„Dem Trainer fällt es auch schwer“: Richter verrät, was in der HSV-Kabine passierte
Für Marco Richter stellte sich die Frage, was nach dem 2:2 (2:0) gegen Schalke 04 überwog, am späten Samstagabend nicht. „Ganz klar die Enttäuschung“, betonte der 26-Jährige. Die andere Option wäre die Freude über seine persönliche Tor-Erlösung gewesen. In seinem zehnten HSV-Pflichtspiel traf er zum ersten Mal – und wie. Doch wegen des Endresultats blieb es nicht bei der Schwärmerei über seinen Sahne-Freistoß. Stattdessen musste Richter beantworten, was nach dem neuerlichen Rückschlag in der HSV-Kabine passierte.
Die Pfiffe, die nach dem Abpfiff von der Nordtribüne in Richtung der versammelten Mannschaft wehten, nahm die Leihgabe von Mainz 05 mit Fassung. „Nach so einer zweiten Halbzeit ein bisschen zu Recht“, kommentierte Richter den Unmut der Anhänger. Denn: „Unser Anspruch ist, die Spiele zu Hause zu gewinnen. Dem sind wir nicht gerecht geworden. Deswegen können wir nachvollziehen, dass die Fans enttäuscht sind.“ Genauso wie die Profis selbst.
HSV-Leihgabe Marco Richter traf traumhaft per Freistoß
„Ich glaube, dass jeder hier in der Kabine enttäuscht ist“, bestätigte Richter. „Und wahrscheinlich sehr, sehr sauer.“ Dabei hatte das Zweitliga-Topspiel aus Sicht des HSV so gut angefangen. Richter stand zum sechsten Mal in dieser Saison in der Startelf, traf anders als gegen den 1. FC Magdeburg (3:1) und gegen den 1. FC Nürnberg (1:1) aber nicht den Pfosten – sondern ins Schwarze. Weil Schalke-Keeper Justin Heekeren falsch spekulierte und mit einem Schuss über die Schalker Mauer rechnete, schlenzte Richter aus 20 Metern ansehnlich rechts oben ins Torwarteck.
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Ein Traumtor als erstes HSV-Tor überhaupt. Die Erlösung nach so vielen unglücklichen Szenen in den Vorwochen. „Die Position war für einen Rechtsfuß ein bisschen besser“, beschrieb Richter, der sich als Schütze gegen Miro Muheim durchgesetzt hatte, seinen direkten Freistoß hinterher. In den Sekunden vor dem Treffer kam in ihm eine Erinnerung hoch. „So einen habe ich auch mal in der U23 gegen Bayern gemacht, in die Torwartecke“, erklärte Richter seinen Kunstschuss. „Deswegen dachte ich, ich ziehe einfach mal durch – und er ist ganz gut reingeflogen.“
Richter hatte nach seinem ersten HSV-Treffer „Gänsehaut“
Und sein persönlicher Knoten war geplatzt. In seinen ersten HSV-Monaten hatte sich Richter teils ziemlich schwer getan, die für ihn harte Vorsaison bei Stammklub Mainz hat Spuren hinterlassen. Auch gegen S04 traf der zentrale Offensivmann wieder einige falsche Entscheidungen in der Vorwärtsbewegung, er präsentierte sich aber ballsicher und – im Vergleich zu den vergangenen Wochen – überwiegend ruhig am Ball. Das frühe Tor tat ihm da noch mal besonders gut. „Es war etwas ganz Besonderes, in dem Stadion bei einem Samstagabend-Spiel zu treffen“, sagte Richter kurzzeitig strahlend. „Vor der Kulisse das 1:0, das war schon ein bisschen Gänsehaut auf jeden Fall.“
Nach dem Remis aber, da überwog bei Richter „Traurigkeit“, wie er zugab. „Nach so einem Spiel, nach so einer Anfangsphase, nach einer sehr guten ersten Halbzeit …“ Nur 95 Sekunden nach seiner Premieren-Bude lag der HSV mit 2:0 in Front, brach in der zweiten Hälfte aber ein und kassierte wieder einmal ein Gegentor unmittelbar nach der Pause. „Wir waren dann wieder ein bisschen verunsichert, haben uns das erste Tor selbst eingeschenkt. Dann sind wir auch gar nicht mehr rausgekommen – und am Ende hat Schalke es gut gemacht“, musste Richter eingestehen.
„Fällt ihm schwer“: Richter leidet mit HSV-Coach Baumgart
Der ehemalige U21-Nationalspieler wollte gar nicht erst nach Ausreden suchen. „Am Ende darfst du hier niemals unentschieden spielen. Wir müssen das Ding ziehen“, ärgerte er sich – und fühlte mit den pfeifenden Anhängern: „Dass die Fans dann sauer und wahrscheinlich auch traurig sind, ist völlig verständlich. Damit müssen wir auch leben, ganz klar.“ Mit diesem Gefühl ging es für Richter und Co. in die Katakomben, wo Coach Steffen Baumgart, der nach dem vierten sieglosen Spiel in Serie wackelt, seine Mannschaft versammelte und ein paar Worte an sie wandte.
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„Der Trainer hat uns kurz zur Seite genommen und gesagt, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und positiv zu bleiben“, verriet Richter, was nach dem Frust-2:2 in der Kabine geschah. „Ich glaube, es fällt ihm dann auch ein bisschen schwer, genauso wie uns Spielern. Wir waren traurig, das sieht man uns auch an.“ Dabei hatte man Richter in der 29. Minute, während des Jubels über seinen ersten HSV-Treffer, doch noch pures Glück ansehen können.