Steffen Baumgart unterhält sich im Fritz-Walter-Stadion mit Erich Huber
  • HSV-Vorstand Stefan Kuntz traf in Kaiserslautern auf viele alte Bekannte wie den FCK-Fanbetreuer Erich Huber (l.).
  • Foto: WITTERS

„Der Trainer wird irgendwann durchdrehen“: Warum HSV-Boss Kuntz Alarm schlägt

Steffen Baumgart sprach offen aus, dass der Plan seines HSV eigentlich darin bestand, drei Punkte aus Kaiserslautern zu entführen. Grundsätzlich war er aber bemüht, das Spiel sachlich zu analysieren und das Positive hervorzuheben, nachdem er beim späten 2:2 durch Davie Selke zu einem für ihn ungewöhnlich weiten Jubellauf entlang der Seitenlinie angesetzt hatte. Die Tonalität von Stefan Kuntz dagegen war nach dem Abpfiff eine andere. Der Sportvorstand schlug auch Alarm und warnte: „Der Trainer wird irgendwann durchdrehen.“

In der Mixed Zone des Fritz-Walter-Stadions hatte sich Kuntz noch einen Spaß erlaubt, er stubste Torschütze Selke während eines Interviews an und nahm ihn anschließend zehn Sekunden lang in den Arm. Auch der ehemalige FCK-Profi und -Vorstandschef war natürlich happy darüber, dass sich der HSV immerhin einen Punkt erkämpft hatte. „Ganz zum Schluss sind wir zufrieden“, sagte er bei Sky. Doch Kuntz zählte auch die Mängel auf.

HSV hatte Spielkontrolle, aber Kuntz sieht Anlass zur Kritik

„Wir haben am Anfang das Spiel kontrolliert“, sagte der HSV-Boss und war damit zunächst auf einer Linie mit Coach Baumgart und den Profis um Kapitän Sebastian Schonlau. „Wir haben dann aber zu wild gespielt, die Räume nicht mehr gut besetzt“, setzte Kuntz zur Kritik an. „Wir haben uns dann oft an der Außenlinie selbst beengt im Anspiel und dadurch Kaiserslautern stark gemacht.“ Die Gastgeber gingen durch ihre erste richtige Torchance in Führung (33./Ragnar Ache), was Schonlau und Co. etwas ratlos zurückließ. Kuntz jedoch legte den Finger in die Wunde.


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„Wir haben auf jeden Fall zu Recht mit 0:1 hinten gelegen“, befand der 61-Jährige. Baumgart bemängelte die in der ersten Hälfte fehlenden HSV-Lösungen in der Offensive zwar ebenso; laut dem Trainer kam das Gegentor aber eher „aus dem Nichts“, war also vom Spielverlauf her nicht unbedingt folgerichtig. Das sah Kuntz im Detail offenbar etwas anders. Wie auch immer und ohne dem Duo fehlende Einigkeit in der Analyse vorzuwerfen: Das Tor war unnötig. „Und dann sind wir wieder schlafmützig aus der Halbzeit gekommen“, monierte Kuntz mit Blick auf das 0:2 (50.).

Auch in Lautern: HSV nach der Pause zu oft zu nachlässig

Dass der Sportvorstand hierbei das Wort „wieder“ wählte, hat einen Grund. Denn im Saisonverlauf hatte sich der HSV schon mehrfach kurz nach der Pause zu nachlässig, teils sogar zu passiv oder zu naiv präsentiert. Beim 0:1 in Hannover etwa fing der HSV in der 49. Minute den entscheidenden Gegentreffer. Beim 4:1-Heimsieg gegen Münster hatte Baumgarts Team ebenfalls unmittelbar nach der Pause das Momentum abgegeben und beinahe mehr als nur den Anschlusstreffer in der 58. Minute kassiert. Und am Samstagabend nun vertändelte Miro Muheim im Dribbling leichtfertig den Ball, sodass die Lauterer einen „sehr guten Konter“ (Baumgart) mit dem zweiten Torerfolg krönten.

„Wir hatten nach der Halbzeit zu viele schnelle Ballverluste“, gestand Schonlau. „Wir waren dann auch irgendwo ein Stückweit zu offen bei den Aktionen – und dann kassierst du eben das 0:2.“ Richmond Tachie war der Torschütze.

Kuntz sorgte sich um Steffen Baumgarts „Nervenkostüm“

„Da wird der Trainer irgendwann mal durchdrehen, wenn das nicht aufhört“, warnte Kuntz aufgrund der schlechten Phase nach dem Pausentee. Wegen dieser, und auch wegen einer insgesamt nicht gerade guten ersten Hälfte, hatte der HSV ja überhaupt einem 0:2-Rückstand hinterlaufen müssen. Das gehört zur Geschichte dieses Topspiels, das aus Hamburger Sicht dann ja doch noch ein halbwegs versöhnliches Ehe fand, dazu. Ebenso wie der Fakt, dass erst Selke, vor allem aber die HSV-Joker Adam Karabec, Jean-Luc Dompé und Emir Sahiti die Wende eingeleitet hatten.

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„Dass von der Bank noch was kommt, das zeigt, dass ein bisschen Leben da ist, das haben alle klasse gemacht, die reingekommen sind“, zeigte sich Kuntz nach seiner geäußerten Kritik glücklich. Und mit Blick auf Baumgart, der sich bei seinem Jubellauf nicht verletzt hatte, fügte die FCK-Legende noch hinzu: „Ich bin froh für sein Nervenkostüm, dass wir das Spiel noch mal gedreht haben.“ Ansonsten hätte Kuntz sicher noch eindringlicher Alarm geschlagen.

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