„Da oben nichts verloren“: Aufstieg wieder verpasst! Der HSV liegt am Boden
Schluss. Aus. Vorbei. Der HSV bleibt zweitklassig. Seine sechste Spielzeit im deutschen Unterhaus ist noch nicht vorbei, seit Freitagabend um 20.23 Uhr ist aber gewiss: Es wird eine siebte geben. Keine Resthoffnung mehr. Kein Mini-Glaube ans Wunder. Nur Frust, Kopfschütteln, Resignation. Das 0:1 beim SC Paderborn markiert die Endstation aller Aufstiegsträume. Der HSV musste gewinnen – liegt nach einer Minus-Leistung in einem Alles-oder-Nichts Spiel nun aber am Boden. Und die Frage, mit welchem Personal er bald wieder aufstehen möchte, ist dringender denn je.
Hatte Jonas Boldt am Freitagvormittag, als der EM-Pokal in der HSV-Arena präsentiert wurde, noch mit einem breiten Grinsen im Volksparkstadion gestanden, wanderte er spät abends regungslos in die Katakomben der Paderborner Home-Deluxe-Arena. Seine Miene: versteinert. Genauso wie die von Sebastian Schonlau.
„Wir hatten immer diese Ups and Downs, diese brutalen Wellen-Phasen und dann hast du auch am Ende des Tages nichts da oben verloren“, fasste der Kapitän die Saison in der Mixed-Zone knallhart zusammen. „Wenn du es so selten schaffst, Spiele hintereinander zu gewinnen, wie wir das diese Saison getan haben, dann braucht man sich nicht wundern, wenn man am Ende nicht oben steht.“ Und wenn die Bundesliga-Rückkehr erneut verpasst wird.
HSV spielt ganz schlechte erste Hälfte beim SC Paderborn
Ideenlosigkeit. Kaum Bewegung. Verzweifelte Zuspiele, die gegen einen tief stehenden Gegner zu Fehlpässen wurden. Hatten Schonlau und Co. nach dem Derbysieg gegen St. Pauli noch von einem Plan gesprochen, der perfekt aufgegangen sei, war diesmal im 4-3-3-System 45 Minuten lang fast gar keiner zu erkennen. „Wir haben alles dafür getan, dass Paderborn ein gutes Spiel macht“, sagte Schonlau. Bezeichnend: Es vergingen 36 Minuten, bis der HSV in Person von Jean-Luc Dompé erstmals in Richtung des Paderborner Tores schoss. Da war auf der Anzeigetafel schon fast eine halbe Stunde lang der Spielstand 1:0 zu lesen. Für die Gastgeber.
Dennis Hadzikadunic, der aufgrund einer Erkältung im Abschlusstraining noch hatte kürzer treten müssen, konnte beginnen und blockte einen Schuss von Filip Bilbija gerade noch (6.). Doch wenig später jubelte Paderborn trotzdem: Miro Muheim tauchte unter eine Flanke von Aaron Zehnter hindurch, verlor dann gegen Koen Kostons die Orientierung und der SCP-Stürmer traf unter die Latte zur Führung (7.).
HSV enttäuscht – keine Spur von Alles-oder-Nichts-Spiel
In Abwesenheit des gelbgesperrten Jonas Meffert und des angeschlagenen Immanuel Pherai rotierten Anssi Suhonen und Ignace Van der Brempt in die Startelf. Der zuletzt als Teilzeit-Rechtsverteidiger benötigte Ludovit Reis rutschte ins personell dezimierte Hamburger Mittelfeld. Aber egal, wo auf dem Feld: Paderborn wirkte präsenter. Griffiger. Defensiv kompakter. Und offensiv viel gefährlicher. „Wir haben einfach zu viele Fehler gemacht, gerade am Anfang“, sagte Keeper Matheo Raab. „Und dadurch haben wir den Gegner stark gemacht.“
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Kostons zielte nach einem langen Ball, der die HSV-Abwehr aushebelte, knapp drüber (13.), Raphael Obermair schoss am Hamburger Torwinkel vorbei (16.), Sebastian Klaas später ans Außennetz (43.). Die „HSV, HSV“-Schlachtrufe zur Halbzeitpause hatten sich die Profis nicht verdient. Ein desillusionierender Auftritt in einem Alles-oder-Nichts-Spiel. Und gleich drei Wechsel zur Pause.
Erst in der Schlussphase wird der HSV offensiv besser
Schonlau, der hinterher nicht über den Grund sprechen wollte, und der der offenbar nicht gänzlich fitte Hadzikadunic blieben genauso in der Kabine wie Suhonen. Stephan Ambrosius und Moritz Heyer bildeten fortan die Innenverteidigung, László Bénes sollte die Offensive beleben. Dem Torerfolg erstmals wieder nah kam aber erneut die Paderborner Vordermannschaft: Bilbija schoss aus spitzem Winkel an den Außenpfosten (59.). Und Ransford Königsdörffer aus unbekannten Gründen gar nicht, als er nach einem Steckpass des eingewechselten Masaya Okugawa frei durch war, aber zu lange zögerte und abgegrätscht wurde (69.).
Aus 70 Minuten ohne Abschluss aufs Tor wurden 75, dann 78 – ehe es Joker Bakery Jatta im Strafraum erfolglos mit links probierte (79.). Der erste Abschluss aufs Paderborner Gehäuse. Bénes’ Versuch war ebenfalls harmlos (82.), Heyers Kopfball ging drüber (84.). Es waren Hoffnungsschimmer – aber keine Startschüsse für eine spektakuläre Schlussphase, in der zu sehen ist, dass die zurückliegende Mannschaft hier gerade um die allerletzte Aufstiegschance kämpft und zwei Tore benötigt. Dompé schoss noch drüber (89.) und auf der gegenüberliegenden Seite Sirlord Conteh hauchzart vorbei (90.).
HSV-Kapitän Schonlau deutlich: „Heute ist es scheiße!“
Die HSV-Fans machten bis zur letzten Sekunde Stimmung, auch wenn das drohende Szenario immer realistischer wurde. Jetzt ist es Realität. Endgültig. Weshalb die Profis mit dem Schlusspfiff zusammensackten. „Wir haben kein gutes Spiel gemacht, die Enttäuschung ist sehr, sehr groß“, räumte Coach Steffen Baumgart sachlich ein – während die Profis deutlich wurden. „Heute ist es scheiße und ganz ehrlich: Heute tut einfach nur weh, weil es ist nicht so, als ob wir das ganze Jahr rumliegen“, sagte Schonlau.
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„Mir fehlen ein bisschen die Worte, die Enttäuschung ist riesengroß“, ergänzte Raab. „Wir wollten den Druck bei Düsseldorf lassen und das haben wir nicht geschafft.“ Die Fortuna, die am Samstag in Kiel spielt, ist nicht mehr einzuholen für den HSV, hat jetzt mindestens Platz drei sicher. Während der HSV nicht mal die Relegation erreicht.
„Ich bin gerade sauer und verärgert“, sagte Baumgart, kündigte aber an: „Ich will es im nächsten Jahr ganz klar wieder angreifen.“ Das große Aufstiegsziel. Ob der Coach das darf, hängt auch an der nach wie vor unklaren Zukunft von Boldt, unter dem der HSV jetzt zum fünften Mal nicht aufgestiegen ist.