Bakery Jatta und Robert Glatzel jubeln über das 2:0 gegen Magdeburg
  • Die Entscheidung: Bakery Jatta (vorne) erzielte gegen Magdeburg den zweiten HSV-Treffer.
  • Foto: WITTERS

„Das ist nicht ohne“: HSV feiert nächsten Sieg und jagt Uralt-Rekord von Ernst Happel

Seit 377 Tagen war der HSV vor dem Zweitliga-Topspiel gegen den 1. FC Magdeburg im heimischen Volksparkstadion ungeschlagen – und er ist es auch weiterhin! Das 2:0 (1:0) durch Tore von László Bénes und Bakery Jatta bedeutete das Ende einer fünf Jahre alten Sieglos-Serie gegen den FCM in der Zweiten Liga – und für den Moment vor allem das Absichern des zweiten Tabellenplatzes. Und es sorgte dafür, dass der HSV nur noch einen Heimsieg von einer unter Trainer-Legende Ernst Happel aufgestellten Bestmarke entfernt ist.

Einen nach dem anderem nahm Tim Walter nach dem Abpfiff in den Arm, erst seine Co-Trainer, dann jeden seiner Spieler einzeln. Er tat es glücklich, froh und vor allem erleichtert über den Sieg – nachdem der HSV-Trainer gut zwei Stunden zuvor das vierköpfige Schiedsrichter-Team um Florian Exner per Umarmung begrüßt hatte. Wenig später dann pfiff der 33-jährige Hauptreferee aus Münster eine Partie an, die für den HSV perfekt beginnen sollte – zumindest, nachdem Miro Muheim den Ball in der ersten Minute gerade noch so übers eigene Tor geklärt hatte.

Bénes brachte den HSV gegen Magdeburg früh in Führung

Der Schweizer war einer von sieben Spielern, die Walter im Vergleich zum Pokalspiel in Bielefeld (5:4 n. E.) in der Startelf gelassen hatte. Und zu ebendiesen sieben Akteuren gehörte auch derjenige, der den HSV früh in Führung brachte: László Bénes. Das komplette Hamburger Offensiv-Quintett war an dem Treffer beteiligt, der Slowake aber war es, der den Ball nach einem mustergültigen Spielzug über Ransford Königsdörffer, Robert Glatzel, Immanuel Pherai und Bakery Jatta per Abstauber über die Linie drückte – und das nachholte, was Glatzel (8.) kurz zuvor noch per Volley-Schuss aus 16 Metern verpasst hatte: das 1:0 (9.). „Das war wirklich gut herausgespielt“, musste auch FCM-Coach Christian Titz anerkennen. „Es war nicht zu verteidigen.“

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Doch es dauerte, bis der HSV offensiv wieder gefährlich wurde. Weil sein Team nach einer intensiven Woche in Halbzeit eins „behäbig“ spielte und durch eine tiefere Positionierung als üblich diesmal „Kräfte schonen“ wollte , wie Walter später erklärte. Und weil sich Magdeburg seinerseits sehr ballsicher zeigte, nicht den Eindruck eines Tabellen-13. machte und aktiv mitspielte. Mehr als Torannäherungen waren die Versuche von Jason Ceka (12.) und Jan-Luca Schuler (19.) aber nicht.

Mikelbrencis und Ambrosius rechtfertigen das Vertrauen

Die mitgereisten FCM-Fans sorgten für eine Pyro-Unterbrechung, ihre Mannschaft wurde dem über dem Auswärtsblock hängenden Banner „Kommando 1. FC Magdeburg“ aber nur in Phasen gerecht. Vielmehr war es ein diesmal unspektakuläres Spiel auf Augenhöhe mit wechselnder Dominanz, in dem Glatzel aus spitzem Winkel das 2:0 verpasste (43.) und FCM-Kapitän Baris Atik aus der Distanz den Ausgleich (45.).

Die HSV-Abwehr, in der Stephan Ambrosius und William Mikelbrencis erneut beginnen durften und das Vertrauen ihres Trainers rechtfertigten, stand sicher. „Die Jungs haben das gut gemacht und kompakt verteidigt“, lobte Bénes seine Kollegen – genauso wie Aushilfskapitän Jonas Meffert, der erkannte: „Hinten haben sich alle reingeworfen.“ Muheim konnte dem nur zustimmen: „Wir haben alles sehr gut wegverteidigt.“ Und als die Defensive nach der Pause doch einmal unaufmerksam war und Schuler frei durch war, rettete Mikelbrencis nach einem Vollsprint derart, dass der ausverkaufte Volkspark bebte (54.).

FCM drängt, aber Jatta erlöst den HSV und Elfadli sieht Rot

Und er durfte es noch mal tun, nachdem der HSV eine Magdeburger Drangphase inklusive Atik-Freistoß (64.) und Bockhorn-Schuss (65.) überstanden hatte: Der eingewechselte Jean-Luc Dompé flankte auf den zweiten Pfosten, Jatta stieg hoch – und köpfte zum 2:0 ein (72.). „Da sieht man die individuelle Klasse der Gegenspieler“, meinte Titz. Dass Daniel Elfadli nach einem harten Einsteigen gegen Ambrosius anschließend die Rote Karte sah (78.), war einer aus HSV-Sicht entspannten Schlussphase zuträglich, in der nichts weiter passierte. Und nach dessen Überstehen die HSV-Profis sich vor der Nordtribüne feiern lassen durften: für den nächsten Heimsieg.

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„Hier regiert der HSV“, hallte es durch den Volkspark, in dem der HSV eine Macht bleibt. Und in dem er seit dem Gegentor von Simon Terodde beim 5:3 gegen Schalke 04 Ende Juli kein einziges Gegentor mehr kassiert hat. Auch dem FCM, der im Oktober 2022 der letzte Klub war, der drei Punkte aus der HSV-Arena entführen konnte, gelang das nicht. Von wegen Angstgegner, hatte Walter schon auf der Pressekonferenz vor dem Spiel durchklingen lassen.

HSV-Trainer Walter: „Hatten eine sehr erfolgreiche Woche“

Nach dem Erfolg durfte er am späten Samstagabend nun resümieren: „Ich bin mit der Gier und der Arbeit sehr zufrieden. Wir haben in dieser Saison zum sechsten Mal zu Null gespielt, das ist auch nicht ohne.“ Und so durfte Walter seiner Mannschaft ein Kompliment aussprechen: „Wir sind auf einem guten Weg, haben uns aus dem Tal ein bisschen herausgearbeitet – und sind sehr souverän.“ Kurz: „Wir hatten eine sehr erfolgreiche Woche.“ Mit einem 3:3 in Kaiserslautern, dem Einzug ins Pokal-Viertelfinale und nun dem Dreier vor heimischer Kulisse.

1986/87 in der Bundesliga hatte der HSV unter Ernst Happel sogar die ersten sieben Heimspiele der Saison alle gewonnen. Bis heute ist das alleiniger Rekord – noch, muss man sagen, denn an diesem Samstagabend nun lieferte der schon sechste Erfolg im Volkspark in dieser Saison die Steilvorlage für die kommende Heimpartie gegen Braunschweig in 13 Tagen. „HSV-Heimspiele sind immer etwas Besonderes, das wird auch so bleiben“, blickte Keeper Daniel Heuer Fernandes in den Stadion-Katakomben schon einmal voraus – und hielt fest: „Ein volles Haus, es macht einfach Riesen-Spaß hier.“ Einmal mehr für den HSV in dieser Saison.

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