus ist in der Stadt – und alle wollen hin. Der erste Trainingstag des DFB-Teams im Volkspark wurde am Dienstag zum Happening, auch die HSV-Profis konnten der Verlockung nicht widerstehen, Deutschlands besten Kickern (empfangen am Freitag in der WM-Qualifikation Rumänien) mal auf die Füße zu schauen.
Sie waren dann plötzlich mehr Fans als Kollegen, zumindest hatte es den Anschein. Als HSV-Trainer Tim Walter die Vormittagseinheit beendet hatte, forderte er seine Profis auf, noch kurz auf dem Nebenplatz vorbeizuschauen. Und da standen sie dann. Fast schon andächtig und aus sicherer Entfernung verfolgten Sonny Kittel, Tim Leibold und Co. die Einheit der mit Champions-League-Siegern gespickten DFB-Auswahl. Ein Hauch von Wehmut lag in der Luft. Dieses Niveau sah man in Hamburg schon lange nicht mehr.
DFB-Star Rüdiger verfolgt den HSV aus der Ferne
Geht es nach Antonio Rüdiger, soll sich das bald ändern. Der Abwehrmann, der im Sommer mit Chelsea die Königsklasse gewann, macht keinen Hehl daraus, dass er dem HSV den Aufstieg wünscht. Direkt nach der Einheit war er zu Kittel und Leibold geeilt, unterhielt sich angeregt mit ihnen und herzte sie. „Mit Sonny habe ich in der Jugend-Nationalmannschaft gespielt, Tim kenne ich aus meiner Zeit in Stuttgart. Ich wünsche ihnen nur das Beste“, erzählte Rüdiger und outete sich als zumindest HSV-interessiert: „Hoffentlich klappt es diesmal mit dem Aufstieg. Die letzten zwei Jahre gingen ja flöten, da hatten sie ein bisschen Kollaps in den letzten Saisonspielen. Ich hoffe, dass sie es dieses Jahr schaffen.“
Genau genommen waren es sogar drei Jahre, so schnell vergeht die Zeit. Noch viel länger, nämlich seit 2009, trainierte das Nationalteam nicht mehr auf den Trainingsplätzen im Volkspark, entsprechend groß war nun das Interesse. Doch Fans, die auf ein Foto oder gar Autogramm mit Manuel Neuer, Thomas Müller und Co. gehofft hatten, zogen schnell eine Flappe. Mit zwei Bussen fuhren die DFB-Stars direkt zum abgeriegelten Trainingsplatz, der an allen Seiten durch Planen verdeckt wurde. Wer hindurch blicken wollte, wurde von Ordnern verscheucht. Und durch die verdunkelten Scheiben der Busse war nicht mal ein Winken der Spieler zu sehen.
Nur ein DFB-Star kümmerte sich um die wartenden Fans
Eine ähnliche Szenerie bot sich am Teamhotel „Gastwerk“ in Bahrenfeld. Als die Stars am Montagabend nach und nach eintrudelten, suchte nur einer von ihnen den Weg zu den teilweise stundenlang wartenden Fans – nämlich Rüdiger. Alle anderen marschierten eilig ins Hotel. Skurril: Einige Fenster der Herberge wurden mit Pappe verdeckt. Keine Spur von der vielbeschworenen neuen Fan-Nähe, dabei hatte Bundestrainer Hansi Flick noch am Montag im „Kicker“-Interview verraten, dass er grundsätzlich gern für Selfies und Autogramme zur Verfügung stehe: „Das gehört dazu, so wünsche ich mir auch meine Spieler.“
Einer von ihnen, Thomas Müller, bittet um Verständnis, dass sich die Nähe zu den Hamburger Fans in Grenzen halten müsse. Corona sei immer noch ein Thema, „wir sollen uns da auch noch immer ein wenig zurückhalten“. Ein Ratschlag, den DFB-Doc Tim Meyer den Spielern für die Tage an der Elbe ausdrücklich mit auf den Weg gab.
Rüdiger verspricht Fans Offensivfußball gegen Rumänien
Kein direkter Kontakt, kein öffentliches Training. Da bleibt den Anhängern am Ende nur das, was Rüdiger für die Partie am Freitag gegen Rumänien verspricht: „Wir wollen die Hamburger Fans mit Offensivfußball begeistern.“ Wäre zumindest eine kleine Entschädigung.