Darmstadt-Trainer: Markus Anfangs Ansage an HSV-Torjäger Terodde
Sie müssen dringend den Weg aus der Krise finden. Nächster Halt des HSV auf diesem Weg: Darmstadt mit Trainer Markus Anfang. Der 46-Jährige weiß nur zu gut, was es bedeutet, mit einem Traditionsverein auf das alles überstrahlende Ziel Aufstieg hinzuarbeiten, er erlebte es in der Saison 2018/19 beim 1.FC Köln. Vor dem Duell am Samstag sprach Anfang mit der MOPO über seine Erfahrungen – und zwei HSV-Stürmer, mit denen ihn besondere Erinnerungen verbinden.
MOPO: Ganz egal, welche Spieler, Trainer und Verantwortliche in der Zweiten Liga gefragt werden: Eigentlich jeder nennt den HSV als den großen Favoriten der Liga. Ist das nach fünf sieglosen Spielen in Folge noch immer so?
Markus Anfang: Absolut ja! Der HSV zählt weiterhin zu den größten Favoriten. Aber ich denke, dass wissen die Verantwortlichen dort auch selbst.
Am Samstag ist der HSV Ihr Gegner. Viel fehlte dem Vernehmen nach nicht und Sie wären vor eineinhalb Jahren selbst Trainer im Volkspark geworden. Hand aufs Herz: Wie weit waren die Gespräche im Sommer 2019?
Ralf Becker war ja damals Sportvorstand beim HSV und wir kennen uns lange und gut – auch aus unserer gemeinsamen Zeit in Kiel. Und natürlich haben wir immer mal wieder Kontakt. Auch damals 2019. Aber mehr war da in dem Sommer auch nicht.
Nun sind Sie seit dieser Spielzeit in Darmstadt tätig. Wie lange braucht man eigentlich als Trainer, um sich an einen neuen Verein zu gewöhnen?
Es ging sehr schnell, weil ich ja einige bekannte Gesichter getroffen habe. Sportvorstand Carsten Wehlmann etwa kenne ich auch noch aus Kiel. Das Entscheidende ist dann, die neue Mannschaft kennenzulernen.
Ihre Resultate waren bislang recht wechselhaft. Weder hat Darmstadt in dieser Saison zwei Partien in Folge gewonnen, noch verloren. Ist die mangelnde Konstanz das größte Problem?
Ich denke eher, dass wir in Anbetracht unseres Fußballs zu wenig Punkte geholt haben. Nur ein Spiel war wirklich schlecht – unser 0:4 gegen Paderborn. Ansonsten haben wir teilweise richtig starken Fußball geboten. Wir müssen uns nur belohnen.
Vor der Saison trauten viele Experten den „Lilien“ sogar zu, um den Aufstieg mitzuspielen.
Über die oberen Plätze machen wir uns überhaupt keine Gedanken. Da gibt es genügend andere, die das tun.
Wen haben Sie im Auge?
Ich denke weiterhin an die Absteiger Düsseldorf und Paderborn. Auch Kiel zählt dazu, weil sie im Laufe der Jahre merklich gewachsen sind. Fürth macht es ebenfalls sehr gut. Natürlich alle neben dem HSV, der immer ein Top-Favorit sein wird.
Dennoch: Hamburg steckt in der ersten Krise der Saison. Haben es größere Vereine wie der HSV in so einer Situation schwerer?
Die Erwartungshaltung ist sicher eine andere. Ich kenne das noch aus meiner Zeit in Köln sehr gut. Das ganze Umfeld wird den Aufstieg erwarten, das kann natürlich Fluch und Segen zugleich sein. Davon kann ich ja auch ein Lied singen (Ende April 2019 wurde Anfang in Köln entlassen, obwohl der FC drei Spieltage vorm Saisonende als Spitzenreiter sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang hatte.)
Kann die große Tradition eines Vereins auch belastend wirken? Diese Diskussion wird in Hamburg gern geführt.
In erster Linie ist Tradition doch etwas Tolles. Große Vereine wie etwa Köln oder der HSV ziehen ein enormes Interesse auf sich, du stehst immer im Fokus. Das ist in erster Linie sehr reizvoll. Aber der Druck ist natürlich groß. Und er ist immer da.
Mit Simon Terodde arbeiteten Sie in Köln zusammen, er hatte mit 29 Treffern großen Anteil am Aufstieg. Nun sind Sie Gegner …
…und ich hoffe, Simon bleibt ohne Treffer. Ich schätze ihn weiterhin sehr. Er ist ein sehr angenehmer Mensch – nur nicht für seine Gegenspieler. Und er ist ein Torgarant. Auch wenn er mal, wie jetzt, ein paar Spiele nicht getroffen hat.
Seinen Sturmkollegen Lukas Hinterseer hätten Sie im Sommer gern nach Darmstadt geholt, heißt es. Warum hat es nicht geklappt?
Zunächst mal: Wir haben beide eine Vergangenheit bei Wacker Innsbruck. Deswegen verfolgt man schon mal die Werdegänge von Spielern, die von diesem Verein kommen oder anderen Klubs, für die man früher gespielt hat. Ganz grundsätzlich: Sich als Trainer Gedanken über mögliche Verstärkungen zu machen, ist normal. Welche Verstärkungen wir dann verpflichten und stemmen können, ist wieder ein anderes Thema.
Hinterseer spielt beim HSV kaum eine Rolle. Ist es vorstellbar, dass Sie es im Winter erneut versuchen?
Vorstellbar mag vieles sein. Oder auch nicht. Momentan schaue ich nur auf die nächsten Spiele, alles andere werde ich ohnehin nicht kommentieren.